Den Linkenheimer Baggersee Streitköpfle trennt ein schmaler Landkorridor vom „Linkenheimer Altrhein“. Im Prinzip ist das ganze Gewässer ohne Zuflüsse von Wald quasi eingekesselt. Allerdings fallen westlich und südwestlich vier lichte Streifen ins Auge.
Es handelt sich um Windschneisen, die 2019 auf Initiative der Kommune mit Unterstützung des Forstamts in Zusammenarbeit mit Revierförster Friedhelm Booms angelegt wurden. Zweck der ganzen Geschichte war die Absicht, einen höheren Wasserstoffgehalt gerade in tieferen Wasserschichten zu fördern.
„Mit Zahlen belegbar ist dieser positive Effekt allerdings nicht. Er liegt bei besserem Zugang von Wind jedoch nahe“, merkt der zuständige Linkenheim-Hochstetter Umweltbeauftragte Peter Pramann an. Denn der Eintrag von Sauerstoff in den kalten Herbst- und Wintermonaten erfolge, wenn Wind und Wellen den See kräuseln und der Gasaustausch vonstatten gehen könne.
Starke Algenblüte im Jahr 2018 war Auslöser des Vorhabens
Gleichzeitig fände im Frühjahr und Herbst üblicherweise eine Zirkulation statt. Konkreter Hintergrund für das Vorgehen war eine starke Algenblüte im Frühjahr 2018. „Das machte deutlich, dass die Wasserqualität in der lichtlosen Bodenzone offenbar schon in in den kritischen Bereich einer starken Sauerstoffzehrung übergehen könne.
Die setze wiederum Nährstoffe frei, die die Algenblüte verursachen oder begünstigen. „Die Algen sind kein gutes Zeichen und sprechen für bedenkliche Nährstoffsituation. In den vergangenen zwei Jahren gab es das zwar nicht, aber die Frequenz hat zugenommen“, betont er. Wie Pramann berichtet, sei die Idee bereits in den 90er-Jahren im Anglerverein aufgekommen mit Anlage einer kleineren Schneise in Kooperation mit dem damaligen Förster.
Eine derartige Blaualgenentwicklung im März und April habe es damals noch nicht gegeben. Der Streifen hin zum Linkenheimer Altrhein sei Wirtschaftswald gewesen mit Hieben, Pflanzungen und sehr vielen hohen Hybridpappeln. Mit dem gemeindlichen Waldleitbild 2016 und der Klassifizierung als „Erholungswald“ habe sich die Situation grundlegend gewandelt, hebt Pramann hervor. Das habe die Entnahme der Pappeln erleichtert, die 2019 entfernt wurden.
Negativ wirkten sich die Pappeln mitsamt dem ebenfalls entfernten Buschwerk so oder so durch den Eintrag von sauerstoffzehrender Biomasse aus. Das Gleiche gelte für die absterbenden Algen. Die Maßnahmen begünstigen zudem die Entwicklung natürlicher Bodenpflanzen im See, die ebenfalls der Sauerstoffentwicklung zugute kommen.
Neue Windschneisen sollen ab jetzt permanent freigehalten werden
Die einstige kleinere, rund 50 Meter reichende Schneise wucherte mit den Zeit wieder zu. Nun aber sollen die neuen Windschneisen permanent freigehalten werden. Insofern wurden die Uferzonen in Regie der Gemeinde im Februar 2023 nachgearbeitet, damit sie künftig besser maschinell von neu aufkommender Vegetation frei gehalten werden könnten, beschreibt Pramann das Vorgehen.
„Regelmäßig geprüft wird lediglich die Badewasserqualität auf Koli- oder andere über Fäkalien in die See gelangende Bakterien sowie der Sauerstoffgehalt nur im Oberflächenwasser“, ergänzt Pramann zu fehlenden Werten für tiefere Bereiche. Im benachbarten größeren und langgestreckten „Rohrköpfle“, der besser mit Wind versorgt werde, stelle sich das Algenproblem nicht.
Ebenso sieht es beim Bagger- und beliebten Badesee Giesen in Liedolsheim mit seiner guten Windzufuhr aus. Im südlichen, kleineren Ausläufer des Giesen in Hochstetter aber beunruhigte die Kommune ein ganz anderes Problem. „Als das Gesundheitsamt wieder Proben nahm, stellte es eine explodierende Keimbelastung durch Gänsekot fest, weswegen der See für Badebetrieb geschlossen werden musste.