Ende Juli hat der Gemeinderat Linkenheim-Hochstetten der Einführung einer Grünpatenschaft für öffentliche Bäume und Beete durch Bürger zugestimmt. Beantragt hatte sie die CDU-Fraktion.
Schon zeitig nach der Veröffentlichung habe sich eine erfreulich gute Resonanz gezeigt, ist aus dem Rathaus zu erfahren. Offizieller Baumpate wird man per Anmeldung beim Bürgerbüro. In der Hauptsache geht es darum, Bäume zu gießen oder zusätzlich eine kleinere gärtnerische Pflege zu übernehmen.
Kooperation von Grünpaten und Bauhof
Andreas Stampfer erläuterte im Gremium für die CDU-Fraktion, dass die Bewässerungsaufgaben des Bauhofs klimabedingt deutlich zugenommen hätten. Nach Konkretisierungen habe sich eine runde Sache mit einer Kooperation von Grünpaten und Bauhof ergeben.
Die Patenschaften werden ins kommunale Grünanlagenkataster eingetragen und an die Pflegetrupps des Bauhofs weitergegeben. Eine greifbare finanzielle Entlastung des Bauhofs werde zwar nicht erwartet, aber ein Beitrag zum Erhalt und zur Rettung von Bäumen, heißt es von der Gemeindeverwaltung.
Pia Frei hat sich sofort entschlossen, Baumpatin zu werden, als sie von dem Aufruf erfuhr. Gegossen habe sie die beiden Linden vor ihrem Haus in der Hochstetter Straße auch schon zuvor und ihre jeweils rund vier Quadratmeter großen Beete ausgezupft, erzählt die Linkenheimerin.
„Ich weiß, dass auch andere Leute bei sich gießen. Manche sagen, sie müssten sich dann ja nicht anmelden. Ich bin anderer Meinung.“ Denn der Bauhof müsse für seine Pläne auch wissen, welche Flächen gegossen und gepflegt werden.
Ich sehe mich als alltägliche Umweltaktivistin.Pia Frei
Baumpatin
Zudem hofft sie, dass ihr Beispiel andere Menschen motivieren könnte. „Ich sehe mich als alltägliche Umweltaktivistin. Das bedeutet für mich, Baumpatin zu werden, unsere Streuobstwiese zu pflegen, beim Waldspaziergang eine Tüte fürs Müllsammeln mitzunehmen oder im Ort möglichst Fahrrad zu fahren.“ Es sei toll, im Ort mehr Grün zu haben.
Sie begrüßt, dass die Gemeinde in vergangenen Jahren dafür viel getan hat: „Ich denke, dass Bürger die Gemeinde unterstützen sollten. Sie sollten nicht nur fragen, warum dies oder jenes nicht gemacht wird, sondern selbst aktiv werden, mit dem, was sie können. Auch kleine Dinge können viel bewirken.“
Die beiden Bäume vor ihrem Haus seien schon etwas älter und recht resistent. Sie müssten außerhalb von Trockenperioden an sich nicht wöchentlich gegossen werden.
Lavendel benötigt nicht viel Wasser
„Ich habe mich darüber hinaus für eine Patenschaft mit Pflege entschieden und jetzt auch jeweils sechs Stauden um die Bäume gepflanzt“, erzählt Frei. Gewählt habe sie Lavendel, weil diese Pflanzen nicht viel Wasser bräuchten, sowie als zweite Art Gaura oder Prachtkerzen. „Sie blühen weiß und pink, sind schön anzusehen und gut für Insekten.“
Ihre Liebe zur Natur zeigt sich auch in ihrem Garten. Die Gemeinde hatte angekündigt, für jeden Baum ein Schild mit dem Namen des Paten fertigen zu lassen. Pia Frei meint zwar, dass ein Hinweis auf einen Grünpatenbaum ihr gereicht hätte, aber ein Problem habe sie mit einer Namensnennung nicht.
Helga Stern bewässerte schon in der Vergangenheit zwei Bäume vor ihrem Haus an der Ebert- und Luisenstraße. Vor Jahren pflanzte sie zudem Märzveilchen in den Beeten. In der Straße stehen Echter Rotdorn beziehungsweise Zweigriffeliger Weißdorn. Seit 1954 lebt sie dort. Wann die Bäume gepflanzt wurden, kann sie nicht mehr genau sagen.
„Sie sind schon sehr alt und taten mir leid, gerade im Sommer. Ich möchte ihnen etwas Gutes tun. Ich gieße sie täglich. So werfen sie bei Hitze und Trockenheit ihre Blätter auch nicht ab.“
Doch als Hauptgrund für ihre Patenschaft führt Helga Stern ihre Märzveilchen an. „Wenn Gemeindearbeiter um die Bäume herum abmähten, waren immer auch die Veilchen weg. Mit der Baumpatenschaft wird nicht mehr gemäht und sie bleiben stehen.“
Märzveilchen habe es früher fast in jedem Bauerngarten gegeben. Man sehe sie auf den Wiesen wie etwa am Kirschendeich. „Sie ziehen Bienen an und gehören für mich einfach dazu“, sag sie. „Sie begleiten mich schon mein Leben lang.“ Auch in ihrem Garten sprießt es üppig mit Hortensien, Rosen, Hibiskus und Oleander.