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„Selbstmörderecke“ soll erhalten bleiben

Alter Friedhof in Stutensee-Friedrichstal wird neu gestaltet

Eine Arbeitsgruppe will das Gelände unter ökologischen und historischen Gesichtspunkten aufwerten. „Selbstmörderecke“ soll erhalten bleiben.

Rückschnitt erforderlich:  Die Eibe um das Auferstehungsdenkmal soll zurückgeschnitten werden, um die Figur besser zur Geltung zu bringen.
Rückschnitt erforderlich: Die Eibe um das Auferstehungsdenkmal soll zurückgeschnitten werden, um die Figur besser zur Geltung zu bringen. Foto: Marianne Lother

Der alte Friedhof in der Parkstraße Ost in Friedrichstal erhält neue Aufmerksamkeit. Eine Projektgruppe hat sich gegründet mit dem Ziel, diese seit 1970 stillgelegte Oase der Ruhe mitten im Ort zu würdigen und aufzuwerten. Zunächst unter ökologischen, im weiteren unter historischen Gesichtspunkten.

Seit der Gründung Friedrichstals im Jahr 1700 wurden die Verstorbenen dort bestattet. Als 100 Jahre später eine Erweiterung notwendig wurde, vermachte der Bürger Isaak Hornung der Gemeinde zu diesem Zweck ein rund 450 Quadratmeter großes Grundstück und verband diese Schenkung mit der Auflage, dort bestattet zu werden.

Dem geschah so. Sein Grabstein ist einer von dreien, die seit der Schließung des Friedhofs stehengelassen wurden.

Friedhof begutachtet und erste Schritte festgelegt

Der vor kurzem verstorbene Günther Hornung, Vorstandsmitglied des Heimat- und Hugenottenvereins, hatte sich eingehend mit der Geschichte dieses Friedhofs befasst. Er hat den Baumbestand kartiert, bezeichnet und einen Gestaltungsentwurf verfasst. Jetzt fühlt sich Ortsvorsteher Lutz Schönthal in der Pflicht, dieses Vermächtnis zu erfüllen. Dazu hat er die Projektgruppe ins Leben gerufen.

Besichtigung:  Die Projektgruppe „Alter Friedhof“ hat vor Ort über mögliche Aufwertungsvorschläge beraten.
Besichtigung: Die Projektgruppe „Alter Friedhof“ hat vor Ort über mögliche Aufwertungsvorschläge beraten. Foto: Marianne Lother

Die Mitglieder nahmen den Friedhof in Augenschein und legten erste Schritte fest. Der Charakter des Areals wird eindrucksvoll geprägt durch mehrere hohe und dunkle Koniferen, die als junge Bäumchen auf Gräber gepflanzt wurden.

Die Gräber sind nicht mehr da, aber die Bäume sind mittlerweile große und mächtige Stämme geworden und sollen weitgehend erhalten bleiben.

Schönthal berichtete, ein Baumkontrolleur des städtischen Umweltamts habe den Zustand der Bäume mit wenigen Ausnahmen für sehr gut befunden. Was nicht mehr erhalten werden könne, soll bis 28. Februar entfernt werden.

Efeubewuchs an der Mauer soll nur teilweise entfernt werden

Im Weiteren äußerten die Mitglieder der Projektgruppe Vorschläge, wie vorgegangen werden könnte. Im Ergebnis soll für einen künftigen Weg ein Streifen zwischen 1,5 und zwei Metern Breite freigemäht werden.

Thomas Hornung plädierte für die Pflanzung von einigen Büschen wie Felsenbirne, Weißdorn und Pfaffenhütchen zugunsten der Singvögel. Das Auferstehungsdenkmal inmitten einer üppigen Eibe ist ein besonderer Blickfang. Bauhofleiter Andreas Bolz meinte, die Eibe könne stark zurückgeschnitten werden.

Der Efeubewuchs an der 300 Jahre alten Mauer soll nur teilweise entfernt werden, um Nahrung für Insekten zu erhalten und trotzdem die Mauer nicht weiter zu schädigen.

Ein unscheinbares Kreuz nahe dieser Mauer bezeichnet die „Selbstmörderecke“, in der Selbstmörder ohne Sarg vergraben wurden. Sie soll fraglos erhalten bleiben. Schönthal schlug vor, beim nächsten Treffen im März die Pflanzungen, die Wegeführung und alle weiteren Details festzulegen, ebenso die weiteren Vorschläge Günther Hornungs zur historischen Gestaltung.

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