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Sorge um Betreuung

Hohe Hortgebühren: Mütter aus Linkenheim-Hochstetten starten Online-Petition

Vier Mütter aus Linkenheim-Hochstetten sammeln mit einer Online-Petition Unterschriften gegen ihrer Meinung nach zu hohe Hortgebühren. Sie fordern: Kinderbetreuung darf kein Luxus sein.

vier Frauen
Kämpfen gegen zu hohe Hortgebühren: Kadiatou Diabaté, Françoise Reif, Danica Melzer und Angela Scheuermann (von links) aus Linkenheim-Hochstetten Foto: Christel Manzey

Beruf oder Familie? Für viele Eltern stellt sich die Frage inzwischen aus finanziellen Gründen kaum mehr. Nicht wenige Familien sind auf ein zweites Gehalt angewiesen. Funktionieren kann der Alltag mit zwei berufstätigen Elternteilen aber nur mit einer guten Kinderbetreuung. Sind die Gebühren dafür zu hoch, werden die Karten im Spiel um Kinder oder Karriere schnell neu gemischt.

In Linkenheim-Hochstetten haben vier Mütter eine Online-Petition gestartet. Ihr Ziel: faire Hortgebühren in Hochstetten. Denn die sind ihrer Meinung nach in ihrer Heimatgemeinde zu hoch.

Mütter wollten Hortgebühren nicht zum Wahlkampfthema machen

Seit 29. Januar sammeln Kadiatou Diabaté, Françoise Reif, Danica Melzer und Angela Scheuermann online Unterschriften. Bis Montagmittag haben 179 Menschen unterzeichnet, 142 davon direkt aus Linkenheim-Hochstetten.

Der Startzeitpunkt der Petition ist nicht zufällig gewählt: Das Quartett wollte die Frage der Hortgebühren bewusst nicht zum Wahlkampfthema machen. Man schätze Bürgermeister Michael Möslang (CDU) und wolle ihn nicht in eine Verteidigungshaltung drängen, betont Melzer: „Wir wollen offene Ohren.“

Eine Betreuung, die man sich nicht leisten kann, nutzt niemandem.
Françoise Reif, Mutter und Initiatorin

Denn die Situation für viele Eltern habe sich in den vergangenen Jahren zugespitzt. Die vier Mütter wissen nach eigener Aussage von Eltern, die ihre Kinder aus Kostengründen statt in den Ganztags- nur noch in den Halbtagshort schicken – oder sogar ganz abmelden.

„Wir sind alle froh, dass es eine Hortbetreuung gibt“, sagt Françoise Reif. „Aber eine Betreuung, die man sich nicht leisten kann, nutzt niemandem.“

Vergleiche zwischen Linkenheim-Hochstetten an aderen Kommunen

Für ihre Online-Petition haben Diabaté, Reif, Melzer und Scheuermann Hortgebühren aus umliegenden Gemeinden verglichen. Dabei haben sie nach Gemeinden mit ähnlicher Finanzstärke und Einzugsgebieten wie Linkenheim-Hochstetten gesucht.

Ihr Ergebnis: Verglichen mit Karlsruhe, Eggenstein, Leopoldshafen und Stutensee sind die Hortgebühren in Linkenheim-Hochstetten sowohl bei der Halbtags- als auch der Ganztagsbetreuung am höchsten.

Billig sind die Betreuungskosten im Schülerhort Hochstetten nicht.
Gemeinde Linkenheim-Hochstetten, in einer Stellungnahme

Ganz so einfach ließen sich die Zahlen allerdings nicht vergleichen, mahnt die Gemeindeverwaltung. Diese hat ihrerseits eine Vergleichserhebung mit umliegenden Gemeinden veröffentlicht.

Aber auch dort schneidet Hochstetten nicht sonderlich gut ab. „Auch in unseren Vergleichen wird deutlich: Billig sind die Betreuungskosten im Schülerhort Hochstetten nicht“, heißt es in einer Stellungnahme der Gemeinde.

Müssen die Gebühren also angepasst werden? Dagegen sprechen nach Aussage der Gemeinde die hohen Betriebskosten für den Hort in Hochstetten. Diese seien in den vergangenen Jahren stark gestiegen, 2021 hätten die Elternbeiträge lediglich 16 Prozent der Kosten gedeckt.

Ich bin selbst Vater und habe dafür Empathie.
Michael Möslang, Bürgermeister

Die Schulkindbetreuung aber sei keine Pflichtaufgabe der Gemeinde, sondern eine Freiwilligkeitsleistung. „Der Gesetzgeber gibt klar vor: Rein freiwillige Aufgaben dürfen wir uns als Gemeinde nur leisten, wenn wir sie auch laufend finanzieren können“, sagt Bürgermeister Möslang.

Die Online-Petition sieht das Gemeindeoberhaupt mit gemischten Gefühlen. „Ich bin selbst Vater und habe dafür Empathie“, so Möslang. Als Bürgermeister sehe er aber den Gemeindehaushalt und die Kostenentwicklung im Schülerhort. Die sei nicht zuletzt deshalb so hoch, da im Hort Hochstetten mit qualifiziertem pädagogischem Fachpersonal gearbeitet werde, heißt es in der Stellungnahme der Gemeinde weiter.

Scham spielt für Eltern auch eine Rolle

Das finden auch Diabaté, Reif, Melzer und Scheuermann gut. Der Hort habe einen ausgezeichneten Ruf. Die Ganztagsgrundschule in Linkenheim ist für sie daher keine Alternative. „Die Ganztagsschule ist nicht für jeden attraktiv“, sagt Scheuermann und verweist auf starre Abholzeiten. „Und die Ganztagsschule ist ja auch keine Ganztagsschule im wörtlichen Sinne“, sagt Reif. Immerhin ende der Unterricht hier bereits um 15.45 Uhr, Eltern müssten bis 17 Uhr und für die Ferien ebenfalls ein Hortangebot in Anspruch nehmen.

Sie sehen mit Sorge, wie die Nachfrage nach Ganztagsbetreuung schwindet. Ihr ältestes Kind habe sie bereits im ersten Kindergartenjahr für den Hort angemeldet, sagt Melzer – so groß sei damals die Nachfrage gewesen.

Inzwischen ist das ältere Kind nicht mehr im Hort, dafür aber das jüngere Geschwisterchen. Einen Geschwisterrabatt gibt es aber nur, wenn beide Kinder zeitgleich im Hort betreut werden. Auch das ist ein Umstand, den die Initiatorinnen der Online-Petition gern ändern würden.

Sie wissen: An den Gemeinderat heranzutreten, ist für viele Eltern eine hohe Hürde. Man kenne schließlich die – vorwiegend finanziellen – Argumente. Eine noch höhere Hürde sei es aber, offen damit umzugehen, dass das Geld für die gewünschte Betreuungsform nicht reicht.

An dieser Stelle verweist Bürgermeister Möslang auf Hilfeleistungen vom Jugendamt. Anspruchsberechtigt seien auch Familien, die sonst keine Sozialleistungen beziehen. „Das ist keine Schande – im Gegenteil“, so Möslang. Da bestünden Rechtsansprüche, die nicht gekannt oder genutzt würden.



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