
Die Entscheidung ist denkbar knapp gewesen. Das Gelände des TV Hochstetten (TVH) als neuer Kindergartenstandort wurde vom Gemeinderat Linkenheim-Hochstetten mit sieben Ja-Stimmen, sieben Nein-Stimmen und einer Enthaltung abgelehnt. Der mitgliederstärkste Verein des Ortes wäre gleichzeitig auch der Betreiber des neuen Sportkindergartens gewesen.
Ralf Schütten, der TVH-Vorsitzende, hatte gegenüber dieser Redaktion die Art und Weise der Entscheidungsfindung kritisiert. Das Konzept sei vom Gemeinderat nicht mal angefordert worden. Schütten fragt sich, auf welcher Grundlage das Gremium seine Entscheidung traf.
Die Gemeinde hat in ihrem Mitteilungsblatt nun die Stellungnahmen der Fraktionen veröffentlicht.
Manche Ratsmitglieder in Linkenheim-Hochstetten vermissten Konzeptvorstellung
Ratsmitglied Andreas Stampfer (CDU) war angetan vom TVH-Standort und der Idee, dass der Verein als Betreiber auftrete. Er vermisse aber die Konzeptvorstellung. Stampfer hatte den Eindruck, dass das Gremium insgesamt an der Umsetzungskraft des TVH zweifle.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, Joachim Walter, erklärte hingegen, den Verein vor seinen eigenen Ideen schützen zu wollen. Er halte nichts von einer ehrenamtlichem Vorstandschaft. Walter war in der Gemeinderatssitzung der Meinung, dass ein Sportkonzept auch in jedem anderen Kindergarten umgesetzt werden könne. Auch Peter Nagel (Grüne) argumentierte so. Er fragte sich, ob ein ehrenamtlicher Vorstand ein solches Projekt stemmen könne.
Da fehlt es an Weitsichtigkeit.Ralf Schütten
TVH-Vorsitzender
TVH-Vorsitzender Ralf Schütten hält von dieser Argumentation gar nichts. „Da hätte man einen Geschäftsführer für den Kindergarten eingestellt“, erklärt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Es hätte viele Ansätze gegeben, wie das Konzept für den Sportkindergarten letztlich hätte ausgestaltet werden können.
Aus der Sicht Schüttens wäre das ein tolles Projekt für den Verein gewesen. Die Art und Weise wie der Sportkindergarten entstanden wäre und wie er künftig betrieben wird, wäre etwas Neues gewesen. „Da fehlt es an Weitsichtigkeit“, meint Schütten mit Blick auf die Entscheidung im Gemeinderat.
TVH-Standort hätte guten Anfahrtsweg
Hauptamtsleiter Michael Thate argumentierte im Gemeinderat während der Diskussion, dass auch der Träger Postillion als Verein aufgestellt sei. Das Konzept des TVH betrachte er als überlegt und wisse, dass der Vorstand bereits einige Gespräche hinsichtlich der Umsetzung geführt habe. Dem Verein fehle nunmehr ein klares Signal seitens der Verwaltung, um das Konzept abzurunden und dann dem Gremium vorzustellen.
Schütten machte sich in der Tat auf den Weg in den Heidelberger Stadtteil Rohrbach. Dort betreibt die TSG Rohrbach, ebenfalls als Mehrspartenverein, einen Sportkindergarten. Mit dem dortigen Geschäftsführer tauscht sich Schütten schon seit Jahren immer wieder aus. Mit seiner Entscheidung, einen Sportkindergarten zu betreiben, ist der Heidelberger Verein nach den Angaben Schüttens sehr zufrieden.
Ratsmitglied Rolf Schweiger (SPD) wollte den Standort in die engere Wahl nehmen. Er argumentierte wie der Hauptamtsleiter. Auch andere Träger wie Diakonie und Postillion würden als Verein auftreten. Man könne sich somit auf „Neuland“ wagen. Roger Seitz (Freie Wähler) hingegen betonte, dass das Gelände des TVH der Gemeinde gehöre und man nichts zu verlieren habe. Er sah vor allem den perfekten Anfahrtsweg an diesem Standort.
Michael Hammann von der Gemeinderats-Fraktion der Grünen meint, dass andere Träger, die als Verein auftreten, über einen reichen Erfahrungsschatz verfügen würden. Von allen Standorten bewertete er den beim TVH als am risikoreichsten.
Jürgen Jaki (Freie Wähler) könne sich nicht vorstellen, dass der Verein den Neubau selbst finanzieren könne. Er bemängelte die fehlenden Informationen, um das Konzept ernst nehmen zu können. Eine Möglichkeit wäre, dafür zu sorgen, dass die Verantwortung in kommunaler Hand bleibt. Eine Regelung für diese Umsetzung sehe er jedoch problematisch.
Auf TVH-Grünfläche sollen sich Bombenreststücke befinden
Thate erklärte, dass mit dem Beschluss Standorte für den neuen Kindergarten festgelegt werden sollen, die die Verwaltung weiter verfolgen könne. Erst später solle der Verein seine Konzeption vorzustellen.
Er erinnerte die Ratsmitglieder daran, dass auch Mietlösungen nicht immer reibungsfrei ablaufen. Man lasse sich mit dem Vereins-Konzept zwar auf etwas Neues ein, von dem viele Aspekte die Gemeindeverwaltung gar nicht beträfen. Iris Müller-Reinartz (Freie Wähler) begrüßte das Engagement des Turnvereines. Sie sehe aber die Verantwortung für den Kindergarten in der Hand der Kommune.
Holger Raff (FDP) überraschte hingegen die Verwaltungshaltung. Er erinnerte an den Ist-Zustand der Grünfläche, auf der sich angeblich Bombenreststücke befinden sollen, die den Bau einer Freilufthalle verhindern. Raff könne sich eine Realisierung eines Kindergartens in dieser Konstellation nicht vorstellen.
Die Gemeinderäte sprachen sich für die Standorte „Gymnasialerweiterungsfläche“ gegenüber der Realschule und „Waldemar-Schütz-Haus“ aus.