Das Thema treibt die Pfinztaler und dabei vor allem die Bewohner im Ortsteil Berghausen seit Jahr und Tag um: der Verkehr auf den Bundesstraßen 293 und 10. Seit gefühlt einer Ewigkeit wurde und wird über mögliche „Umfahrungen“, über Varianten diskutiert, mitunter auch gestritten, um gegen den alltäglichen Verkehrswahnsinn Abhilfe zu schaffen.
Langsam wird's konkret
Nach etlichen Anläufen ist mittlerweile – und das bereits seit einigen Monaten – Bewegung in die Angelegenheit gekommen. Und es wird jetzt sogar konkret.
Verfahren wird vorbereitet
Mit „Hochdruck“ werde an den Planfeststellungsunterlagen gearbeitet, sagte Jürgen Skarke bei einer Bürgerinfoveranstaltung zur „B293-Ortsumfahrung Berghausen“: Abhilfe für den Verkehrswahnsinn. Gemeinsam mit weiteren Vertretern des Regierungspräsidiums Karlsruhe (RPK) und Mitarbeitern von Fachbüros stellten der Abteilungspräsident Straßen und Verkehrswesen und sein Kollege, Baudirektor Axel Speer, den Planungsstand vor. Moderiert wurde der Abend von Katharina Kuch aus der Öffentlichkeitsbeteiligung beim RPK.
Baubeginn schon 2023?
Ausgehend von einem Baubeginn 2023 – „wenn alles gut läuft“, so die RPK-Vertreter einschränkend – und einer dann folgenden Bauzeit von drei bis vier Jahren, könnten die ersten Fahrzeuge 2026/27 die „B293-Ortsumfahrung Berghausen“ nutzen. Mit Blick auf die vorgestellte Planung – es könne was Konkretes vorgezeigt werden – und die voll besetzte Pfinztalhalle sprach Bürgermeisterin Nicola Bodner von einem „historischen Moment“, verbunden mit der Einschätzung: „So weit waren wir noch nie.“ Und wie sieht das Projekt nun aus – wohlgemerkt vorbehaltlich, zumal Planungsänderungen im Verlauf des aufwendigen Verfahrens, einschließlich der öffentlichen Beteiligung, nach wie vor möglich sind.
Infrastruktur
Ausbaulänge 1,7 Kilometer; Neubau von drei Knotenpunkten, davon zwei Kreisverkehre und eine Einmündung; Neu- und Umbau von fünf Brücken; Lärmschutzwälle, Lärmschutzwände und Stützwände; ein Teil der Neubaustrecke befindet sich in einem Trog (tiefergelegte Trasse). Die Strecke wird laut Hennig Walbersdorf vom Büro Emch und Berger in Karlsruhe von der B10 kommend über einen Kreisverkehr Richtung Umfahrung geführt. Es folgen die Überführung über die Bahnstrecke, die Anbindung Untere Au über eine parallel führende Brücke, erreichbar über einen Kreisverkehr, an den auch die Weiherstraße angebunden werden soll. Die Gewerbe-straße soll bis zur Dieselstraße eine Sackgasse werden. Der eigentliche Verlauf der Umfahrung orientiert sich sodann südlich der AVG-Stadtbahnstrecke und mündet kurz nach dem Ortsausgang Berghausen in die (alte) B293.
Lärm- und Schadstoffe
Von Grenzwertüberschreitungen geht Rebecca Blum vom RPK weder beim Lärm noch bei den Schadstoffen aus. Im Gegensatz dazu gebe es in der Karlsruher Straße (die mitten durch Berghausen führt) teilweise erhebliche Überschreitungen. Für „weitere belastbare Zahlen“ sollen neue Gutachten im Verlauf des Planfeststellungsverfahrens sorgen.
Varianten
Die vorgelegte Variante ist für Skarke und Speer die „tragbarste Lösung“. Insgesamt gesehen werde eine Fläche von 2,45 Hektar neu versiegelt, erläuterte Wolfgang Schettler vom Büro Eberhard und Partner in Konstanz. Dafür müssten Ausgleichsflächen geschaffen werden.
Einwendungen
Kritik an der Planung gab es insbesondere vonseiten etlicher Bürger aus der Unteren Au. Sie fühlen sich abgehängt und regelrecht von Straßen eingeschlossen. Gleiches gelte für den Mini-Golf-Platz und den gegenüber liegenden Spielplatz. Überdies wird ein Wertverlust der Häuser und Grundstücke in der Unteren Au befürchtet. Im Gegensatz dazu begrüßten nicht zuletzt die Anwohner in der Karlsruher Straße – „wir haben lange genug gelitten“ – die Planung. Eine gewisse Zerrissenheit der beiden unterschiedlichen Positionen war in die Pfinztalhalle unüberhörbar.
Zahlen und Fakten
Der Planungsvorentwurf wurde vom Bund, der Baulastträger ist, genehmigt. In die Planung einbezogen werden muss laut Speer der Hopfenbergtunnel, unabhängig davon, dass er wohl nie kommen wird. Über 22 Millionen Euro soll die Umfahrung kosten.
Klaus Müller
Kommentar
Die Zeichen stehen auf Hoffnung: Der Entwurf für die B293-Umfahrung von Berghausen sieht nach einem schlüssigen Konzept aus, das einen großen Anteil des Verkehrs verlagern kann, der jetzt noch mitten durch Berghausen verläuft. Und dort seit Jahren, ja Jahrzehnten die Anwohner gewaltig nervt. Hoffnung also darauf, dass es absehbar besser werden könnte mit der leidigen alltäglichen Blechlawine.
Ein Baubeginn schon in vier Jahren mag die Hoffnung auf Abhilfe für eine höchst unangenehme Verkehrslage nähren, erscheint aber angesichts der angekündigten Einwendungen aus dem Gebiet, durch das die Umfahrung führen wird, eher unsicher. Natürlich ebenso wie die ins Auge gefasste Inbetriebnahme der Strecke bis 2027. Da gilt wohl: Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Nachdem sich für das Projekt nach langem Stillstand eine Realisierung abzeichnet, besteht Hoffnung, dass es jetzt rasch vorangehen könnte.
Und die Anwohner in der Unteren Au hoffen ihrerseits darauf, dass es gelingt, ihre künftige Verkehrsbelastung möglichst klein zu halten.
Dietrich Hendel