Es ist ein nicht alltägliches Schauspiel, was sich Mitte April zahlreichen Schaulustigen auf der Brücke der Landesstraße zwischen Leopoldshafen und dem KIT Campus Nord bietet: Gleich drei mächtige Asphaltmaschinen arbeiten sich langsam nach vorne, um die Fahrbahn sauber und ohne Unebenheiten zu asphaltieren. Eine große Herausforderung für das Bauunternehmen, das die Landesstraße zwischen Leopoldshafen und Stutensee saniert hat.
Über 18 Meter breit ist die Fahrbahn auf der Brücke über die Bundesstraße 36 – und deshalb sei hier „absolute Konzentration wichtig“, weiß Jürgen Volz, der im Auftrag des Regierungspräsidiums Karlsruhe als Bauleiter die Arbeiten überwacht. Falls nämlich einer der drei Fahrer unkonzentriert sei, könnten Unebenheiten in der Fahrbahndecke entstehen.
„Aber das sind absolute Profis“, sagt Volz, der nach eigenem Bekunden in seinem Leben erst drei Mal eine solch breite Straßenbaustelle erlebt hat. Nach den „Asphaltlegern“ kommen die Walzen – sechs unterschiedlich große Straßenwalzen sind es bei diesem Mammutprojekt.
Das Vier-Millionen-Projekt „Fahrbahnsanierung B36/L559“ ist 2020 das größte Straßenbauprojekt in der Hardt. Neben der kompletten Erneuerung des Fahrbahnbelages auf einer Gesamtlänge von über sechs Kilometern wird auch der Rad- und Fußweg auf einer Breite von 2,50 Metern entlang der L559 auf rund 4,5 Kilometern Länge saniert. Auch dieser, größtenteils von Studenten des KIT genutzt, ist in einem maroden Zustand.
Für Projektleiter Serdal Ulupinar vom Baureferat Mitte ist der Wunsch aus der Bevölkerung, diese zusätzlichen Arbeiten kurzfristig zu finanzieren und freizugeben, Herausforderung genug. Schließlich müssen die Verantwortlichen vor Ort parallel zur Abwicklung der Straßenbauarbeiten die Arbeiten an den Rad- und Gehwegen einschieben und umsetzen.
Insgesamt fünf Bauabschnitte sorgen zwischen Ende März und Ende Juni für Sperrungen und Umleitungen. Den Auftakt bilden die Arbeiten an der B36 in Neureut und an der Kreuzung der L604 nördlich Neureut-Kirchfeld. Dann geht es Schritt für Schritt von der Ortsausfahrt Leopoldshafen über die B36-Brücke, vorbei am KIT zum „Halsabschneider-Dreieck“, der Abzweigung nach Friedrichstal zum Kreisel vor Blankenloch.
Um das tägliche switchen, neu orientieren und organisieren von Abläufen und disponieren der Großgeräte zu bewerkstelligen, wird beim Asphalteinbau eine „Neuheit“ als Innovation eingesetzt, wie Bauleiter Jürgen Volz berichtet: QSBW 4.0, eine digitale Prozessüberwachung. Dieses Prozessmanagement steuere die Logistik- und Maschinensteuerung und vernetze alle Beteiligten mobil mit- und untereinander, sodass von der Asphaltherstellung bis zum letzten Walzenübergang alles gesteuert werden kann.
Eine weitere große Straßenbaustelle in der Hardt ist im abgelaufenen Jahr der Neubau der L602 zwischen Rußheim und Huttenheim auf einer Gesamtlänge von 2,3 Kilometern. Die Strecke ist im September freigegeben worden. Die Gesamtkosten betragen knapp 11 Millionen Euro. Damit ist die jahrzehntelange gefährliche Strecke Geschichte und wird derzeit „rückgebaut“.
Eine Großbaustelle gibt es 2020 auch in Weingarten – die Jöhlinger Straße zwischen dem Ortseingang von Jöhlingen kommend bis zur Kreuzung mit der B3 gegenüber dem Rathaus. Auf einer Länge von rund zwei Kilometern wird dort die Fahrbahn erneuert. Der letzte Bauabschnitt auf der schmalen Durchfahrtsstraße zieht sich vom Katzenbergweg bis zum Knotenpunkt an der B3 und ist besonders umfangreich.
Der Grund sind Tiefbauarbeiten – unter anderem wird ein Regenwasser-Entlastungskanal vom Katzenbergweg bis nach dem Wasserrad eingebaut. Er wird über eine Strecke von 300 Meter im Straßenkörper verlegt und führt das Regenwasser der Setz nach dem Wasserrad in den Walzbach. Die gute Nachricht für Anwohner und Pendler: Die Wiedereröffnung der Jöhlinger Straße ist auf Frühjahr 2021 angesetzt.