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Licht auf dem Schrottplatz

Eine Autopanne hätte fast das Weihnachtsfest vermasselt

An Heiligabend des Jahres 1970 brach ich gegen 17 Uhr und bereits verspätet mit meiner Frau und meinem neun Monate alten Sohn in Wohlen (Schweiz) auf, um mit meinen Eltern und Geschwistern in Dietenheim (Kreis Ulm) gemeinsam Weihnachten zu feiern.

Ein eingeschneiter VW Käfer.
Er läuft und läuft und läuft: Nur manchmal macht er Mucken und das ausgerechnet an Heilig Abend, wie Familie Geißelmann an Heilig Abend 1970 erfahren musste. Symbolfoto: Foto: Erich Andres imago images

Es war bereits dunkel, als wir in Zürich ankamen. Plötzlich reagierte mein VW Käfer nicht mehr auf das Gaspedal. Zum Glück konnten wir das Auto zu einer Tankstelle schieben, die ganz in der Nähe war. Die Tankstelle war geschlossen und draußen war es bitterkalt. Bei meinem Auto hatte ich die Fehlerursache schnell gefunden. Der Gaszug war gerissen.

Im Auto diskutierte ich mit meiner Frau, was wir nun am Besten machen und sahen als einzige Möglichkeit, mit dem Taxi die 26 Kilometer zurück nach Wohlen zu fahren. Freunde wollten wir am Heiligen Abend nicht stören. Als wir uns frustriert auf die Suche nach einem Taxistand aufmachen wollten (Handy gab es damals noch nicht), klopfte es an der Scheibe. Ein Mann fragte, was wir für ein Problem hätten. Ich beschrieb ihm unser Malheur und er meinte, er könne uns vielleicht helfen.

Es war inzwischen kurz nach 18 Uhr. Er forderte mich auf, zu ihm ins Auto zu steigen. In seinem Auto wurde es mir dann etwas mulmig, denn es roch stark nach Alkohol. Wir fuhren bis zum Stadtrand von Zürich und landeten schließlich auf einem Schrottplatz. Dort saß um diese Zeit (man stelle sich vor ca. 1830 Uhr am Heiligen Abend!) erstaunlicherweise in einer kleinen Bude der Schrotthändler.

Die Wände waren mit einer Unmenge an Autokleinteilen dekoriert. Zu meiner Überraschung fand der Schrotthändler unter diesen Teilen ziemlich schnell den passenden Gaszug. Erleichtert fuhr ich mit meinem Promilleengel zu Frau und Kind zurück und machte mich nach einem überschwänglichen Dank bei Minustempera¬turen ans Werk. Es dauerte ca. eine Stunde dann war der Gaszug eingebaut und meine Frau und ich halb erfroren. Der Kleine war gut eingepackt.

Schließlich konnten wir gegen 20 Uhr starten und waren allein auf den Straßen. Die Zöllner an der Grenze saßen um ihren Tannenbaum und haben uns einfach durchgewunken. In Dietenheim, wo wir gegen Mitternacht ankamen, war die Freude riesengroß und wir konnten endlich mit unseren Verwandten am Weihnachtsbaum feiern.

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