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Umwelt

Kampf gegen Krebse zeigt rund um Stutensee Erfolge

Die Eindringlinge kommen aus Nordamerika und sind lästig. Die rede ist von verschiedenen Arten von Krebsen. Der Angelsportverein Blankenloch und die Stadt Stutensee haben den Kampf gegen die Krebsflut aufgenommen.

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Sieht gut aus und schmeckt lecker – hat aber auch erhebliche Auswirkungen auf die Pflanzen, den Fischlaich und heimische Krebsarten im Blankenlocher Baggersee: Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs, auch als „Lousianakrebs“ bekannt. Foto: Spitz

Sie sind gefräßig und vermehren sich explosionsartig – die Kalikokrebse und der Rote Sumpfkrebs. Die aus Nordamerika eingeschleppten Tiere plagen derzeit die Stadt Stutensee und einige umliegende Gemeinden, erklärt Bernd Scholer, seit Januar Umweltbeauftragter der Großen Kreisstadt.

Zu finden sind die Kalikokrebse vor allem in der Alten Bach von Durlach bis Stutensee sowie in den Entlastungskanälen der Hardt, weiß Uwe Döbelin, Vorsitzender des Angelsportvereins (ASV) Blankenloch. Der Rote Sumpfkrebs wiederum fühlt sich im Blankenlocher Baggersee wohl, berichtet der Chef des 80 Mitglieder starken Vereins.

Dieser widmet sich – in Zusammenarbeit mit der Stadt Stutensee – dem Kampf gegen die Massen im Baggersee, zu denen auch Marmor- und Kamberkrebse zählen. Zwischen August und November 2018 legten die ASV-Mitglieder große Reusen am Seeufer aus, was selbst ernannte Tierschützer auf den Plan rief. „Die haben die Reusen rausgezogen und die Krebse wieder freigelassen“, erinnert sich Döbelin. Dennoch habe man in dieser Zeit etwa 10.000 Tiere aus dem See ziehen können.

„Die Krebse schmecken ähnlich wie Garnelen”

Im vergangenen Jahr ging die „Jagd“ bereits im April los. Und bis Ende November verfingen sich nochmals etwa 10.000 Tiere in den Maschen. „Das ist ein Zeichen, dass wir erfolgreich sind“, freut sich Döbelin, „denn es sind in acht Monaten genauso viele wie in vier im Jahr davor – der Bestand hat sich also verringert“.

Ein Teil der Tiere landet im Kochtopf: „Die schmecken so ähnlich wie Garnelen“, erzählt der ASV-Vorsitzende, „sind aber mühsam zuzubereiten“. Gerade mal zehn Prozent des Tieres sei essbar – bei 50 Gramm Bruttogewicht macht das fünf magere Gramm Krebsfleisch.

Drei Möglichkeiten, Krebse zu töten

Das Gros wird allerdings „waidgerecht entsorgt“, wie es Döbelin formuliert. „Es gibt drei Möglichkeiten, Krebse zu töten – mit dem Laster überfahren ist die eine. Aber wir haben keinen Lkw“, sagt er augenzwinkernd. Variante zwei: „In einen heißen Kochtopf werfen. Aber das ist moralisch nicht okay.“ Also werden die Tiere nach und nach gefrostet. „Die fallen dann in eine Art Winterschlaf, aus dem sie nicht mehr aufwachen. Das ist völlig schmerzlos.“

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Mit Fallen rücken die Mitglieder des ASV Blankenloch den Krebsen im Baggersee zu Leibe. Foto: Spitz

Ergänzend zu den Reusen ließ die Stadt Stutensee bereits 2018 rund 200 Kilogramm Aal zu Wasser. Der Aal ist bekanntermaßen ein natürlicher Feind des Krebses. Gleiches gilt für Hecht und Zander, weshalb es beim ASV Überlegungen gibt, auch diese Räuber in den Blankenlocher Baggersee zu setzen.

Im Wasser für den Menschen ungefährlich

Gegen den Kalikokrebs dagegen gibt es noch keine speziellen Maßnahmen, erklärt Lukas Lang, Sprecher der Stadt Stutensee auf BNN-Nachfrage. Diese Krebsart und deren Verbreitung werde von Professor Andreas Martens und seinem Team von der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe untersucht. Außer in der Alten Bach und den Kanälen wurden Kalikokrebse bisher am Baggersee Spöck, am Hirschkanal bei Friedrichstal und bei Grötzingen gesichtet.

Die Tiere, die „hier nicht her gehören“, wie es ASV-Chef Döbelin formuliert, fressen alles, was ihnen vor die Scheren kommt und sind in der Lage, über Land zu wandern, weshalb sie auch Baggerseen besiedeln können. Dort vernichten sie die Grünpflanzen großflächig und fressen Fischlaich.

Für Menschen sind sie dagegen ungefährlich – zumindest, wenn diese die „eigentlich scheuen Tiere“ im Wasser antreffen, weiß der ASV-Mann. Anders sieht das aus, wenn man gefangene Krebse aus den Reusen nimmt. Zudem tragen die nordamerikanischen Krebse das Virus der Krebspest mit sich, woran einheimische Krebsarten sterben, so Döbelin. Die Eindringlinge selbst sind immun dagegen.

Bürger werden um Mithilfe gebeten

Bernd Scholers Vorgänger Reiner Dick hatte bereits Kontakt mit seinem Kollegen Peter Münch in Karlsdorf-Neuthard aufgenommen und ihn über den „Einwanderer“ informiert. Der wiederum sensibilisierte die Angelvereine in beiden Ortsteilen. Die Angler müssten jetzt ganz besonders die Augen offen halten.

Da man das Vorkommen der Krebse anhand bisher vorliegender Daten nicht genau einschätzen kann, bittet die PH Karlsruhe die Bürger um Mithilfe: Wer Krebse über Land wandern sieht, kann sich unter flusskrebse@mail.de bei den Wissenschaftlern melden.

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