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Ärger bei Händlern und Kunden

Ladenbetreiber klagen über Bon-Pflicht – "Der größte Schwachsinn"

Für Ärger sorgt die neue Bon-Pflicht bei Gewerbetreibenden und Kunden gleichermaßen. Kauft man ein Brötchen, gibt es einen Bon, für jeden Kaffee muss man jetzt dem Kunden ein Stück Papier anbieten - ob der das möchte oder nicht. Die BNN haben sich im Hardt-Gebiet umgeschaut.

Helmut Welszek von der Shell-Tankstelle in Weingarten nennt die Bon-Pflicht den "größten Schwachsinn".
Helmut Welszek von der Shell-Tankstelle in Weingarten nennt die Bon-Pflicht den "größten Schwachsinn". Foto: BNN

Die aktuelle Änderung des Kassengesetzes sorgt für mächtig Ärger bei kleinen Ladenbetreibern, wie etwa Bäckereien und Fleischereien, und deren Kunden: Seit Jahresbeginn muss jeder Kauf mit einem Kassenbon belegt werden, der dem Kunden zumindest angeboten werden muss. „Fast alle Kunden lehnen den aber ab“, weiß Nicole Runde, Verkäuferin in der Bäckerei Gröger in Pfinztal-Söllingen.

Niemand will den Bon

Das sieht auch Rundes Chef Alfred Gröger so: „Wir müssen den Bon ja anbieten – ob der Kunde will oder nicht. Ich hab immer nur gehört ,Den Bon will ich nicht’“, sagt Gröger. Vor allem an den Wochenenden, wenn die Bäckerei brummt, müssen die Kunden Geduld haben, wenn sie bezahlen, weil ja erst noch die Bons gedruckt werden. „Das kann schon mal dauern.“

Bon-Pflicht produziert Müll

Darüber hinaus ärgert Gröger, dass er bei Ablehnung vonseiten der Kundschaft ja für die Entsorgung der Bons zuständig ist. „Das ist nämlich kein Altpapier“, erklärt der Bäckermeister, „sondern Thermopapier. Und das muss in den Gewerbemüll“.

Ins gleiche Horn bläst Helmut Welszek von der Shell-Tankstelle in Weingarten: „Die Bon-Pflicht ist der größte Schwachsinn. Wir sprechen von Klimaschutz – und dann das.“ Man müsse sich nur überlegen, wie viel Bäume für die Produktion der Bon-Rollen gefällt werden müssten, erregt sich der Tankwart. Ganz zu schweigen von der Entsorgung. „Das Zeug muss ja in den Restmüll.“

Tankkunden ebenfalls genervt

Für Tankkundin Jutta Ziegel, ebenfalls aus Weingarten, werden durch die Bon-Pflicht „vor allem kleinere Betriebe gezwungen, sich ein Kassensystem anzuschaffen“. Ihre Schwester betreibe einen Friseursalon, da wolle so gut wie niemand einen Bon. „Und was ist eigentlich mit den Leuten auf Wochenmärkten?“ Sie habe von einem Steuerberater gehört, dass sich die Händler jetzt eine Registrierkasse kaufen müssten.

"Völliger Quatsch"

Die haben die Filialen der Bäckerei Thollembeek natürlich längst, so auch die in Wössingen. „Wenn hier jemand ne Brezel kauft, müssen wir einen Bon rausgeben,“ berichten Gabriele Lotsch und Michaela Jung kopfschüttelnd. Bäckereikunde Claus Rohner findet die Einführung der Bon-Pflicht „völligen Quatsch“. Dominik Hoch, der ebenfalls an diesem Donnerstagmorgen in Wössingen seine Brötchen kauft, hat die Idee, dass man „eigentlich alle Bons sammeln und geschlossen ans Finanzamt schicken sollte. Dann können die sich um den Sch.... kümmern.“

Auch Barbara Beisel, Chefin der Ökobäckerei „Fasanenbrot“ in Stutensee-Blankenloch, ärgert sich über die Bons, weil „mindestens 80 bis 90 Prozent eh in den Papierkorb wandern“ und von der Bäckerei entsorgt werden müssen. „Das kostet Gebühren für den Gewerbemüll und ich muss Kassenrollen kaufen.“ Mit Nachhaltigkeit, so Ökobäckerin Beisel, habe das alles nichts zu tun.

Schwarze Schafe?

Bäcker, Metzger, Kioskbetreiber und Tankstellenleute von Pfinztal bis Graben-Neudorf eint denn auch die Ablehnung der neuen Verordnung. „Natürlich gibt es schwarze Schafe, die das ausnutzen und einfach mal was ausgeben, ohne es zu bonieren“, sagt ein Handwerker aus Leopoldshafen-Eggenstein, der seinen Namen aber nicht in der Zeitung lesen möchte. Die Bon-Pflicht finde er „überzogen“. Etwas mehr Vertrauen könne man schon vonseiten der Steuerbehörde haben, meint der Handwerker – und die Resonanz der Kundschaft spreche ja ohnehin Bände.

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