Ein durchschnittlicher Fußballrasen besteht aus rund 200 Millionen Grashalmen, wie Wissenschaftler festgestellt haben. Trittfest und belastbar soll er sein, die Halme nicht zu kurz und nicht zu lang – und nach dem Spiel möglichst schnell regenerieren und so schön wie vorher aussehen, frisch grün und glatt, fast wie ein Teppich. Doch wie bekommt man das perfekte Grün?
Auch Amateurfußballer möchten unter Profibedingungen ihrer Lieblingssportart nachgehen. Die Vereine in der Region investieren deshalb viel Mühe in die Pflege ihres Spieluntergrunds.
Regelmäßiges Mähen, Wässern und Düngen
Mathias Rothweiler, Vorstand Bau und Infrastruktur beim FC Viktoria Berghausen, legt großen Wert auf die Regelmäßigkeit der einzelnen Arbeitsschritte für die Naturrasenplatzpflege wie Mähen, Striegeln, Wässern und Düngen. „Spätestens alle zwei Wochen wird gemäht, um eine Verdichtung der Rasendecke zu erreichen, beziehungsweise zu erhalten“, erklärt er. Dadurch werde außerdem eine frühzeitige Unkrautbildung verhindert.
Die Rasenpflege wird immer schwieriger.Siegbert Herrmann
Ehemaliger Vorstand des FV Linkenheim
Monatlich werden die Plätze mit einem Striegel befahren, der leichte Unebenheiten der Plattenoberfläche ausgleicht und somit der Bildung von Löchern entgegenwirkt. Der Striegel hat inzwischen die klassische „Walze“ verdrängt, mit der früher regelmäßig die Plätze bearbeitet wurden.
Früher durfte nur die Mannschaft den Platz zum Spiel betreten
In Dürrephasen achtet man darauf, dass die Beregnungsanlage erst spät am Abend eingeschaltet wird. Das Wasser hat dann genügend Zeit einzusickern, sodass auch am nächsten Tag mit viel Sonnenschein das Gras vor einem Sonnenbrand geschützt wird.
Die Düngung des Hauptspielfelds übernimmt einmal jährlich die Firma, die den Platz angelegt hat. Sie verteilt das Düngergranulat, bevor die Beregnungsanlage eingeschaltet wird. Dadurch sickert die Wasser-Dünger-Mischung in das Erdreich ein und gelangt sofort an das Wurzelwerk.
Noch vor wenigen Jahren war man in vielen Vereinen der Ansicht, dass der Hauptplatz möglichst geschont werden sollte. Nur die erste Mannschaft durfte ihn betreten, und das auch nur zum Spiel. Mittlerweile ist es laut Rothweiler Konsens, „dass ein Platz regelmäßig benutzt werden sollte, um eine Widerstandsfähigkeit aufzubauen“.
Der Zeitfaktor ist bei der Pflege nicht zu unterschätzen
Nach jeder Benutzung, sowohl im Trainings- als auch im Spielbetrieb, gehen alle Spieler die Plätze ab und legen Rasenstücke, die sich beim Bespielen des Platzes lösen, wieder in die entstandenen Löcher zurück.
„Das Streben nach einem perfekten Fußballplatz hat wohl jeder Sportverein“, stellt Mirko Krause vom VSV Büchig fest und ergänzt: „Leider sind bei den meisten der Zeitfaktor und die fehlende Manpower Gründe, dass der Platz dann doch nicht so perfekt ist.“ Der zweite Vorstand ist gleichzeitig Mitglied eines vierköpfigen Platzwartteams, das nach eigenen Angaben zu manchen Jahreszeiten an seine Grenzen stößt.
Zu Jahresbeginn zieht der Düngelieferant eine Bodenprobe und erstellt nach deren Auswertung einen Dünge- und Bearbeitungsplan für das Jahr pro Platz. In der Regel erfolgt die erste Düngung dann Ende März, die zweite zur Spielpause im Juni. In dieser Zeit werden dann die Plätze auch vertikutiert, aerifiziert, besandet und nachgesät.
Früher wurde noch mit Schläuchen bewässert
Gerade in dieser Zeit ist eine ausreichende Bewässerung vonnöten, ebenso ein regelmäßiger, zweimal wöchentlicher Rasenschnitt, der nicht zu kurz sein sollte. Den Zeitaufwand hierfür schätzt Krause in den Sommermonaten auf 20 bis 30 Arbeitsstunden pro Woche bei zwei Plätzen.
Im Oktober wird dann nochmals für den Winter gedüngt. Bei angelegten, reinen Sportplätzen wird je nach Unterbau im August noch eine Zwischendüngung durchgeführt. Krause vergisst auch nicht „den unendlichen Kampf aller Platzwarte gegen das Unkraut“ und meint dazu: „Hier hat wohl jeder für sich seine Hausmittelchen.“
Eine deutliche Zunahme des Arbeitsaufwands für die Platzwarte erkennt Siegbert Herrmann. Der ehemalige Vorstand und Kassier des FV Linkenheim kümmert sich schon seit Jahrzehnten auch um den Zustand der Spielfelder und erinnert sich noch an die Zeiten, als man per Hand mit Schläuchen die Plätze bewässerte. „Die Rasenpflege wird immer schwieriger“, meint er.
Früher lief die automatische Beregnungsanlage lediglich von Mai bis September. Jetzt müsse man bereits Mitte März starten und bis mindestens Oktober bewässern – und jedes Jahr werde es schlimmer.
Anfang März wird ein Langzeitdünger mit viel Stickstoff eingesät. Im Juni folgt der Sommerdünger und im September oder Oktober der Herbstdünger. Der Rasenmäher ist von März bis Ende November im Einsatz – auf frisch gedüngtem Grün dreimal, ansonsten zweimal pro Woche.