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Inzidenzen steigen wieder

Herbstsaison ist geplant: Kulturszene im Karlsruher Norden bleibt vorsichtig

Im vergangenen Jahr stellte die Pandemie die Kulturszene im nördlichen Landkreis Karlsruhe auf den Kopf. Konzerte fielen aus. Proben wurden ausgesetzt. Daraus haben einige Veranstalter gelernt.

Stutensee-Blankenloch: Oktoberfest der "Piraten".
Eng beieinander: Knapp 2.000 Besucher feierten 2019 im Festzelt beim Oktoberfest der „Piraten“ in Stutensee-Blankenloch. In diesem Jahr wird es im besten Fall nur halbvoll sein. Foto: Rake Hora

Einfach mal wieder ins Theater oder ins Konzert gehen – das hat in der Pandemie gefehlt. Im Sommer atmete die Kulturszene dank niedriger Inzidenz-Zahlen auf. Wie es im Herbst weitergeht, bleibt unklar. Organisatoren aus dem nördlichen Landkreis Karlsruhe gehen kein Risiko ein.

Die Termine im Kulturkalender von Linkenheim-Hochstetten sind bis ins kommende Jahr geplant. „Bis Mitte Mai sollen 14 Veranstaltungen stattfinden – wenn alles gut geht“, sagt Pressesprecherin Katja Stieb. Sie organisiert Konzerte sowie Auftritte im Bürgerhaus und im Heimathaus Zehntscheuer.

Stieb bewirbt jede Veranstaltung erst vier bis sechs Wochen im Voraus. Anfang September werden zwei Termine angekündigt.

Zeitgleich startet der Vorverkauf. „Wir werden alles erst nach und nach ankündigen. Das Risiko ist uns einfach zu groß“, sagt sie. Gewöhnlich geht der Kulturkalender nach den Sommerferien online.

Gemeinde verschiebt Programm weiter

Obwohl die Planung für die Herbst- und Wintersaison steht, bleibt Stieb skeptisch. „Ich habe viele Termine aus unserem Programm bereits zum vierten Mal verschoben.“ Ein anderes Thema sind die Künstlergagen. Wer zahlt, wenn Auftritte ausfallen?

Ich musste 50 bis 60 Künstler erst einmal abweisen, weil wir erst alle Veranstaltungen nachholen.
Katja Stieb, Pressesprecherin von Linkenheim-Hochstetten

Einigen Künstlern habe die Gemeinde schon eine Anzahlung geleistet. In den allermeisten Fällen seien aber keine Ausfallhonorare geflossen. „Das hängt immer von dem Vertrag ab. Wir haben die Veranstaltungen ja nicht abgesagt, sondern verschoben“, sagt Stieb.

Falls eine vierte Welle kommt, werde sie die Termine wieder verschieben. Über Monate beantwortete sie Künstleranfragen nur noch mit einem Nein. „Ich musste 50 bis 60 Künstler erst einmal abweisen, weil wir alle Veranstaltungen nachholen, bevor neue vereinbart werden.“ Sie habe sich jedoch Namen und Nummern notiert.

Das Hygienekonzept steht in Linkenheim-Hochstetten seit Monaten. „Wir sind mittlerweile Profis, was Hygiene- und Abstandsregeln angeht“, so Stieb. Im Heimathaus dürfen maximal 40 Tickets verkauft werden. Im Bürgerhaus sind es 220 Tickets.

Oktoberfest in Stutensee ist geplant

Ähnlich skeptisch zeigt sich Peter Rensch, Präsident des Karnevalclubs „Die Piraten“ Stutensee. Der Verein organisiert jedes Jahr ein Oktoberfest. „Das Fest ist zumindest noch nicht abgesagt“, sagt er. Mit Werbung und Vorverkauf wolle man aber noch warten. Ende August diskutieren die Karnevalisten darüber.

Schon jetzt schätzt Rensch, dass nur rund 1.000 Personen im Zelt mitfeiern werden. Normalerweise sind es doppelt so viele. „Wir warten aber nochmal ab, wie es mit der Corona-Pandemie weitergeht“, sagt er. Ein Risiko will auch er nicht eingehen.

Das Fest ist zumindest noch nicht abgesagt.
Peter Rensch, Präsident des Karnevalclubs „Die Piraten“

Im schlimmsten Fall gehen die engagierten Künstler hier leer aus. „Die Gruppen bekommen bei einem Ausfall keine Gage“, sagt Rensch. Der Verein versuche keine hohen Kosten zu verursachen, wenn das Fest abgesagt wird.

Die Situation kennen die „Piraten“ bereits: Im vergangenen Jahr bliesen die Karnevalisten ihr Fest bereits im Juni ab. Mittlerweile habe man sich auf die veränderte Lage eingestellt. „In diesem Jahr haben wir Verträge abgeschlossen, mit denen uns keine Kosten entstehen“, sagt der Präsident.

Die Veranstaltung müsse sich finanziell lohnen – wenn sie stattfindet. Trotzdem wolle man das Oktoberfest ausrichten. „Wir nutzen den Spielraum aus, den wir haben“, sagt Rensch. „Sind die Inzidenz-Werte niedrig, gibt es ein Fest.“

Rücklagen dürfen nicht aufgebraucht werden

Bei den Weingartener Musiktagen setzt man hingegen auf Hilfen vom Land und Bund. „Darüber hoffen wir die Gagen decken zu können“, sagt der Vereinsvorsitzende Stefan Zürcher.

Auch im Vorverkauf abgesetzte Tickets, die dann doch nicht genutzt werden können, sollen aus diesen Mitteln erstattet werden.

„Wir haben zudem noch kleine Rücklagen“, sagt Zürcher. Allerdings wolle man die Ersparnisse nicht komplett aufbrauchen – ohne die gebe es künftig kein Festival mehr.

Wir haben auch noch kleine Rücklagen.
Stefan Zürcher, Vereinsvorstand der Weingartner Musiktage Junger Künstler

Ob das Festival tatsächlich stattfindet, steht auch in Weingarten noch in den Sternen.

„Wir bereiten uns auf ein normales Festival vor und schauen, wie wir unsere Konzerte sichern können“, sagt Zürcher. Im September startet jedenfalls der Vorverkauf. Auf eine maximale Besucheranzahl der einzelnen Termine will er sich noch nicht festlegen.

Bei Veranstaltungen mit mehr als 5.000 Besuchern dürfen laut der neuesten Corona-Verordnung nur 50 Prozent der Kapazitäten erreicht werden. Solche Zahlen werden in Weingarten allerdings längst nicht erreicht. Eine PCR-Testpflicht gibt es nur für Clubs und Diskotheken. Alle anderen müssen weiterhin einen Antigen-Test vorweisen.

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