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Im Tresor verwahrt

Historischer Schatz im Rathaus: Das Stafforter Buch kehrt zurück

Das Stafforter Buch von 1599 gilt als Versuch des Markgrafen Ernst Friedrich von Baden-Durlach, die lutherische und calvinistische Lehrer miteinander zu versöhnen. Jetzt wird es in den Tresor im Stafforter Rathaus gelegt.

Menschen mit historischem Buch
Das Stafforter Buch wird als eines von nur vier verbliebenen Exemplaren in Originalausgabe in den Tresor im Stafforter Rathaus gelegt. Mit dabei sind Melitta Bernauer, Holger Müller und Manfred Raupp (von links). Foto: Marianne Lother

Das Stafforter Buch ist nach 422 Jahren an seinen Ursprungsort zurückgekehrt. Es ist eine Originalausgabe des protestantischen Glaubensbekenntnisses von Markgraf Ernst Friedrich von Baden-Durlach, das von ihm verfasst und 1599 im damaligen Stafforter Schloss in einer Auflage von vermutlich etwa 50 Stück gedruckt wurde.

Nun liegt das überaus wertvolle Stück wohl verwahrt im Tresor des Stafforter Rathauses. Pfarrer Holger Müller, Ortshistoriker Manfred Raupp und Ortsvorsteherin Melitta Bernauer haben die Aktion pragmatisch vollzogen, nachdem das Buch nach seiner ersten Präsentation im Kirchenraum der Stafforter eine Woche lang öffentlich ausgestellt war.

Wertvoll ist es aufgrund seiner Seltenheit und des theologischen Bekenntnisses des Markgrafen. „Es existieren nur noch vier Exemplare“, berichtete Manfred Raupp: Eines befindet sich im Generallandesarchiv, ein zweites ist im Besitz der Badischen Landeskirche, ein drittes befindet sich bei der Bayrischen Staatskirche und das vierte in Staffort.

Das Stafforter Buch sorgte für kontroverse Diskussionen

Das Kernstück des Buches ist das Privatbekenntnis des Markgrafen und stellt einen Versöhnungsversuch zwischen Lutheranern und Calvinisten dar. Bei seiner offiziellen Vorstellung in Staffort berichtete Hans-Georg Ulrichs, Hochschullehrer für Kirchengeschichte, dass das Buch allerdings erhebliche kontroverse Diskussionen ausgelöst habe, niemals eine offizielle Anerkennung seitens der Kirche gefunden habe und darum schnell in Vergessenheit geraten sei.

Dennoch verwies Pfarrer Holger Müller an diesem Dienstagvormittag im Stafforter Rathaus auf die Verdienste des Markgrafen. Die beiden ersten Teile des Buches beinhalten die Ablehnung der Lutherischen Konkordienformel, der letzten Bekenntnisschrift der lutherischen Kirche. Erst das eigene Bekenntnis könne als ein erster Schritt zur Versöhnung der beiden evangelischen Kirchen verstanden werden, die 1821 zur Kirchenunion führte.

Das Stafforter Buch sei sozusagen „der kleine Bruder des Heidelberger Katechismus“, führte der Theologe aus. Es sei die Basis für eine Toleranz im Glauben. „Entscheidend sei nicht, was im Abendmahl geschieht“, ergänzte Raupp. „Entscheidend sei vielmehr, was derjenige, der zum Abendmahl kommt, selbst denkt und glaubt. Jeder Einzelne solle für sich selbst entscheiden.“

Buch wird bei Führungen und Ausstellungen gezeigt

Der Tresor wurde geschlossen, aber das Buch bleibt nicht verschwunden. Es wird hervorgeholt, wenn es gebraucht wird. Beispielsweise bei Führungen oder für Ausstellungen. Wenn vom 31. August bis zum 8. September 2022 die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Karlsruhe tage, gebe es sicherlich eine Gelegenheit, einer Delegation das Buch zu präsentieren, versprach Pfarrer Müller.

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