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Runder Tisch geplant

Nach Drohbrief: Ortschaftsrat Friedrichstal verurteilt Rassismus gegen Gastronom aus Sri Lanka scharf

Ein Restaurantbetreiber aus Sri Lanka ist in Friedrichstal bedroht und rassistisch beleidigt worden. Jetzt schreitet der Ortschaftsrat ein. Ein Runder Tisch soll den Konflikt lösen.

Thasy Kugasingam (Mitte) mit seiner Frau Jeevitha Kugasingam und Koch Jills Jones vor seinem Restaurant in Stutensee-Friedrichstal.
Drohbrief erhalten: Thasy Kugasingam (Mitte) mit seiner Frau Jeevitha Kugasingam und Koch Jills Jones vor seinem Restaurant in Stutensee-Friedrichstal. Foto: Rake Hora

Der Ortschaftsrat Friedrichstal hat die rassistischen Beleidigungen gegen einen Gastronomen aus Sri Lanka verurteilt. Bei seiner Sitzung am Mittwochabend verabschiedete das Gremium einstimmig eine gemeinsame Erklärung.

Um den Konflikt zwischen Pächter und Anwohnern zu entschärfen, soll in den kommenden Wochen ein Runder Tisch stattfinden.

„Andere wegen ihrer Abstammung oder Hautfarbe zu beleidigen, ist inakzeptabel“, heißt es in der Stellungnahme. „Rassismus und Ausländerfeindlichkeit haben bei uns nichts verloren und werden aufs Schärfste verurteilt.“

Unbekannte hatten Thasy Kugasingam, der in der Berliner Allee ein indisches Restaurant betreibt, in einem anonymen Drohbrief rassistisch beschimpft. „Wir dulden hier keine stark pigmentierten Menschen“, steht in dem Schreiben, das den BNN vorliegt.

Restaurantbetreiber aus Sri Lanka erhält rassistischen Drohbrief

Kugasingam, der die Ortschaftsratssitzung aufmerksam verfolgte, hat seine Nachbarn als Absender im Verdacht. Die Wohnungseigentümer im Haus, in dessen Erdgeschoss sich das Restaurant befindet, hatten sich mehrfach über Lärm und Gerüche aus der Gaststätte beschwert. Sie bestreiten, den Brief geschrieben zu haben.

Ortsvorsteher Lutz Schönthal (CDU) hatte sich in einer öffentlichen Erklärung hinter Kugasingam gestellt und nach eigenen Angaben selbst ein Drohschreiben erhalten.

Rassismus hat bei uns nichts verloren.
Erklärung des Ortschaftsrates Friedrichstal

In ihrer Erklärung fordern die Ortschaftsräte nun, der Verfasser müsse sich bei Kugasingam, seiner Familie und seinen Mitarbeitern entschuldigen.

Laut Schönthal haben Konflikte mit Anwohnern in der Berliner Allee bereits zu vier Pächterwechseln innerhalb von zehn Jahren geführt. „Das ist nicht normal“, sagte der Ortsvorsteher.

Er stärkt dem Restaurantbetreiber weiter den Rücken. „Dem innerörtlichen Gaststätten-Sterben ist entgegenzuwirken“, betonte Schönthal. Es müsse „eine für alle Beteiligten akzeptable Regelung“ gefunden werden.

Lutz Schönthal, Ortsvorsteher von Friedrichstal
Klare Kante gegen Rassismus: Friedrichstals Ortsvorsteher Lutz Schönthal. Foto: Marianne Lother

Einstimmig begrüßte der Ortschaftsrat seinen Vorschlag eines Runden Tischs mit Anwohnern und Gastronom. „Beide Parteien haben dazu ihre grundsätzliche Bereitschaft erklärt“, sagt Schönthal. Das Treffen soll in den kommenden Wochen stattfinden und von ihm moderiert werden.

Der Konflikt hat eine lange Vorgeschichte: Als die Bewohner vor zehn Jahren in das Haus einzogen, waren sie davon ausgegangen, dass im Erdgeschoss ein Café betrieben wird – was zunächst auch der Fall war.

Ortsvorsteher Lutz Schönthal will Konflikt am Runden Tisch lösen

Nach einigen Jahren eröffnete dort ein italienisches Restaurant. Schon damals kam es zu Streit, in dessen Folge der Pächter entnervt das Handtuch warf.

Nachdem sie monatelang leer gestanden hatte, übernahm Kugasingam zum Jahreswechsel die Gaststätte. Seitdem sieht er sich laut eigener Aussage massiven Anfeindungen der Wohnungseigentümer ausgesetzt.

Wir müssen eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung finden.
Lutz Schönthal, Ortsvorsteher von Friedrichstal

Eine der Bewohnerinnen, Lizet Basmaci, sprach gegenüber den BNN von einem „unzumutbarem Gestank im Haus“. Sie sei allerdings davon überzeugt, dass keiner der Eigentümer den Drohbrief geschrieben habe.

Kugasingam, dessen Eltern in Forst das Restaurant Singam’s betreiben, hatte das Schreiben als einen „Schlag ins Gesicht“ bezeichnet.

Schönthal selbst war, nachdem er das Verhalten der Hausbewohner öffentlich kritisiert hatte, in einem weiteren anonymen Schreiben als „Putin Schönthal“ beschimpft worden. Der Absender hatte ihm ein „kümmerliches Demokratieverständnis“ vorgeworfen und gedroht, ihn „mit demokratischen Mitteln an den Pranger zu stellen“.

Dennoch hofft Schönthal weiter auf einen Kompromiss. „Der aktuelle Zustand ist nicht ideal“, räumt er ein. Die Abluft aus dem indischen Restaurant würde direkt unterhalb der Erdgeschoss-Decke nach außen geleitet, wodurch starke Gerüche entstünden.

Er hält eine „technische Optimierung“, etwa durch einen Kamin oder Filter, für denkbar. Darüber wolle man am Runden Tisch sprechen.

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