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Immobilien auf dem Prüfstand

Katholische Gemeinde Stutensee-Weingarten: Verkauf von Kirchen ist kein Tabu mehr

Die Kirchengemeinde Stutensee-Weingarten hat alle ihre Immobilien geprüft und nach einem vom Pfarrgemeinderat erdachten Ampelsystem bewertet.

Immobilie auf der Kippe: St. Georg in Spöck wurde als nur noch bedingt erhaltenswert beurteilt
Immobilie auf der Kippe: St. Georg in Spöck wurde als nur noch bedingt erhaltenswert beurteilt Foto: Marianne Lother

Die Gesellschaft ändert sich rasant und immer weniger Menschen nutzen die Angebote der Kirche. Das führt zwangsläufig zu der Frage: Werden diese Immobilien alle noch gebraucht? Und wie kann andererseits sichergestellt werden, dass das Evangelium noch gehört werden kann und unter die Menschen kommt?

Bei einem Informationsabend über das Programm der Kirchenentwicklung 2030 erläuterten Dekan Lukas Glocker vom Dekanat Bruchsal, Pfarrer Jens Maierhof, Leiter der katholischen Kirchengemeinde Stutensee-Weingarten, und die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, Mechthild Wallrath, die bisherigen Überlegungen und Beschlüsse.

Eine neue große Pfarrei Bruchsal

Zum 1. Januar 2026 wird aus ehemals 13 Seelsorgeeinheiten, zu denen auch Stutensee-Weingarten gehört, die neue große Pfarrei Bruchsal gebildet. Sinnbildlich steht die Kirche vor einem Umzug. Und zu jedem Umzug gehört vorher eine Abwägung, was noch gebraucht wird. Die Kirchengemeinde Stutensee-Weingarten hat alle ihre Immobilien mit Ausnahme der Kindertagesstätten geprüft und nach einem vom Pfarrgemeinderat erdachten Ampelsystem bewertet.

Beim Infoabend in der Kuratiekirche St. Georg in Spöck hat Mechthild Wallrath den rund 120 Interessierten die Ergebnisse vorgetragen. Grün bedeutet: Das Gebäude ist pastoral notwendig und die im Bewertungsprozess definierten Kriterien sind erfüllt, notwendige Investitionen sind vertretbar.

Gelb heißt: Die weitere Nutzung muss kritisch hinterfragt werden, spätestens dann, wenn hohe Investitionskosten kurzfristig notwendig werden. Rot bekommt ein Gebäude, wenn nur noch wenig Bedarf dafür besteht und eine Sanierung nicht sinnvoll ist. Dann wird ein Verkauf bis Ende 2025 angestrebt.

15 Immobilien auf dem Prüfstand

15 Immobilien hat Wallrath an diesem Abend vorgestellt. Rot gibt es für St. Wolfgang Staffort, das Mesnerhaus Blankenloch, das Gemeindezentrum Weingarten und das dort angemietete Haus Pabst. Gelb bewertet werden die Kirchen St. Josef sowie die Blockhütte in Blankenloch, St. Elisabeth Friedrichstal, St. Georg Spöck und das Heilig-Geist-Zentrum Büchig.

In Weingarten betrifft es das Pfarrbüro und das Pfarrhaus. Grün erhalten das Pfarrhaus in Blankenloch, das Gemeindehaus in Friedrichstal und die vor noch nicht langer Zeit renovierte Pfarrkirche in Weingarten. Die Bewertungskriterien waren Bedarf und Auslastung, Alternativen und baulicher Zustand.

Nach dieser Vorstellung ging es in Gruppengesprächen weiter: Was muss noch bedacht werden, was wurde übersehen? Weingarten war zahlenmäßig am stärkten vertreten und meldete hohen Bedarf Räumen für etliche Gruppen an: Kirchenchor, Schola, Altenwerk und andere. Diese Gruppen bräuchten „Heimat“.

Bürger wünschen Gemeindeleben vor Ort

Wenn sich die Kirche immer weiter aus der Fläche zurückziehe, würden eines Tages die Wege zu weit und die Entfremdung zu groß. Dann sei der Kipppunkt erreicht. Die Anregungen wurden auf Zettel geschrieben und anschließend gesammelt vorgetragen.

Deutlich wurde der Wunsch, Gemeindeleben müsse vor Ort stattfinden und Ökumene gelebt werden können. Pfarrer Maierhof sagte bei seinem Schlusswort, es sei nahezu sicher, dass das eine oder andere Gebäude nicht zu halten sei. Es gehe um die Zukunft der Kirche. Bleibt die Kirche am Ort? Hat sie noch Bindungskraft? Hängt sie tatsächlich an Räumen? Kirche sei nicht in Räumen entstanden, sondern aus dem Zusammentreffen von Menschen.

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