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Gastronomen unter Druck

Speiseöl-Mangel im Karlsruher Norden: Als erstes werden die Pommes gestrichen

Vor zwei Jahren war es Klopapier, jetzt horten die Menschen Speiseöl. Für Gastronomen ist die Situation neu, dass sie im Großhandel mit Normalverbrauchern konkurrieren. Hat das Auswirkungen auf die Speisekarten?

30.03.2022 Eggenstein. Keine Speiseölknappheit bei Alexander Schuh Inhaber "Schuh´s"
Noch brutzeln die Pommes: Alexander Schuh von Schuh’s Restaurant hat noch genügend Speiseöl auf Vorrat, um die nächsten drei bis vier Wochen durchzustehen. Was er nicht verhindern kann, sind die stetig steigenden Kosten. Foto: Rake Hora /BNN

Jetzt wird es knapp! In vielen Supermärkten der Region ist das Speiseöl rar geworden. In den Regalen, wo einst das Grundnahrungsmittel aus Sonnenblumenkernen, Rapssamen oder Walnüssen Spalier stand, herrscht gähnende Leere. Nicht einmal mehr im Großhandel können sich Gastronomen sicher sein, Speiseöl zu ergattern.

Mittlerweile hat auch Otto Normalverbraucher den Profihandel für sich entdeckt und macht den Küchenchefs Konkurrenz im Rennen um die stark nachgefragten Produkte. In Lokalen und Restaurants schaut man genau hin, wie viel Öl noch in den Vorratsräumen steckt.

Alexander Schuh kann vorerst Entwarnung geben. Der Küchenchef und Geschäftsführer in Schuhs Restaurant in Eggenstein-Leopoldshafen schätzt grob, wie lange das Speiseöl bei ihm noch reicht: „Für drei oder vier Wochen sollte es noch reichen“, sagt er. Dann braucht es Nachschub. Ansonsten müsse er Angebote von der Karte streichen – Pommes frites aus der Fritteuse gäbe es dann nicht mehr auf der Speisekarte.

Speiseöl-Hamsterkäufe: Auch der Großhandel ist leergefegt

Dass sich mittlerweile auch normale Haushalte über das Angebot des Großhandels eindecken, ist ihm aufgefallen. „Es ist schon ein bisschen verrückt“, so Schuh. Auch die Regale in Märkten wie Metro seien mittlerweile leergefegt. „Es war Zufall, dass ich durch ein günstiges Angebot vor wenigen Tagen noch Speiseöl ergattern konnte“, erklärt er. Beim Mehl fürchtet der Gastronom keinen Engpass: Das bekomme er von einem lokalen Partner.

Bei Küchenchef Stipe Selak im Restaurant Spalato in Dettenheim stehen zwei Fritteusen in der Küche. Er rechnet momentan noch nicht mit Einschränkungen auf seiner Speisekarte. 20 Liter Öl brauche er etwa pro Woche und noch klappe die Versorgung. Und manchmal könne man auch das Öl ersetzen: „Für Pfannengerichte können wir ja auch Butter nehmen.“

„Es wird spannend werden“, blickt Diana Küntzle, Chefin des Backhauses Sallenbusch in Weingarten, nach vorne. „Sogar die Großmärkte rationieren schon die Abgabe des Speiseöls für normale Haushalte“, erklärt die Gastronomin. Die Hamstertriebe reichen aber noch weiter, ihrer Beobachtung nach: „Auch Konserven werden nun übermäßig oft gekauft, wohl wegen ihrer langen Haltbarkeit“, so Küntzle.

Jürgen Regelmann, Küchenchef im Hotel Zur Krone in Weingarten, sieht die Situation noch einigermaßen entspannt. Zwar seien auch im Großhandel die Regale leer, aber gute Kunden könnten bei ihrem Händler des Vertrauens noch darauf bauen, dass für sie Ware zurückgelegt werde. Er fürchtet allzu schnell also keine Einschränkungen auf seiner Speisekarte. Warum der Verbraucher auf einmal hamstere? „Ich denke, die Menschen haben sich zu sehr von den Medien leiten lassen.“

Mit Skepsis blickt Wolfgang Hüfner vom El Bandido in Berghausen in die Zukunft: „Die Regale im Großhandel sind leer. Und jeden Tag kommt ein Produkt dazu, das fehlt“, so Hüfner. Der Gastronom berichtet unter anderem davon, dass es auch keinen Reis und kein Tomatenmark mehr gebe. Er müsse sich aus dem Ausland mit Zutaten eindecken, zu überhöhten Preisen.

Gäste müssen sich auf höhere Preise im Restaurant einstellen

Auf höhere Preise sollten sich Gäste in jedem Fall einstellen – das betonen alle Gastronomen im Gespräch mit dieser Redaktion. „Bei argentinischem Rumpsteak sind die Kosten um gut 30 Prozent gestiegen“, so Restaurantbetreiber Selak aus Dettenheim. Die Gäste seien aber bereit, für ein entsprechend gutes Angebot auch mehr zu bezahlen.

Alexander Schuh sieht nicht nur die Preise für zubereitete Speisen gestiegen, sondern auch für Getränke. „Schauen Sie sich an, was eine Flasche Limonade kostet. Und gerade zu Beginn des Jahres haben die Brauereien aufgeschlagen. Das sind zum Teil exorbitante Preissteigerungen“, betont er. Bei Wein rechnet er mit einer ähnlichen Entwicklung. Als Gastronom habe man eben schon immer nicht nur kochen können müssen, sondern auch rechnen, sagt er. Auch die Restaurantgänger werden künftig wahrscheinlich mehr auf ihre Rechnung schauen.

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