
Das Ja-Wort scheint aus der Mode zu kommen. Laut Statistischem Landesamt lebten in Baden-Württemberg Ende vergangenen Jahres rund 4,85 Millionen verheiratete Frauen und Männer. Der Anteil der Verheirateten an der erwachsenen Bevölkerung lag damit nach den Ergebnissen der amtlichen Bevölkerungsfortschreibung nur noch bei 52 Prozent im Vergleich zu 63 Prozent im Jahr 1980. Die Anzahl der Alleinstehenden nahm im gleichen Zeitraum um circa 50 Prozent zu.
In den Kommunen nördlich von Karlsruhe lässt sich anhand der verfügbaren Daten kein eindeutiger Trend feststellen. Der Anteil der Single-Haushalte wird in den seltensten Fällen erfasst. In Dettenheim ist er „auf gleichbleibendem Niveau ohne signifikante Änderungen“, wie Hauptamtsleiter Swen Goldberg mitteilt.
Gabi Dittert, Pressesprecherin der Gemeinde Weingarten, erklärt das Meldesystem der Gemeinde, nach dem nicht separat abgefragt wird, welcher Haushalt ein Single-Haushalt ist. Um durch eine nachträgliche Auswertung der Daten mit Filterkriterien an aussagekräftige Zahlen zu kommen, wäre ein unverhältnismäßig großer Aufwand notwendig.
Während der Pandemie gab es weniger Trauungen
Bei der Anzahl der Eheschließungen verzeichneten einige Standesämter einen Einbruch in den Jahren 2020 und 2021, als aufgrund der Verordnungen während der Corona-Pandemie Behörden schließen mussten und Feierlichkeiten nur unter erschwerten Bedingungen stattfinden konnten.
Dieser Einbruch scheint inzwischen überwunden. Lediglich die Stadt Stutensee hat die Zahl von 80 Trauungen im Jahr 2019 bis jetzt noch nicht erreicht. 2022 waren es ähnlich wie 2020 nur 68. Im laufenden Jahr haben bisher 44 Eheschließungen stattgefunden, elf weitere sind noch geplant.
In Linkenheim-Hochstetten schwankt die Anzahl der Trauungen in den vergangenen zehn Jahren zwischen 47 und 61 ohne klare Tendenz. Gemessen an der Einwohnerzahl liegt sie ziemlich an der Spitze der Region gemeinsam mit Walzbachtal.
Auch zum Alter der Frischvermählten gibt es nur wenige Angaben. Die Verwaltung der Gemeinde Linkenheim-Hochstetten beruft sich hier auf den Datenschutz. „Durchweg gemischt von jung bis alt“ ist das Alter der Ehepaare in Eggenstein-Leopoldshafen laut Standesbeamtin Anne Wolf. Ihre Kollegin Kornelia Mahl aus Graben-Neudorf gibt das Durchschnittsalter der Brautpaare mit Ende 20 bis Mitte 30 an. In Pfinztal reicht die Altersspanne der Eheleute laut Pressesprecherin Elke Fleig von 18 bis 80 Jahren.
Eine tendenzielle Veränderung meldet lediglich die Gemeinde Walzbachtal: „Man kann sagen, dass weniger ganz junge Paare heiraten. Im Jahr 2023 ist der Großteil der Paare sogar eher mittleren Alters, ab Anfang oder Mitte 30.“
Heiratsalter ist angestiegen
Für den landesweiten Rückgang des Anteils der Verheirateten an der Gesamtbevölkerung sieht das Statistische Landesamt vor allem zwei Ursachen. Zum einen stieg das Heiratsalter stetig an, zum anderen wurde in den zurückliegenden Jahrzehnten auch immer weniger geheiratet.
So sank der Anteil der Eheleute in der Gruppe der 30- bis unter 35-Jährigen im untersuchten Zeitraum (1980 bis 2022) bei wachsender Einwohnerzahl noch stärker als im Gesamtdurchschnitt von 75 Prozent auf 40 Prozent. Lediglich in der Altersgruppe über 65 Jahren gibt es heute mehr Verheiratete als im Vergleichsjahr. Hinzu kommt, dass sich die Scheidungsquote in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt hat.
Jeder Dritte ist ein Single
Spiegelbildlich zum Rückgang des Anteils der Verheirateten entwickelte sich die Anzahl der ledigen Erwachsenen im Südwesten. Hier ist seit Jahrzehnten eine stetige Zunahme zu beobachten. Im vorigen Jahr lebte jeder Dritte Baden-Württemberger in einem Single-Haushalt.
Die Zusammensetzung der Bevölkerung nach dem Familienstand ist in den Teilräumen des Landes recht unterschiedlich. Während sich die Menschen im Enzkreis noch relativ oft trauen lassen, bilden die badischen Universitätsstädte Heidelberg und Freiburg mit 36 beziehungsweise 37 Prozent Verheirateten die Schlusslichter. Der Landkreis Karlsruhe liegt mit 55 Prozent etwas über dem Landesdurchschnitt und deutlich vor dem Stadtgebiet.