Personal- und Nachwuchsmangel, hohe Anforderungen, zu geringe Bezahlung und mangelnde gesellschaftliche Wertschätzung: Solche Mankos machen dem ganzen Pflegesystem in Deutschland zu schaffen. In der Altenpflege zeigt sich die Problematik besonders deutlich.
„Die Politik ist gefordert, eine bessere Finanzierung zu erreichen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und die Arbeitsbedingungen nicht nur in finanzieller Hinsicht zu optimieren“, sagt Marek Piecha, Leiter des Altenpflegeheims der Stiftung Geschwister Nees in Linkenheim-Hochstetten. Der Pflege fehle eine Lobby und Deutschland habe viel zu spät mit der Akademisierung begonnen, kritisiert er. Nur sehr wenige Altenpfleger und -pflegerinnen in Deutschland haben bislang einen pflegewissenschaftlichen Abschluss.
„Wir sind hier im Haus sehr gut aufgehoben“, sagt Mitarbeiterin Agnieszka Jedrychowska. „Wir haben Fachkräfte, Fort- und Weiterbildungen und im Einrichtungsleiter wirklich einen Ansprechpartner.“ Das sei keineswegs überall so. Häufig würden in Häusern Fachkräfte fehlen, was dann Überstunden und Einschnitte ins Privatleben bedeute.
Mitarbeitenden in Linkenheim-Hochstetten geht es auch ums Wohlbefinden
„Wir verdienen an sich nicht wenig hier. Aber es geht nicht allein ums Geld, sondern auch ums Wohlbefinden“, erklärt die seit Juli examinierte Fachkraft und Schichtleiterin.
Ihre Ausbildung begann sie 2020 in Liedolsheim. Nach einem Jahr wechselte sie zur Stiftung Geschwister Nees. Als sie Ende 2013 als Umweltschutztechnikerin nach Deutschland kam, sei ihre Qualifikation nicht anerkannt worden, erzählt die 36-Jährige. Private Erfahrungen mit Pflege in ihrer Familie hätten sie dann motiviert, in der Altenpflege zu arbeiten.
Die Arbeit sei körperlich nicht leicht. Aber mit einer guten Organisation und einem guten Team könne man Aufgaben verteilen und den Dienst leichter gestalten. „Ich bin zufrieden, kann mich weiterentwickeln und werde dabei bleiben“, sagt sie.
Mary Levi Bonayon war früher im Businessmanagement tätig. „Meine Tante wollte eigentlich, dass ich Krankenschwester werde. Als ich von den Philippinen nach Deutschland kam, dachte ich zuerst an Erzieherin, was mir aber nicht lag. Als ich ein Altenheim besuchte und ein Praktikum absolvierte, war das ein ganz anderes Gefühl und wie eine Berufung“, berichtet die 37-Jährige.
Mein Herz ist bei den älteren Menschen.Mary Levi Bonayon, angehende Generalstik-Pflegerin
„Mein Herz ist bei den älteren Menschen. Ich denke, das hat auch mit den Traditionen und dem Leben mit Älteren in meiner Heimat zu tun.“ Man müsse diesen Beruf, der durchaus anstrengend sei, mögen. Das schönste Gefühl sei, wenn die Bewohner glücklich seien und Dankeschön sagen.
Derzeit legt sie die Prüfungen für ihren Abschluss Ende Mai ab. Danach will sie der Einrichtung treu bleiben. Nach zwei Jahren allgemeiner Ausbildung entschied sie sich, den Ausbildungsweg der Generalistik zu gehen. Diese dreijährige Fachkraftausbildung umfasst Unterricht an Pflegeschulen und praktische Ausbildung bei einer Ausbildungseinrichtung und weiteren Einrichtungen aus Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege.
Absolventen stehen dann nach ihrem dem Examen entsprechenden Abschluss alle diese Berufe offen. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hielt die Generalistik in Deutschland verspätet Einzug.
Corina Siegel kommt aus Leopoldshafen und fing vor zehn Jahren als Pflegehelferin im Haus an. „Vorher arbeitete ich als Verkäuferin. Zur Altenpflege kam ich über Freunde“, erzählt sie. „Ausschlaggebend war für mich das Team. Ich fühlte mich gleich wohl, die Arbeit macht Spaß, die Bewohner freuen sich und zeigen ihre Dankbarkeit.“
Auch Corina Siegel streicht als ganz wichtigen Aspekt heraus, dass bei der Stiftung konsequent Fort- und Weiterbildungen geboten würden. „Die Aufstiegsmöglichkeiten spornten mich an und so werde ich im April als Auszubildende anfangen.“ Durch die Generalistik werden ihr später auch andere Aufgaben und berufliche Möglichkeiten offen stehen.