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Verwechslungsgefahr mit Folgen

Ähnlichkeit zwischen Gespinstmotte und Eichenprozessionsspinner verwirrt Menschen rund um Stutensee

Raupengespinste sind dieser Tage allgegenwärtig. Die der Eichenprozessionsspinner sollte man tunlichst meiden – sie sind giftig. Ihre Nähe kann schmerzhaft werden.

Gespinst wie Seide: Der Pfaffenhütchenstrauch im Garten von Marianne und Klaus-Helimar Rahn ist von der Gespinstmotte abgegrast. Das Insekt ist ungefährlich, wird aber hin und wieder auch mit dem Eichenprozessionsspinner verwechselt, dessen Nesselhärchen giftig sind.
Gespinst wie Seide: Der Pfaffenhütchenstrauch im Garten von Marianne und Klaus-Helimar Rahn ist von der Gespinstmotte abgegrast. Foto: Holger Keller

Schön sieht es nicht aus, das feine Gespinst. Aber immerhin ist es ungefährlich. Das macht den wohl wichtigsten Unterschied zwischen Gespinstmotte und Eichenprozessionsspinner aus. Die beiden Insektenarten rücken jetzt wieder vermehrt in den Blick. Und das buchstäblich. Die feinen Netze der Raupen beider Arten finden sich auf Bäumen und Sträuchern in der Region.

Die Gespinstmotte ist relativ harmlos, der Eichenprozessionsspinner dagegen kann unangenehme allergische Reaktionen auslösen. Die Gemeinden in der Region verfolgen die Verbreitung der Tiere mit Argusaugen. Stutensee hat jüngst ganz offiziell auf die Ähnlichkeit der Gespinste beider Arten hingewiesen: Bitte nicht verwechseln! Sobald der Eichenprozessionsspinner gesichtet wird, werden Gemeinden aktiv.

Die Mottengespinste finden sich auch im Garten von Marianne und Klaus-Helimar Rahn. Beide sind beim BUND Pfinztal aktiv. Dass die Motte den Busch schon gänzlich leergeaast hat und die weißen Fetzen der Netze nur noch an den nackten Ästen hängen, stört sie nicht. „Die Pflanze wird sich davon wieder erholen, wie im vorigen Jahr auch schon“, so Marianne Rahn.

Gespinstmotte geht nur an bestimmte Pflanzen

Die Gespinstmotte geht, je nach Art, nur an bestimmte Pflanzen. Bei Rahns ist es das Pfaffenhütchen, das schwer angeschlagen aussieht. Dennoch, die Raupen dürfen sich austoben.

„Nicht gefährlich für Mensch und Tier“, schreibt auch die Stadt Stutensee in einer Stellungnahme. Die Gespinstmotte lasse man daher gewähren, bekämpft werde sie nicht. Ganz im Gegensatz zum Eichenprozessionsspinner, dessen giftige Härchen durch die Luft wirbeln können und beim Einatmen Reizungen der Atemwege auslösen.

„Bei kleineren Vorkommen von Eichenprozessionsspinnern werde die Insekten von Mitarbeitern unseres Baubetriebshofs abgesaugt. Bei größeren Vorkommen wird eine Fachfirma beauftragt“, so ein Sprecher der Stadtverwaltung. In den vergangenen zwei bis drei Jahren seien aber keine Einsätze notwendig gewesen, so der Sprecher.

Es gibt vereinzelt besorgte Bürger, die die Gespinnstmotte mit dem Eichenprozessionsspinner verwechseln.
Tanja Echle, Gemeinde Graben-Neudorf

Längst nicht jeder Einwohner kann die Unterschiede auch auf den ersten Blick ausmachen. Fehlalarme kommen daher durchaus vor, wie die Stadtverwaltung bestätigt. Gespinstmotte und Eichenprozessionsspinner werden verwechselt – und das regelmäßig.

Ähnliche Erfahrungen hat die Gemeinde Graben-Neudorf auch schon gemacht. „Es gibt vereinzelt besorgte Bürger, die die Gespinstmotte mit dem Eichenprozessionsspinner verwechseln. Das kann aber im Gespräch schnell klargestellt werden“, so Tanja Echle von der Gemeindeverwaltung auf Nachfrage.

Wenn es sich tatsächlich um Eichenprozessionsspinner handelt, werden die Insekten schnellstmöglich abgesaugt. So würden keine der giftigen Nesselhärchen aufgewirbelt werden, erklärt die Gemeinde.

Graben-Neudorf schaut schon im April präventiv nach Eichenprozessionsspinnern

Präventiv fahre der Bauhof der Gemeinde sowieso schon im April und Anfang Mai die bekannten Standorte ab. Überall, wo Eichen stehen, können sich die Raupen einquartieren. Wenn es notwendig ist, würde gleich gehandelt. Jedoch: Auch in Graben-Neudorf registrierte man über die vergangenen Jahre einen Rückgang der Vorkommen.

Lars Hellmann, Mitarbeiter der Schädlingsbekämpfungsfirma Baranowski, saugt Eichenprozessionsspinner vom Stamm einer Eiche ab. Im Frühjahr und Sommer werden sich die Raupen des Eichenprozessionsspinners flächendeckend ausbreiten. Die Städte und Kommunen engagieren Firmen, um die Raupen des Tieres zu bekämpfen.
Schnell entfernt: Gemeinden entfernen Eichenprozessionsspinner häufig per Sauger. So werden auch die kleinen Nesselhärchen, die allergische Reaktionen hervorrufen können, schnell aufgesammelt. Foto: Friso Gentsch/dpa

In Pfinztal hat die Gemeinde in diesem Jahr noch keine Eichenprozessionsspinner festgestellt. Und auch dort sagt Matthias Köpf, Förster für den Gemeindewald, dass sich Vorkommen in den vergangenen Jahren verringert hätten. Er vermutet einen Zusammenhang mit dem allgemeinen Rückgang der Insektenpopulationen.

„Es gibt immer weniger Insekten“, sagt Marianne Rahn. Bei der Bekämpfung der ungefährlichen Gespinstmotte rät sie zu Zurückhaltung. Die weißen Gespinste sähen zwar unschön aus, aber auch die Motte spiele eine Rolle im Ökosystem – das ohnehin schon von allen Seiten unter Druck steht.

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