Von Alexander Werner
„Wir haben viele Kundinnen, die kommen jede Woche zum Waschen und Föhnen und lassen sich verwöhnen“, berichtet Tanja Steinmetz. Manche Männer ließen sich alle 14 Tage die Haare schneiden. Mit den Verordnungen war damit aber vorerst Schluss. Tanja Steinmetz und ihre Geschäftspartnerin Brigitte Knoblich mussten ihre „Galerie Coiffeur“ mit vor Ostern umso vollerem Terminkalender schließen.
Die Verluste werden sich amortisieren.Tanja Steinmetz, Galerie Coiffeur in Eggenstein-Leopoldshafen
Für die Meisterin war es die erste Krise, die sie in 23 Jahren im Gewerbezentrum am Eggenstein-Leopoldshafener Donauring erlebte. Die Entscheidung habe sie befürwortet. Denn dass ihre drei Mitarbeiterinnen und Kunden gesund bleiben, hätte man nicht gewährleisten können, betont sie. „Selbst wenn es bis Mitte Juni gegangen wäre, hätten wir Wege und Lösungen gefunden. Ich wusste, wir schaffen das mit unserem tollen Team. Die Verluste werden sich amortisieren.“
Die Menge der Schutzmasken ist ein Problem
Sie war latent erreichbar und erhielt Anrufe sogar sonntags. Dank der aufgelockerten Verteilung der Bedienplätze machen ihr die Abstandsvorgaben keine Sorgen. Das Problem seien angesichts des Volumens die Schutzmasken. Ob die Öffnungszeiten verlängert werden, ist noch offen. Einen Ruhetag gab es bei ihr bislang eh nicht.
Nicht nur bei Katharina Schlessers Linkenheimer „Salon Heuser“ fällt der vorerst weg. Dazu wird abends um eine Stunde verlängert. Der Stillstand sei mit sehr großen Einbrüchen verheerend gewesen, erläutert sie. Die ersten vier Wochen habe sie ihr achtköpfiges Team mit Überstundenabbau und Minusstundenaufbau normal weiter beschäftigt – mit anschließender Kurzarbeit.
Seit einer Woche großer Andrang bei der Terminvergabe
Seit einer Woche nehme sie vormittags wieder Termine an bei so großem Andrang, dass sie täglich ununterbrochen telefoniere. Statt im offenen Betrieb komme man aber derzeit nur über Termine an einen Haarschnitt. Nur jeder zweite Bedienplatz wird besetzt und nach jedem Service alles desinfiziert.
Bei Joachim Käuper in Blankenloch gehen per Rufumleitung derart viele Terminwünsche ein, dass er umplanen musste und Terminvergaben auf diese Woche verschob. Er habe dann zuerst einen Schichtplan erstellt und alles für erweiterte Öffnungszeiten koordiniert.
Die Gesundheit aller ist das Wichtigste
Bei allem finanziellen Verlust sei für ihn die Gesundheit aller das Wichtigste gewesen, betont der Friseurmeister. Das Geschäft sei vorher gut gelaufen und das werde auch so weitergehen. Seine acht Mitarbeiter in Kurzarbeit würden sich darauf freuen. Mit den Abstandsvorgaben hat er bei 120 Quadratmetern und frei bleibenden Plätzen keine Probleme.
Über genügend Platz verfügt auch das mit einem Dreierteam kleinere Geschäft „Lara – Hair & Make-up“ in Rußheim. „Bei guten Rücklagen habe ich alles über Wasser gehalten, die Löhne weiter bezahlt und Kurzarbeit angemeldet“, erläutert Inhaberin Lara Bagotai. Existenzängste habe sie nicht gehabt. Aber drei Monate lang hätte sie auf Einkommen nicht verzichten können.
Gefordert war die Geschäftsfrau zuletzt massiv. Papiere im Umfang von sechs Seiten zu den Verordnungen habe sie bekommen und gleichzeitig eine Flut von Terminanfragen. Das alles bei Angestellten mit Kindern auf Teilzeit- und 400-Euro-Basis zu koordinieren sei nicht einfach.
Kunden mit abgesagten Terminen bekommen Vorrang
Wie andere Betreiber geht sie den Weg, Kunden vorzuziehen, die bereits Termine für die ausgefallenen Wochen hatten. Dazu wird der Ruhetag bei verlängerten Öffnungszeiten in der heißen Phase gestrichen. Die Kundenfrequenz wird sich in den Salons einspielen. Tanja Steinmetz rechnet dabei mit sechs Wochen.