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110 Haltepunkte werden bedient

MyShuttle schließt seit über einem Jahr eine Lücke im ÖPNV zwischen Dettenheim und Graben-Neudorf

Der schwarze MyShuttle-Bus fährt nun seit über einem Jahr zwischen Dettenheim und Graben-Neudorf. Der Lockdown bringt zwar Einbußen bei den Fahrgast-Zahlen. Doch die Erfahrung zeigt, dass MyShuttle sich schneller erholt, als andere ÖPNV-Angebote. Auf lange Frist soll es sogar welche ersetzten.

Shuttlebus schwarz, parkend in Ortsstraße
Hoffnungsträger: MyShuttle soll später einmal die schwach frequentierten Fahrten der Buslinie 192 am Abend ersetzen. Foto: Paul Gärtner

Handy raus, App öffnen, Abfahrtszeit und den Start- und Zielpunkt angeben, über die App bezahlen und zur bestellten Zeit fährt der auffallende, schwarze Bus, das MyShuttle, um die Ecke. Der On-Demand-Verkehr MyShuttle schließt seit mehr als einem Jahr eine Mobilitätslücke im nördlichen Landkreis, genauer gesagt zwischen Dettenheim und Graben-Neudorf.

Das Real-Labor startete im Dezember 2019 mit dem “Wurf ins kalte Wasser”, um das Projekt kennenzulernen, zu verbessern und zu beobachten, wie das individuelle und moderne ÖPNV-Angebot von der Bevölkerung angenommen wird.

Flexibilität, Nachhaltigkeit, Umweltfreundlichkeit sind Vorteile des Angebots

„Der Landkreis Karlsruhe und der Karlsruher Verkehrsverbund sehen in den MyShuttle-Verkehren ein zukunftsfähiges Verkehrsmodell, das alle wichtigen Eigenschaften eines guten ÖPNV-Angebotes vereint: Flexibilität, Nachhaltigkeit, Umweltfreundlichkeit, Barrierefreiheit und Lärmreduktion”, sagt Ragnar Watteroth, der zuständige Dezernent des Landkreis Karlsruhe.

MyShuttle verkehrt zwischen Dettenheim und Graben-Neudorf bedient 110 verschiedene Haltepunkte und die Stadtbahnhaltestelle Hochstetten Grenzstraße, sodass die Menschen mobil bleiben können, auch wenn kein Bus fährt oder sich keine ÖPNV-Haltestelle in der Nähe befindet. In Zeiten der Corona-Pandemie wird das MyShuttle-Angebot den Umständen angepasst, in den Fahrzeugen herrscht eine strikte Maskenpflicht und Schutzscheiben trennen den Bereich des Fahrers von den Sitzplätzen.

Vor der Pandemie bündelte das On-Demand-System die Buchungen, sodass sich mehrere Personen ein Shuttle teilen konnten, derzeit ist das allerdings nicht der Fall. “Die Fahrgastzahlen zeigen deutlich die Entwicklungen der Pandemie, gerade in Bezug auf das eingeschränkte Abendangebot und Ausgangssperren seit Ende 2020”, erklärt Sarah Fricke, die Pressesprecherin des Karlsruher Verkehrsverbund.

MyShuttle spürt auch Auswirkungen der Lockdowns

Im Januar 2020 zählte MyShuttle beispielsweise in Graben-Neudorf 1.129 Passagiere, während es im Dezember nur 602 Passagiere waren. Erfahrungen aus dem ersten Lockdown zeigen aber, dass sich MyShuttle viel schneller erholt als andere ÖPNV-Angebote: „Die Flexibilität ist gerade im ländlichen Raum ein großer Vorteil, denn dort fahren oft weniger ÖPNV-Verkehre mit einer geringeren Haltepunktdichte”, erklärt Watteroth.

Unter den Haltepunkten befinden sich nicht nur die regulären Bus-Haltestellen, sondern beispielsweise auch der Liedolsheimer Baggersee, der Bolzhof oder Alt-Dettenheim. Von der Haustür bis zum nächsten Haltepunkt seien es in der Regel nur 30 oder 40 Meter, sodass auch ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen das Angebot nutzen können, heißt es.

„Die MyShuttle-Verkehre sollen dazu dienen den Autoverkehr langfristig zu reduzieren und die Mobilitätswende maßgeblich zu beeinflussen”, so Watteroth. Die Fahrzeuge würden nur bei Bedarf eingesetzt und seien wesentlich leiser und umweltfreundlicher als normale Linienbusse. Dass dieses Projekt ein Vorreiter für innovativen und nachhaltigen ÖPNV ist, zeigt auch die Auszeichnung des Verkehrsministeriums Baden-Württembergs im Wettbewerb „Wir machen Mobilitätswende”.

Das MyShuttle ist in den Verbundtarif der KVV integriert, sodass Kunden mit einem gültigen Fahrschein beziehungsweise eines Abonnements keine Extrakosten gegenüber dem Linienbus bezahlen müssen. Die vereinzelte Kritik aus den Kommunen, das Angebot schließe keine Lücke, denn MyShuttle fahre größtenteils zu denselben Zeiten wie der Bus, weisen die Beteiligten entschieden ab.

Abdeckung der „letzten Meile“

„Das Angebot ist für die Abdeckung der sogenannten letzten Meile initiiert worden, insbesondere wenn keine Busverbindung in der Nähe zur Haustür vorhanden ist oder bei Bedarf kein Bus aufgrund des Fahrplans verkehrt”, so Watteroth. MyShuttle verkehrt zwar in einem festen Zeitraum, in diesem können die Fahrzeuge jedoch bestellt werden, wann immer sie gebraucht werden.

„Dadurch werden auch Zwischenzeiten, in denen kein Bus fährt, abgedeckt”, erklärt KVV-Pressesprecherin Sarah Fricke. Außerdem sei MyShuttle kein Massenbeförderungsmittel, sondern ein sehr individuelles und komfortables Angebot. Um mit diesem Projekt noch mehr Menschen zu erreichen, müsse sich das Verständnis von Mobilität noch ein wenig verändern. „Auch ein On-Demand-Verkehr oder die Kombination von mehreren Verkehrsträgern kann flexibel und komfortabel sein”, sagt Watteroth.

Besonders gut genutzt wird das Angebot vor allem in den Abendstunden und an Sonntagen. Das langfristige Ziel ist es, die schwach frequentierten Fahrten der Linie 192 am Abend einzustellen und durch MyShuttle zu ersetzen. „Bisher ist dies aufgrund von Kundenfreundlichkeit und der Corona-Pandemie noch nicht erfolgt”, erklärt Watteroth. Sicher sind sich die beteiligten Kommunen, der Landkreis und der Verkehrsverbund, dass der On-Demand-Service in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen wird.

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