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Viele Anwärter brechen ab

Wegen Zölibat: Junger Mann aus Blankenloch entscheidet sich gegen Priesteramt

Sollen katholische Priester ehelos bleiben? Der umstrittene Buch-Beitrag des emeritierten Papstes Benedikt XVI. hat die Debatte um den Zölibat in der katholischen Kirche wieder neu entflammt. Gläubige und Kirchenvertreter in der Hardt bewerten die Diskussion kontrovers.

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Glaubensfrage: Der Zölibat steht schon seit langem in der Kritik, weil er junge Männer vom Priesteramt abhalten könnte. Foto: Peter Kneffel/dpa

Sollen katholische Priester ehelos bleiben? Der umstrittene Buch-Beitrag des emeritierten Papstes Benedikt XVI. hat die Debatte um den Zölibat in der katholischen Kirche wieder neu entflammt.  Gläubige und Kirchenvertreter in der Hardt bewerten die Diskussion kontrovers.

Erst im vergangenen Oktober hatte Papst Franziskus mit der Amazonas-Synode eine Öffnung des Zölibats für verheiratete Diakone in Amazonien angestoßen.

Für Dennis Nagel war der Zölibat ein Grund, sich gegen das Priesteramt zu entscheiden. Der junge Mann aus Blankenloch ist heute Pastoralreferent in der katholischen Kirchengemeinde Graben-Neudorf-Linkenheim. Während seines Studiums sah er viele junge Priesteramtsanwärter um der Liebe willen doch noch ihr Studium abbrechen.

Kirchenrecht kann geändert werden, göttliches Recht nicht

Dabei könnte die katholische Kirche den Zölibat jederzeit wieder abschaffen, erklärt der emeritierte Tübinger Professor für Religionspädagogik Albert Biesinger. Die Ehelosigkeit der Priester sei nur ein Kirchengesetz und damit im Gegensatz zu göttlichem Recht änderbar. Biesinger plädiert für eine zweigleisige Lösung: die freiwillige Ehelosigkeit von Priestern neben der Möglichkeit zu heiraten.

Wer als Seelsorger tätig ist, wer eine Gemeinde leiten will, entscheidet sich nicht aktiv für den Zölibat.

Auch Dennis Nagel würde den Pflichtzölibat abschaffen – zumindest für Weltpriester. „Wer als Seelsorger tätig ist, wer eine Gemeinde leiten will, entscheidet sich nicht aktiv für den Zölibat“, ist er überzeugt, im Gegensatz etwa zu Ordensmännern und -frauen. Die Abschaffung des Zölibats, glaubt Nagel, könnte ein Mittel im Kampf gegen den Priestermangel sein. Dabei erlebe er selbst, dass die Abgrenzung zum Amt, der Schutz seiner Familie, durchaus eine Herausforderung darstellen kann.

Löst die Aufhebung des Zölibats alle Probleme in der Kirche?

Pfarrer Jens Maierhof ist dankbar, dass er diese Herausforderung nicht hat. Seit 2012 ist er in der katholischen Kirchengemeinde Stutensee-Weingarten tätig. Mit Bewunderung sehe er, wie andere hauptberufliche Mitarbeiter einerseits die anspruchsvolle Arbeit in der Gemeinde, andererseits die anspruchsvolle Aufgabe der Familiengründung bewältigten.

Ich habe aber vor allem ein Problem bei dem Gedanken, dass sich alle Probleme in der Kirche lösen, wenn der Zölibat wegfällt.

Für ihn selbst sei der Zölibat aktuell eine sehr stimmige Lebensform. Zwar habe er vor dem Eintritt ins Priesteramt viele Fragen gehabt, das sei jedoch am Ende „Muffensausen vor dieser Lebensentscheidung“ gewesen, sagt Maierhof. „Aber auch eine Heirat ist eine Lebensentscheidung.“ Dass eine Aufhebung oder Lockerung des Zölibats langfristig gegen den Priestermangel hilft, glaubt er nicht. „Ich habe aber vor allem ein Problem bei dem Gedanken, dass sich alle Probleme in der Kirche lösen, wenn der Zölibat wegfällt.“

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Kirchliche Berufung kann man auch als Familienmensch leben

Wie aber bewerten christliche Konfessionen, die den Zölibat grundsätzlich ablehnen, die Debatte? Der evangelische Pfarrer Matthias Boch aus Leopoldshafen zeigt Verständnis dafür, dass die katholische Kirche an dem Dogma Zölibat festhalten will.

Ihn selbst jedoch habe seine Familie in seinem Wirken nie eingeschränkt. „Ich glaube, dass das eine Berufung ist, die man auch als Familienmensch leben kann.“ Grundvoraussetzung sei aber in jedem Fall, dass die Familie den Pfarrberuf mittrage. Wer ehelos bleiben wolle, könne dies ohnehin tun. Auch in der evangelischen Kirche müsse kein Pfarrer heiraten, betont Boch.

Benedikt XVI. verhält sich "illoyal"

Einig sind sich alle, dass der Beitrag von Benedikt XVI. zum umstrittenen Buch des Kardinals Sarah gegen dessen Versprechen verstößt, sich nicht mehr in kirchenpolitische Fragen einzumischen. „Benedikt verhält sich gegenüber Papst Franziskus illoyal“, findet Pfarrer Jens Maierhof. Der habe viele wichtige Reformen angestoßen.

Statt aber über den Zölibat zu diskutieren, ist für Maierhof vordringlicher, Frauen den Zugang zu sakralen Ämtern zu gewähren. Denn die würden eine neue Sicht einbringen, die dem kirchlichen Amt guttäte.

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