Seit Jahren hat Tierfreundin Selina Mendgen Kontakt zu einer Tierschutzgruppe in der Ukraine. Als der Krieg ausbrach, erhielt sie von dort Fotos und Handy-Clips, die ihr das ganze Ausmaß der Katastrophe zeigten. Die 27-Jährige reagierte spontan und hilft. Dafür richtete sie zunächst in der Einfahrt und im Hof ihres Hauses in Hochstetten eine Annahme- und Ausgabestelle für Lebensmittel und Tierfutter ein.
Im persönlichen Kontakt mit Menschen aus der Ukraine stellte sie fest, wie groß die Not ist. Denn erst, wenn die Geflüchteten am neuen Aufenthaltsort registriert sind, erhalten sie finanzielle Zuwendungen. „Viele sind mit dem Auto geflohen. Teilweise mit ihren Kindern und Haustieren. Sie haben Hunger, Durst, brauchen Decken, Kleidung und Hygieneartikel“, beschreibt die angehende Tierheilpraktikerin die Situation.
Um die Geflüchteten mit dem Nötigsten versorgen zu können, startete sie eine Sammelaktion auf der Facebook-Dorfgruppe. Die Resonanz war und ist überwältigend, sagt sie. Namhafte Firmen aus der Region spenden regelmäßig Tierfutter, Nudeln, Kinderkleidung oder Babyhochstühle. Eine Friseurin bietet gratis Haarschnitte an und eine Pizzeria liefert einmal in der Woche Pizzen.
Aktion ist mittlerweile weit über den Landkreis hinaus bekannt
Täglich bringen Menschen Sachspenden vorbei. Benötigt werden vor allem Lebensmittel wie Kartoffeln, H-Milch oder Konserven. „Hier hilft wirklich jeder jedem. Ich poste täglich, was wir aktuell am meisten benötigen und gebe ein Update, wie wir helfen konnten, damit die Spender immer auf dem neuesten Stand sind“ erklärt die Hochstetterin.
Anfangs war ihre Ausgabestelle von 8 bis 22 Uhr geöffnet. Inzwischen werden Spenden von 14 bis 19 Uhr angenommen. Die Initiative ist weit über den Landkreis hinaus bekannt und stark frequentiert. Bei der Arbeit wird die Studentin von ukrainischen Helfern unterstützt, die am Tor den Einlass regeln und Besuchern zeigen, wo was zu finden ist.
Andrang vor der Sammelstelle ist groß
Dabei geht es ganz unbürokratisch zu – es reicht, wenn Pässe vorgezeigt werden. „Oft stehen 100 Leute und mehr vor dem Tor, wir können aber immer nur acht auf einmal reinlassen“, erzählt die Initiatorin der Hilfsaktion. Der größte Lohn für ihr Engagement „ist die Dankbarkeit und die Freude in den Augen der Menschen“, denen sie hilft.
Einem Flüchtlingspaar mit Baby konnte Selina Mendgen zum Beispiel Fertigbabymilch organisieren. Die junge Familie war auf der Durchreise und wohnten im kalten Auto. Viele Ukrainer wollen sich erkenntlich zeigen und etwas von der Hilfe zurückgeben. Eine Frau schneidert jetzt Baby- und Kinderkleidung, nachdem sie eine Nähmaschine gespendet bekam.
Bürgermeister Michael Möslang zeigt sich vom Einsatz der engagierten Mitbürgerin derart begeistert, dass er ihr persönlich bei einem Besuch seinen Dank aussprach und einen Blumenstrauß überreichte.