Skip to main content

Sonnenkraft gegen die Krise

Nachgefragt in Stutensee und Pfinztal: Warum Photovoltaik so viel teurer geworden ist

Die Installation von Solaranlagen ist teurer geworden und die Lieferungen verzögern sich immer mehr. Warum ist das so und wie wird sich die Lage entwickeln?

Unauffällige Technik: Die Steuerung für die Photovoltaikanlage versteckt sich in einem ganz normalen Schaltschrank, erklärt Elektromeister Thomas Hornung.
Die Steuerung für die Photovoltaikanlage versteckt sich in einem ganz normalen Schaltschrank, erklärt Elektromeister Thomas Hornung. Foto: Dietrich Hendel

Erneuerbare Energie ist gefragt. In der Krise wollen viele Menschen möglichst autark sein. Es werden mehr Photovoltaikanlagen für das Dach des eigenen Hauses bestellt. Die Preise gehen in die Höhe, und die Lieferzeiten für die Bauteile haben sich erheblich verlängert.

„Ich habe vor Wochen einen Speicher bestellt, mit dem ich meine eigene Solaranlage erweitern will. Ich warte noch immer auf die Lieferung“, sagt Thomas Hornung, Geschäftsführer der gleichnamigen Firma für Elektrotechnik in Friedrichstal. „Wir produzieren rund 24.000 Kilowatt Strom im Jahr, wir brauchen aber mehr, um autark zu sein.“

Der Energiespeicher soll dazu beitragen, dass weniger (oder besser gar kein) Strom aus dem Netz gezogen werden muss. Der Speicher werde gefüllt, wenn mehr Strom produziert als verbraucht wird. Der geht sonst für eine relativ geringe Vergütung ins Netz des Energieversorgers.

Wenn die Eigenproduktion den Bedarf nicht deckt, muss Strom aus dem Netz gezogen werden. Das kostet mehr als die Vergütung einbringt. Wenn die Produktion schwächer ist und der Bedarf steigt, etwa in den Abendstunden, dient der Speicher als Puffer, erklärt Hornung.

Wer in Solar investieren will, muss gut rechnen

Der Markt boomt, manche Firma kommt derzeit an die Grenze ihrer Möglichkeiten. Die Kapazität der Module habe sich gegenüber früher deutlich erhöht, informiert Hornung. Früher lag diese bei etwa 200 Watt je Paneel, heute erreicht ein Paneel mehr als 400 Watt. „Es lohnt sich, wenn man seinen eigenen Strom produziert“, sagt der Elektromeister aus Friedrichstal. Aber man müsse gut rechnen, damit die Investition das gewünschte Ergebnis bringt.

Er geht von rund 30.000 Euro für eine Zehn-Kilowatt-Anlage mit Energiespeicher aus. „Die Preise sind deutlich gestiegen.“ Vor etwa 20 Jahren, als sich für Photovoltaik ein Boom entwickelte, habe es ansehnliche Einspeisungsvergütungen gegeben. Die wurden immer geringer. Preisgünstigere Hersteller, vor allem in Fernost, hätten den heimischen Markt stark beeinflusst.

„Die enorme Nachfrage nach Photovoltaikanlagen aufgrund der Energiesituation treibt die Kosten in die Höhe“, sagt auch Michael Buchmann, der in Linkenheim eine Firma für Elektrotechnik führt. Das Material sei sehr teuer und teilweise sehr knapp geworden. „Wir haben voriges Jahr schon Bauteile bestellt. Bei der Lieferung müssen wir die für 2022 geltenden Preise bezahlen.“

Während normalerweise eine Standardanlage im Durchschnitt innerhalb einer Woche installiert sei, dauere es derzeit oft deutlich länger, weil man auf Bauteile warten müsse. „Wir bauen, in Absprache mit den Kunden, was wir können“, meint Buchmann. Aber irgendetwas fehle fast immer. Die Kunden müssten länger warten, bis ihre Anlagen fertig sind.

Nachfrage nach Photovoltaik steigt weiter

Die Nachfrage steige weiter, zudem werde die Technik besser, indem sie höhere Wirkungsgrade ermögliche. Der Bedarf nehme zu, beispielsweise weil mehr Ladestationen für Elektroautos gebaut werden. Das schlage auf die Kosten durch. Die Energieversorger erhöhten ihre Gebühren, und die angedachte (aber noch nicht beschlossene) Erhöhung der Einspeisungsvergütung lasse auf sich warten. „Es sind viele Komponenten, die den höheren Preis ausmachen“, sagt Buchmann.

Auch Neuheiten sind eine Frage des Preises: Forschern am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE sei es gelungen, mit Hilfe einer neuen Antireflexbeschichtung die Effizienz der bisher besten Vierfachsolarzelle von 46,1 auf 47,6 Prozent bei 665-facher Sonnenkonzentration zu erhöhen, heißt es in einer Mitteilung der Forschungseinrichtung. Dies sei ein Meilenstein, denn es gebe gegenwärtig keine effizientere Solarzelle auf der Welt.

nach oben Zurück zum Seitenanfang