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Trennung von Bio- und Restmüll

Chaos bei der Müllentsorgung im Landkreis Karlsruhe: Bleibt das Bringsystem kostenlos?

Seit Januar werden Bioabfälle im Landkreis Karlsruhe getrennt gesammelt. Ein erstes Fazit zeigt: Bioabfälle werden oftmals direkt zu den Wertstoffhöfen gefahren. Ob das Bringsystem kostenfrei bleibt, ist eher zu bezweifeln.

Müll
So nicht: Katzentreu gehört keineswegs in den Bioabfall. Solche und andere „Ausreißer“ finden sich immer wieder in den Biosammeltonnen auf den Wertstoffhöfen. Foto: Klaus Müller

Bei der Mülltrennung lässt sich von einer Art Kunst sprechen, von einer Fertigkeit, die einem zwischenzeitlich höchste Konzentration abfordert. Und man kann und sollte immer dazu lernen.

Das neueste Müllkind, das sorgsam entsorgt werden muss, ist der Bioabfall. Seit einigen Monaten findet man im Landkreis Karlsruhe die Biotonne. Sie reiht sich in die Phalanx der schon bestehenden Wertstoff- und Restmülltonnen ein. Zudem gibt es noch die Möglichkeit des Bringsystems, also seinen Biomüll zu Sammelstellen zu karren, was zumeist mit dem Auto geschieht.

Dass sich die Bürger im Landkreis ihrer Müllverantwortung bewusst sind, belegt eine erste Bilanz über die Biotonne. Entsprechende Zahlen stellte Uwe Bartl, Chef des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft im Landkreis, nun in Stutensee bei der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik des Kreistages vor.

78 Prozent der Hausbesitzer im Landkreis Karlsruhe trennen Biomüll

Demnach haben sich – nach zögerlichem Beginn – 78 Prozent der 110.000 Hausbesitzer im Landkreis für eine Form der Biomülltrennung entschieden. 22 Prozent davon nutzen die Biotonne, 53 Prozent das Bringsystem und 25 Prozent kompostieren ihre Bioabfälle. Beratungsbedarf sieht Bartl unter anderem mit Blick auf Wohnanlagen. Ein Drittel hat sich bislang für die Biotonne ausgesprochen. „Da wollen wir die Werbung für die Biotonne intensivieren“, so Bartl.

Mit solch einer guten Nutzung haben wir nicht gerechnet.
Uwe Bartl, Chef des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft

Etwas überrascht zeigt sich der Abfallwirtschaftsbetrieb über die große Nachfrage nach dem Bringsystem. „Mit solch einer guten Nutzung haben wir nicht gerechnet“, räumt Bartl ein. Das eifrige Bioabfalleinsammeln, verbunden mit der Fahrt zur Sammelstelle, hat Folgen: Teilweise, so die Erfahrungen aus dem Gremium, gehe es auf den Wertstoffhöfen chaotisch zu. Teures Benzin wird verfahren, um dann kostenlos seinen Biomüll zu entsorgten.

Nicht immer handelt es sich beim Biomüll um echte Bioabfälle

Bis zu 900 Anlieferungen pro Woche und Sammelstelle sind laut Abfallwirtschaftsbetrieb keine Seltenheit. Für die Anlieferung werden Bioabfallbeutel zur Verfügung gestellt. Und die gehen langsam aus. Der Landkreis will nun weitere Bioabfallbeutel ordern – Kostenpunkt: 475.000 Euro. Ob das Bringsystem kostenfrei bleibt, ist langfristig gesehen, so der Tenor im Ausschuss, eher zu bezweifeln. Darüber müsse beraten werden.

Viele Anlieferer greifen auch zur „bewährten Zeitungspapiermethode“. Die Abfälle landen – hoffentlich – in der Zeitung von gestern und vorgestern. So richtig passt dies aber nicht ins Konzept der Biomülltüftler, zumal es sich bei den Bioabfällen nicht immer um echte Bioabfälle handelt. Das soll sich ändern. Die Zielvorgabe: „Sortenreiner Bioabfall muss in einen zertifizierten Bioabfallbeutel.“ Windeln, Katzenstreu, behandeltes Holz – um nur einige Beispiele zu nennen – gelten nicht als Bioabfall.

Mengen des Restmülls haben sich wegen Biomülltrennung reduziert

Bis Ende Mai, heißt es in der Zwischenbilanz, betrug die Bioabfallmenge knapp 5.000 Tonnen. „Wir rechnen für dieses Jahr mit einem Aufkommen von etwa 13.000 Tonnen Bioabfall“, erläuterte Bartl weiter. Dadurch, dass die Bürger vermehrt die Bioabfallsysteme nutzen, haben sich gleichzeitig die Restabfallmengen reduziert. „Und das um rund 4.700 Tonnen bis Mai gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr“, verkündet der Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebes.

Gerechnet wird mit einer weiteren Reduzierung der Restmüllmengen. Diese Art von Müll wird bekanntlich verbrannt. Das war es dann auch schon. Anders sieht es bei den Bioabfällen aus. Die gelangen in eine Biogasanlage. Das daraus erzeugte Biogas kann zu Strom, Wärme, Gas oder Treibstoff umgewandelt werden. Und die Biotonne hat laut Bartl noch einen Vorteil: In den Gebühren inbegriffen seien alle Leerungen.

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