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Projekt polarisiert

Deutsche Erdwärme hält Bedingungen für Geothermie bei Graben-Neudorf für einzigartig

„Die Bedingungen vor Ort sind einmalig für ganz Europa“, sagt Herbert Pohl, Geschäftsführer der Deutschen Erdwärme. Das Karlsruher Unternehmen, das zurzeit vor allem im Südwesten Deutschlands agiert, ist überzeugt von der erfolgreichen Energiegewinnung durch heißes Thermalwasser aus der Tiefe.

Eine Tiefbohranlage soll das Thermalwasser zutage fördern.
Eine Tiefbohranlage soll das Thermalwasser zutage fördern. Foto: dpa-Symbolfoto

Für das geplante Projekt nahe Graben-Neudorf starten in den kommenden Wochen die bergrechtlichen Verhandlungen, die Entscheidung über die Umsetzung wird dann in etwa einem Jahr bekannt. In Graben-Neudorf sorgte das Thema für großes Interesse.

Polarisiert hat das Bauvorhaben durchaus auch: Teile der Bevölkerung, das weiß Herbert Pohl, befürchten ein Sicherheitsrisiko durch seismische Aktivitäten rund um die Geothermie-Anlage. Die Philosophie des Unternehmens sei es hierbei, den Dialog mit der Bevölkerung zu suchen und umfangreich über die Chancen und Risiken zu informieren.

Neben dem Dialog mit den Politikern und Bürgern vor Ort baute das Unternehmen Infostände auf, schaltete Anzeigen und veranlasste Hauswurfsendungen. Nachdem die deutliche Zustimmung von neun zu eins Stimmen für die Bauvoranfrage im Gemeinderat zustande kam, freute sich der Geschäftsführer auch über die 80-prozentige Zustimmung der Bürger rund um die Gebiete in Waghäusel und Graben-Neudorf, in denen Messungen vorgenommen wurden.

Meinung der Bürger ist Unternehmen wichtig

„Bürgerbeteiligung ist uns ein großes Anliegen“, so Pohl, „und ich bin sehr dankbar für das Verständnis der Anwohner.“ Sorgen und Ängste seien normal und verständlich, jedoch böten die fortschrittliche Technik und die einzigartige Geologie in Graben-Neudorf nahezu risikofreie Bedingungen.

Zum drastischen technischen Fortschritt zähle zum einen die Richtbohrtechnik, bei dem der Bohrkopf auf einen Meter genau an die richtige Stelle im Untergrund geführt werden kann, während die ursprüngliche Technik Abweichungen von bis zu 200 Metern zuließ.

Neue Technik erkennt sogar die Kirsche auf der Torte

Auch ließen sich mit Geophone und 3D-Messtechnik im Vergleich zur bisher verwendeten 2D-Technik Thermalwasser-Reservoirs weitaus präziser und verlässlicher aufspüren und einschätzen. Man könne es sich vorstellen wie eine Schwarzwälder Kirschtorte: Während man bei der alten Technik verschiedene Schichten erkannte, sei mit der neueren Technik sogar jede Kirsche samt Position und Größe erkennbar.

Günstig bei Graben-Neudorf seien die in der gleichen Gesteinsschicht mündenden Injektions- und Produktionsbohrungen, der Umstand, dass in verhältnismäßig geringer Tiefe schon sehr heißes Wasser zu finden sei, und die Beschaffenheit des Bodens an der Stelle, an der der Kreislauf zusammengeführt werden soll.

Die Kombination dieser Faktoren soll Risiken minimieren und wirtschaftlich vielversprechend sein. Jedoch sei die Deutsche Erdwärme nicht nur im Bereich der Technik auf Sicherheit und Fortschritt bedacht, so Pohl. Mit dem Partner Copenhagen Infrastructure Partners habe man aufgrund der gleichen ethischen Maßstäbe großes Glück mit der Finanzierung gehabt.

Nicht nur die Unabhängigkeit von Banken und anderen Geldgebern, sondern vor allem auch Werte wie Umweltschutz, gute Arbeitsbedingungen und das auf eine langfristige und nachhaltige Zusammenarbeit bedachte Verhältnis bewertet Pohl als äußerst positiv. Geplant seien neben dem aktuellen Sitz in der Karlsruher Innenstadt weitere Standorte an den jeweiligen Wärmepumpen-Anlagen, da das Unternehmen vor Ort als direkter Ansprechpartner präsent sein möchte.

BNN/pds
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