Kaum vorstellbar, dass Manfred Metz bis vor sieben Jahren handwerklich völlig unbeleckt war. „Ich benutzte noch nicht einmal einen Schraubenzieher“, sagt er heute.
Diese Aussage könnte verblüffen, bei einem Mann, der seit Jahren täglich stundenlang gewandt mit Stechbeitel, Stich- und Kettensäge, Hammer, Meißel und Feile hantiert.
„Ich habe mir damals alles selbst beigebracht“, schaut er auf die Zeit zurück, als er seine künstlerische und die damit eng verbundene handwerkliche Begabung entdeckte.
Als Holzkünstler ist der Linkenheimer weithin bekannt und geschätzt. Ausstellungen wie beispielsweise in der örtlichen „Kugel“, in Rathäusern oder Kunstvereinen und -kreisen hat der Bänker im Ruhestand normalerweise immer mal wieder. Wegen Corona aber blieb es 2020 einzig bei einer Beteiligung an einer Schau im großen Bürokomplex „Partner Port“ in Walldorf.
Ich vertrete den Standpunkt, dass die Natur die beste Künstlerin ist.Manfred Metz, Künstler aus Linkenheim
Eine Ausstellungsfläche für sich ist indessen das gesamte Anwesen des 78-Jährigen. Schon von der Ringstraße aus nimmt man die großen Objekte im Garten wahr.
Markant ins Auge springt der edel geformte Unterleib einer liegenden Frau. Für Metz spiegelt die tonnenschwere Skulptur aus Eichenholz der heimischen Auenwälder trefflich seine Philosophie wider: „Ich vertrete den Standpunkt, dass die Natur die beste Künstlerin ist“, betont er.
„Es ist einmalig, Holz in einer so vollendeten, gewachsenen Form zu finden. Ich habe lediglich noch etwas nachmodelliert“, erklärt er erstaunten Betrachtern.
Insofern ist die Liebe und Faszination fürs Holz und die Schöpfung die Inspiration zur Kunst. „Ich schaue das Holz an und lasse von ihm seiner Form, Maserung und seinen Astlöchern so leiten, wie es gewachsen ist“, umschreibt er sein Vorgehen.
Linkenheimer Künstler hat 250 Werke geschaffen
Insofern liegt seinen mittlerweile rund 250 Werken keine konkrete Gestaltungsabsicht zugrunde. „Ich will keine menschlichen Abbilder oder realistische Gesichter schaffen. Kunst ist Fantasie“, betont er.
Ein Beispiel gibt ein zurechtgeschnittener großer Birkenholzblock, den Metz zusätzlich ankokelte und feuerschwärzte. Erst im Werden sei er über die Wirkung des Holzes dazu gekommen, darin Altbundeskanzler Willy Brandt zu sehen, so Metz. Ein Besucher aber assoziierte mit der Skulptur eher Ludwig van Beethoven.
Mit „König Broselbart und Gattin Kunigunde“ präsentiert sich in geschliffenem, polierten, geölten und teils lackiertem Robinienholz ein kurioses Pärchen.
„Ich habe an dem schönen Holz ansonsten nichts gemacht“, bekräftigt Metz. Die vermeintlichen Gesichtszüge der mürrischen Frau und ihre darob ungerührten Mannes habe das Holz geschaffen.
Auf Broselbart stieß Metz im Ortsfamilienbuch in der Zeit um 1500. Es habe sich vor neun Generationen um einen gemeinsamen Vorfahren von seiner Frau Gudrun und ihm gehandelt.
Uraltes Holz faszinierte den Linkenheimer Manfred Metz
Noch in barocken Zeiten wurde der Grundstein für die Leidenschaft von Metz gelegt. Als gegenüber ein Anwesen aus dem Jahr 1665 abgerissen wurde, faszinierte ihn das uralte Holz derart, dass er sich davon eine Menge per Kran in den Garten hieven ließ.
„Ich fand das ganz toll und es entfachte mein Feuer“, erzählt Metz. „Nach einem Jahr der Lagerung sagte meine Frau zu mir, damit musst du etwas angefangen“, fügt er an. So habe er zur Bürste gegriffen und losgelegt.
Auch die Kreationen aus diesem altehrwürdigen Holz behandelte Metz im letzten Schritt mit Leinöl. „Sie kommen damit mehr zur Geltung und wirken lebendiger“, erklärt er die finale Veredelung.
Auf ein Alter von 450 Jahren bringt es auch das Holz seiner zwei Meter hohen Figur „Kontemplation“. Im Haus führt Metz vor, wie manche seiner Objekte als Ess- und Couchtisch oder Sitzbank Nutzeffekt und Kunst vereinen.