Kurz nach elf Uhr rauscht ein Intercity-Express (ICE) von Norden kommend durch den Bahnhof Blankenloch. Nur wenig später künden bei leichtem Nebel südlich zwei Scheinwerferlichter vom Nahen eines weiteren ICE. Einem Mann fällt der schnell näher kommende Hochgeschwindigkeitszug offenbar nicht auf - unbeirrt und ohne Eile überquert er 200 Meter südlich des Bahnhofs die Gleise. Solche riskanten Unternehmen bleiben nicht immer ohne Folgen. An den durch das BNN-Hardtgebiet verlaufenden Abschnitten der Strecken Karlsruhe-Mannheim und Karlsruhe-Pforzheim blieb die Zahl schwerer Unfälle indessen im Zeitraum seit 2017 nach Angaben der Bundespolizei "überschaubar".
Tödlicher Unfall bei Blankenloch
Im Gebiet der BNN-Hardtausgabe löste allerdings kürzlich ein schwerer Unfall bei der Haltestelle Blankenloch Betroffenheit aus. Anfang Dezember wurde dort eine 28-Jährige beim Überqueren der Bahngleise von einem ICE erfasst und lebensgefährlich verletzt. Trotz notärztlicher Versorgung vor Ort erlag die junge Frau kurz danach ihren Verletzungen. Bei dem Unglück geht die Polizei von einem Unfall aus.
Die Bundespolizei ist zur Gefahrenverhütung auf den Bahnanlagen des Bundes zuständig, erfasst und ermittelt nur im Bahnbetrieb. Geht die Gefahr nicht von der Bahn und deren Betrieb wie etwa durch gestörte Weichen oder Signalanlagen aus, übernimmt die Landespolizei die Sachbearbeitung. Sie ist beispielsweise für unachtsame Autofahrer oder Fußgänger zuständig.
Hund am Bahndamm und vereister Bahnsteig
Weiterhin sorgte ein nicht angeleinter Jagdhund auf dem Bahndamm zwischen Blankenloch und Graben-Neudorf für zahlreiche Zugverspätungen. Im Zeitraum seit 2017 ist auch ein Vorkommnis registriert, bei dem eine 48-jährige Frau auf einem vereisten Bahnsteig am Bahnhof Graben-Neudorf stürzte. Wie die Polizei mitteilt, sei bei solchen Vorfällen grundsätzlich die Unfalluntersuchungsstelle der Bahn eingebunden. Sie unterstütze die Ermittlungen durch Fachpersonal.
Gefahren beim Ein- und Aussteigen
Die Ursachen für diese Ereignisse seien ebenso vielfältig wie die Vorkommnisse selbst. Diesbezüglich könne die Bundespolizei auf der Strecke allerdings keine Brenn- oder besonders kritische Punkte ausmachen. Auffällig aber sei, dass sich seit geraumer Zeit häufe, dass Personen während des Ein- und Aussteigens zwischen Bahnsteig und Zug rutschen und sich dabei verletzten. Dies sei zumeist auf Unachtsamkeit oder eingeschränkte Beweglichkeit von älteren Menschen zurückzuführen, so die Polizei. Vorbeugend weise man regelmäßig auf die Gefahren im Bahnverkehr hin.
Warnhinweise werden oft missachtet
Mit warnenden Verhaltenshinweisen geht gleichermaßen die Bundesbahn in die Öffentlichkeit. Immer häufiger werde leichtsinniges Verhalten an Bahnübergängen beobachtet. Nicht nur heruntergelassene Schrankenbäume, sondern auch rotes Blinklicht am Bahnübergang bedeute „Halt!“ und zwar vor dem Andreaskreuz. Stets sollte auch auf nachkommende Züge geachtet werden. Bei stockendem Verkehr dürfe niemals auf die Gleise oder in den Bereich zwischen den Schranken gefahren werden, so die Bahn weiter.
Markierungen an Bahnsteigen
Markierungen auf Bahnsteigen signalisieren den Sicherheitsabstand zur Bahnsteigkante. Halte man diese nicht ein, bestehe das Risiko, beim Vorbeirauschen des Zugs von dessen Sog erfasst und Richtung Gleis gezogen zu werden. So kann es vorkommen, dass Reisende Regenschirme, Koffer oder Kinderwagen unachtsam stehen lassen. Diese haben bei dem Sog dann keine Chance.
Lebensgefährliche "Selfies" auf Gleisen
Ein Problem sei, wenn Lautsprecherdurchsagen nicht beachtet würden. Viele telefonierende, Musik über Kopfhörer hörende oder anderweitig abgelenkte Reisende würde diese Hinweise nicht mitbekommen. Lebensgefährlich seien „Selfies“ auf Gleisen, was immer mehr zunehme. Solche Warnhinweise finden sich auch bei der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG).
Bundespolizei und AVG warnen
Im März wurde eine orientierungslose 82-Jährige bei Blankenloch im Gleisbereich von einer Bahn erfasst und tödlich verletzt. Im Mai wurde bei einem Unfall mit einem Auto eine Person verletzt. Kollisionen mit PKW gab es auch 2017. Die Betreiber stellen allgemein fest, dass schwere Unfälle meist eine Folge individueller Missachtung der Verkehrsregeln seien. So würden Schienen bei Rot überquert oder trotz Verbots über Gleise abgebogen.
"Andreaskreuz" wird falsch interpretiert
Viele Autofahrer würden Bahnübergänge zu flott passieren. „Andreaskreuze“ würden oft ignoriert und das Blinken nicht als Stoppsignal, sondern falsch als bloße Warnzeichen wie an Ampeln interpretiert. Immer wieder würden Menschen unachtsam Gleise überqueren und gerade jüngere Leute mit Kopfhörer oder abgelenkt durch den Blick aufs Smartphone vor die Bahn laufen.
Von Alexander Werner