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Zum Welt-Rotkreuz-Tag

Gewaltbereitschaft gegenüber Rettungskräften nimmt zu: Zwei Helferinnen aus Linkenheim berichten

Uta Lang und Elisabeth Wauk sind beim DRK Ortsverein in Linkenheim aktiv. Über die Arbeit der Helfer, wie sie in der Öffentlichentlichkeit wahrgenommen werden und vor welche Herausforderungen das Coronavirus das DRK stellt, erzählen die beiden im Interview.

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Gewalt gegen Rettungskräfte nimmt zu. (Symbolbild) Foto: N/A

Elisabeth Wauk und Uta Lang sind Bereitschaftsleiterinnen beim Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes in Linkenheim. Zum Welt-Rotkreuz-Tag an diesem Freitag (8. Mai) sprechen sie mit unserem Redaktionsmitglied Patric Kastner darüber, wie sich die Arbeit der Helfer gewandelt hat und vor welche Herausforderungen die Corona-Pandemie das DRK stellt.

Frau Wauk, Frau Lang, es ist Welt-Rotkreuz-Tag. Erfährt das Ehrenamt in diesen Tagen mehr Anerkennung?

Uta Lang: Ja, alle Menschen, die in Pflegeberufen, Rettungsdienst und Krankenhäuser arbeiten, bekommen derzeit viel mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung.

Elisabeth Wauk: Durch die Corona-Pandemie sind alle Personen, die im Gesundheitswesen tätig sind, mehr in den Fokus gerückt. Seien es die Kollegen im Rettungsdienst, in den Kliniken, in den Pflegediensten oder im Ehrenamt. Die Anerkennung sollte jedoch nachhaltig sein und nicht nur auf die aktuelle Situation beschränkt sein.

Hat sich der Blick auf das Rote Kreuz während der Zeit verändert?

Lang: Als ich vor 26 Jahren beim DRK angefangen habe, wurde man häufig noch belächelt und als „Deckenwilli“ bezeichnet. Das hat sich in den vergangenen Jahren sehr verändert. Die Helfer werden viel mehr geschätzt und die Bevölkerung sieht wohl, was jeder Einzelne ehrenamtlich leistet.

Wauk: Im Vergleich zu früher auf jeden Fall, ich bin seit sechs Jahren beim DRK und kenne Ausdrücke wie „Deckenwilli“ und „Pflaster-Laster“ nur aus Erzählungen. Heute sind allein durch technische Hilfsmittel den Helfern Möglichkeiten geschaffen worden, die weit über dem damaligen Standard liegen, um den Patienten schnell und effizient helfen zu können.

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Bereitschaftsleiterin Elisabeth Wauk erzählt, dass die Gewaltbereitschaft gegenüber den Helfern zugenommen hat. Foto: pr

Wie haben sich die Schwerpunkte der Arbeit des Roten Kreuzes verschoben? Wo liegen diese nun?

Lang: Die Schwerpunkte liegen nicht mehr allein beim Thema Sanitätsdienst bei Sportveranstaltungen, sondern haben sich erweitert: Blutspende-Aktionen vorbereiten, Ausbildungen für Helfer und Bevölkerung organisieren und so weiter ...

Wauk: Dem kann ich mich nur anschließen. Für uns hier beim DRK Linkenheim sind die Sanitätsdienste immer noch ein Hauptbestandteil unserer Tätigkeit. Es gibt aber auch noch viele andere Bereiche, beispielsweise unsere Notfallhilfe. In der aktuellen Situation kann man sagen, dass unsere Arbeit noch die gleiche ist, wie vor Corona, jedoch sind die Kommunikationswege angepasst worden. Statt persönlichen Treffen in unseren DRK-Räumen stehen jetzt Treffen über die digitalen Medien im Vordergrund.

Mit welchen Problemen haben die Helfer zu kämpfen?

Wauk: In der aktuellen Situation war zu Beginn die Beschaffung von Schutzausrüstung sehr problematisch, da natürlich der Fokus der Ausstattung mit Schutzausrüstung auf dem hauptamtlichen Klinikpersonal und dem Rettungsdienstpersonal lag. Zusätzlich haben jedoch Hamsterkäufe der Bevölkerung die eigene Beschaffung für unseren Ortsverein erschwert. Mittlerweile wurden wir aber vom Kreisverband Karlsruhe mit ausreichend Material ausgestattet.

Immer wieder hört man, dass beispielsweise Rettungssanitäter während eines Einsatzes angegriffen wurden. Ist Ihnen das auch schon passiert?

Wauk: Leider kann ich diesen Trend sogar aus eigener Erfahrung bestätigen. Die Gewaltbereitschaft gegenüber Rettungskräften nimmt leider stetig zu.

Auf welche Arbeitsbereiche konzentrieren sich die Helfer während der Corona-Pandemie?

Wauk: Unsere Aufgabenbereiche haben sind nicht verändert, außer der Tatsache, dass durch das Veranstaltungsverbot keine Sanitätswachdienste mehr stattfinden. Wir bedienen nach wie vor die Einsätze der Notfallhilfe oder werden auch bei so genannten Großschadenslagen alarmiert. Einschränkungen haben wir, weil einige unserer Helfer unter die Risikogruppen fallen, was die Zahl der Helfer stark dezimiert hat.

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Seit 26 Jahren beim DRK dabei ist Uta Lang, stellvertretende Bereitschaftsleiterin beim DRK-Ortsverein in Linkenheim. Foto: pr

Wie hat Covid-19 das DRK-Vereinsleben getroffen?

Wauk: Wegen der noch andauernden Kontaktsperre ist es auch unseren Helfern von DRK und der Arge Notfallhilfe nicht mehr möglich gewesen, sich wie gewohnt im zweiwöchigen Turnus zu treffen und auszutauschen. Normalerweise würde nun die Zeit beginnen, in der viele Sanitätswachdienste stattfinden. Das ist durch die Pandemie komplett zum Erliegen gekommen. Es musste, wie in allen anderen Bereichen, nach neuen Wegen gesucht werden, um das Miteinander nicht zu verlieren.

Finden noch Übungen oder Fortbildungen statt?

Wauk: Nein, leider finden bei uns aktuell keine Übungen statt. Es wird derzeit lediglich über Online-Schulungen die Möglichkeit zur Fortbildung angeboten. Wir sind aktuell dabei, unseren Helfern über eine geeignete Plattform einen digitalen Übungsabend zu ermöglichen.

Welche Vorkehrungen müssen getroffen werden, wenn es zum Einsatz geht?

Wauk : Nach der Alarmierung findet eine Rückmeldung bei der integrierten Leitstelle statt, ob ein Corona-Verdacht oder eine Infektion mit Covid-19 vorliegt. Ist das der Fall, sind die Helfer angewiesen, mit kompletter Schutzausrüstung auszurücken, inklusive eines Schutzanzuges, FFP2-Masken und Schutzbrille. Wenn kein Corona-Verdacht vorliegt oder nicht durch die Leitstelle abfragbar ist, rücken wir mit der sogenannten persönlichen Schutzausrüstung aus sowie zusätzlichem Mundschutz. Beim Eintreffen beim Patienten werden dann erneut eine mögliche Covid-19-Infektion oder typische Krankheitsanzeichen abgefragt. Bei Erhärtung des Verdachtes wird die komplette Schutzausrüstung angezogen.

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