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Zukunft gefährdet

Kleintierzuchtvereine zwischen Pfinztal und Dettenheim erleben Mitgliederkrise

In den acht Kommunen der Region sind derzeit 17 Kleintierzuchtvereine gemeldet. Aber den Züchtern geht der Nachwuchs aus. Sind die Vereine noch zu retten?

Das Foto zeigt Mitglieder des Kleintierzuchtvereins Blankenloch mit ihren gefiederten Schützlingen auf der Vereinsanlage bei der diesjährigen Lokalschau: von links Willi Weis (Jugendwart), Nadja Amolsch, Pascal Huber (2. Vorstand), Herbert Seitz (1. Vorstand), Kathrin Mayr (Schriftführerin)
Willi Weis, Nadja Amolsch, Pascal Huber, Herbert Seitz und Kathrin Mayr (von links) sind Mitglieder des Kleintierzuchtvereins Blankenloch. Foto: Werner Breitenstein

Die Kleintierzucht hat hierzulande eine lange Tradition. In den acht Kommunen der Hardt-Region zwischen Pfinztal und Dettenheim sind derzeit 17 Vereine gemeldet, die sich mit Aufzucht und Erhalt kleinerer Haus- und Nutztiere, besonders Geflügel und Kaninchen, beschäftigen.

Die meisten von ihnen sind schon über 100 Jahre alt. Wie viele andere Vereine kämpfen sie gegen Mitgliederschwund. Zu den üblichen Nachwuchssorgen kommen noch einige spezielle Probleme, die gerade den Kleintierzuchtvereinen das Leben schwer machen.

Klaus Steil, Vorsitzender des Kreisverbands Karlsruhe der Rassegeflügelzüchter, sieht die Zukunft der Vereine als gefährdet an, und das nicht nur wegen des hohen Altersdurchschnitts der Mitglieder. „Es kommt noch erschwerend hinzu, dass außerhalb von bestehenden Kleintierzuchtanlagen wegen der immer engeren Wohnbebauung keine Flächen mehr zur Verfügung stehen“, gibt er zu Bedenken.

Naturschutz steht dem Errichten von Zäunen und Stallungen entgegen

Bei den heutigen Baulandpreisen könne es sich niemand mehr leisten, noch Platz für Geflügelhaltung vorzusehen. „Und falls doch, hat sicher der liebe Nachbar etwas dagegen, der zwar das Frühstücksei schätzt, egal, wo es herkommt, aber nicht den Hahnenschrei“, merkt er noch sarkastisch an.

Der springende Punkt ist der finanzielle Aufwand für die Tierhaltung.
Reiner Bechtold
Vereinsvorsitzender Wöschbach

Außerhalb von Ortschaften steht oft der Landschafts- und Naturschutz dem Errichten von Zäunen und Stallungen entgegen. Steil bedauert die Entwicklung, da er es gerade in unserer stressigen Zeit als ausgesprochen entspannend empfindet, dem Treiben des Geflügels zuzusehen.

„Der springende Punkt ist der finanzielle Aufwand für die Tierhaltung“, meint Reiner Bechtold, Vorsitzender des Kleintierzuchtvereins Wöschbach. Aufgrund der immer strengeren Vorschriften des Veterinäramts, beispielsweise was die Größe der Stallungen betrifft, werde es immer mehr zur Geldfrage.

Verein hat derzeit noch 100 Mitglieder, darunter sind fünf Züchter

Die Jugendlichen zeigten ohnehin nur wenig Interesse, wenn sie nicht gerade von Eltern oder Großeltern mitgezogen werden. Gegenwärtig ist der Verein mit eigenem Lokal und einer Halle für Ausstellungen noch gut aufgestellt. Unter den rund 100 Mitgliedern gebe es allerdings nur noch fünf Züchter.

Seit über vier Jahrzehnten führt Herbert Seitz den Kleintierzuchtverein Blankenloch. Die Kleintierzucht bezeichnet er als „anspruchsvolles Hobby“, die Tiere müssten gefüttert und umsorgt werden, was neben Geld auch viel Zeit erfordere.

Viele junge Familien möchten, dass ihre Kinder mit Hühnern aufwachsen.
Torsten Fischer
Vereinsvorsitzender Dettenheim

Dass der Boom der Nachkriegszeit längst abgeebbt ist, hat für ihn mehrere Ursachen, etwa verschärfte Vorschriften, Konfrontationen mit Tierschützern sowie der Trend zur veganen Lebensweise. Erfreut zeigt sich Seitz, dass der Generationenwechsel in der Vereinsführung zu glücken scheint.

Vorstand sieht große Gefahr in den Folgen der Vogelgrippe

Sein bisheriger Stellvertreter und designierter Nachfolger Pascal Huber, frisch gebackener Vereinsmeister in der Kategorie „Bestes Tier Hühner“ mit seinem Brakel gold, ist gerade einmal 28 Jahre jung. Zum Verein kam der „Seiteneinsteiger“ nach eigenen Angaben nicht durch familiäre Bindungen, sondern „aus Liebe zu den Tieren“.

„Viele junge Familien möchten, dass ihre Kinder mit Hühnern aufwachsen“, hat Torsten Fischer, Vorsitzender des Kleintierzuchtvereins Dettenheim, festgestellt. Dabei geht es aber mehr um die Haltung und weniger um die Zucht. Besonders stark nachgefragt wurden in letzter Zeit Weiße Seidenhühner.

Das 100-jährige Jubiläum möchten wir schon noch feiern.
Torsten Fischer
Vereinsvorsitzender Dettenheim

Der erste Vorstand des Kleintierzuchtvereins Liedolsheim sieht im Übrigen eine große Gefahr in den Folgen der Vogelgrippe. Bei Verdachtsmomenten könnten manche Vereine in der Existenz bedroht sein.

Er unterstützt deshalb die bundesweite Petition „Impfen statt Keulen“, die sich dafür einsetzt, dass ein bezahlbarer Impfstoff zugelassen wird, um nicht den gesamten Bestand eliminieren zu müssen.

Der Kleintierzuchtverein Liedolsheim wurde 1930 gegründet. „Das 100-jährige Jubiläum möchten wir schon noch feiern“, so Fischer weiter – in der Hoffnung, dass die Kleintierzucht doch kein aussterbender Zweig ist.

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