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Tiere aus Rumänien

Tierärzte im Landkreis Karlsruhe warnen vor Straßenhunden aus dem Ausland

Eigentlich will man ja nur Gutes tun, wenn man einen Straßenhund aus Südosteuropa holt. Doch die Tierliebe führt im schlimmsten Fall zu noch mehr Leid.

Ein Hundewelpe blickt in die Kamera.
Mit süßen Fotos und rührenden Geschichten mit zweifelhaftem Wahrheitsgehalt werden die Straßenhunde im Internet angepriesen. Auch auf Angaben zu Impfungen kann man sich nicht verlassen. Foto: Franziska Gabbert/dpa

Der Hundemarkt boomt. Nicht erst seit der Corona-Pandemie steigt der ausländische Marktanteil der heimischen Haustiere. Das stellt Tierarztpraxen in der Region vor neue Herausforderungen.

Alles musste warten während des Lockdowns – die Anschaffung eines Hundes nicht. Die Menschen sind unterwegs im Internet und merken: Der Wunsch nach einem Vierbeiner lässt sich dort leicht verwirklichen. Der Preis pro Tier liegt im unteren dreistelligen Bereich, der Listenpreis beim seriösen Züchter dagegen ist vierstellig. Billighunde strömen auf den Markt, denn wo die Nachfrage wächst, wird bald geliefert.

„Miruna liebt ihre Kuscheleinheiten“, titelt die Online-Anzeige. Bereits mit Namen versehen und mit herzerweichenden Sprüchen bestückt blickt ein kleiner sandfarbener Straßenhund aus zwölf Perspektiven hilfesuchend in die Kamera. „Die süße Miruna wurde in Rumänien auf der Straße gefunden. Dort hatte sie sich einer Hundemama mit elf Welpen angeschlossen. Alle hatten Glück, gefunden und gerettet worden zu sein.“

Irreführende Internet-Anzeigen zu Straßenhunden

Wie viel Gehalt diese Story hat, bleibt offen. Das Tier sei geimpft, gechippt, kastriert und etwa im Juli des Jahres 2017 geboren. Konkretere Informationen fehlen. Die Anfangsangabe „Hund aus Stutensee“ ist irreführend. Denn erst der letzte Satz verrät: „Miruna befindet sich noch in Rumänien.“

Trotzdem scheint das Tier unmittelbar verfügbar zu sein, wie aus der Internet-Anzeige vom 5. Juli dieses Jahres hervorgeht. Ein Anbieter aus Stutensee vermittelt die Hündin auf dem Tiermarkt eines Online-Portals, Festpreis 330 Euro. Als Kontakt dient eine WhatsApp-Nummer.

Wie geht es weiter? Auf Nachfrage wird ein Termin zur Abholung in Stutensee angeboten. Keine Annäherungsphase, der Verkauf nahezu anonym. Die Hundefreunde Vier Pfoten aus Weingarten warnen: Solche Tiere würden unter miserablen Bedingungen nach Deutschland verfrachtet.

Tierärztin aus Pfinztal warnt vor Krankheiten durch Hunde aus dem Ausland

Elke Barth, die ihre Kleintierpraxis in Pfinztal führt, beobachtet die Zunahme von Tieren aus Südosteuropa schon lange. „Ich habe im vergangenen Jahr so viel gearbeitet wie noch nie.“ Obwohl behauptet wurde, die Tiere seien bereits untersucht und getestet, sei dem oft nicht so. Auch brächten sie häufig Erkrankungen mit.

Christine Nees, Leiterin des Kleintierzentrums AniCura in Weingarten, teilt diese Erfahrung mit Straßenhunden aus Südosteuropa: „Sie haben oft angeborene Krankheiten wie Zahnfehlstellungen. Wir hatten auch schon mehrere Parvovirosefälle, da diese Tiere häufig ungeimpft sind.“

Diese hoch ansteckende Viruserkrankung kann für Hunde tödlich enden. Den Welpen sehe man mögliche Krankheiten nicht an. Und wenn die Tiere älter sind und von der Straße kommen, fehle ihnen der soziale Umgang mit Menschen. „Die Tierhalter haben viele Probleme, da diese Hunde nicht an Menschen gewöhnt und daher panisch oder ängstlich sind“, erklärt Nees.

Gerade während der Pandemie holten viele Menschen Hunde aus dem Ausland

Dass genau diese Angst des Tiers ein Grund ist, es besitzen und domestizieren zu wollen, passt in die traurige Geschichte voller Gegensätze. „Der erbärmlichste Hund wird zuerst genommen“, hat Elke Barth in einer aktuellen Studie gelesen. Sie schätzt, dass mindestens jeder zweite Hund, der seit der Pandemie angeschafft wurde, aus dem Ausland stammt.

Nachhaltiger Tierschutz findet vor Ort statt.
Elke Barth, Tierärztin

Sie sieht dafür zwei Gründe: Man müsse nicht viel Geld ausgeben und habe dabei noch das Gefühl, ein Tier vor der Tötungsstation zu retten. „Nachhaltiger Tierschutz findet vor Ort statt. Nicht dadurch, alle Straßenhunde einzusammeln und nach Deutschland zu karren“, sagt Barth.

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