
Etliche Kommunen im Landkreis Karlsruhe hinken bei den Vorgaben zur Kinderbetreuung hinterher. Nichts anderes sagen die Zahlen aus, die bei der jüngsten Sitzung des Jugendhilfe- und Sozialausschuss (Kreistag) in Stutensee von der Landkreisverwaltung präsentiert wurden.
Allerdings, und das kommt im Hinblick auf weitere Prognosen erschwerend hinzu, legten 14 der 32 Landkreiskommunen dem öffentlichen Träger diesmal keine Bedarfsplanungen vor. Öffentlicher Träger ist die im Landratsamt angesiedelte Jugendhilfe. Das eigentlich Fatale dabei: Es gibt eine rechtliche Verpflichtung für die betroffenen Kommunen, eben solch eine Planung vorzulegen.
Ein Grund für das Fehlverhalten einzelner Kommunen könnte sein, dass die Bedarfszahlen „sehr volatil“ sind, wie mehrfach in der Ausschusssitzung erklärt wurde, das heißt kurzlebig oder flüchtig. Davon jedenfalls geht das Landratsamt aus.
Flüchtlingskinder wirken sich auf Betreuungsinfrastruktur aus
Mit Blick auf die Ukraine-Flüchtlinge, insbesondere auf viele Kindergartenkinder aus dem Kriegsgebiet, dürften aktuelle Zahlen ein eher „verzerrtes Bild“ auf die tatsächlichen Bedarfsplanungen abbilden.
Keine Frage, es mag unbestritten sein, dass sich Putins Angriffskrieg in der Ukraine in vielfacher Hinsicht auch auf die Betreuungsinfrastruktur – Stichwort: Flüchtlingskinder – hierzulande auswirkt. Den Rückgang bei den Bedarfszahlen gibt es aber schon länger.
Laut der Kreisbehörde lag im Durchschnitt die Betreuungsquote landkreisweit im Bereich U3 (unter drei Jahre) 2020 bei 34 Prozent, 2021 bei 32,1 Prozent und 2022 nach einem geringen Anstieg bei 32,9 Prozent. Kurzum, so auch das Fazit der Behörde: Es seien im Verhältnis zur Nachfrage weniger Plätze ausgebaut worden.
Ausschussmitglieder beklagen zunehmende Vorgaben
Besser sieht es bei der Betreuung Ü3 (über drei Jahre) aus. In diesem Bereich verzeichnet die Statistik allein von 2021 bis 2002 einen Anstieg bei der Betreuungsquote von 91,5 auf 94,6 Prozent. Ganz ohne Wartelisten kommt – wiederum landkreisweit gesehen – die Ü3-Betreuung jedoch auch nicht aus.
Dass die Kommunen in Sachen Betreuungsplätze seit Jahr und Tag ranklotzen und dafür eine Menge Geld ausgeben, stand für die Ausschussmitglieder außer Frage. Genauso wie die Einschätzung, dass es zunehmend schwerer und teurer wird, immer neue Vorgaben zu erfüllen.
Beim Thema Betreuung werde doch immer mehr verlangt und dies oftmals ohne die Bereitstellung finanzieller Mittel, konstatierte Jutta Belstler (CDU/Junge Liste). Abgesehen davon, ergänzte Birgit Freidel (Freie Wähler), würde es an Fachkräften für die Kinderbetreuung fehlen. Geduld mahnte bei dem Thema Helma Hofmeister (SPD) an. In jedem aber müsse man dranbleiben, ergänzte Ingeborg Brake-Zinecker (Grüne).
Deutliche Kritik gab aus den Reihen des Ausschusses an der Landesregierung, die aktuell das Sprachförderprogramm „Kolibri“ auslaufen lassen würde. Und das gerade zu einer Zeit, in der so viele Flüchtlingskinder hierher kämen.