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Kooperationsprojekt

Schwarze Erde leistet wertvolle Dienste im Boden

Die Arbeitsgemeinschaft HumuStutensee ist an einem Projekt im Graben-Neudorfer Gemeindewald beteiligt.

Die Lebensmittelqualität von Pflanzenkohle demonstrieren Volker Götz, Klaus Kaiser und Reiner Dick (von links) von der Arbeitsgemeinschaft HumuStutensee.
Die Lebensmittelqualität von Pflanzenkohle demonstrieren Volker Götz, Klaus Kaiser und Reiner Dick (von links) von der Arbeitsgemeinschaft HumuStutensee. Foto: Monika Eisele

Reiner Dick aus Spöck, Klaus Kaiser aus Graben-Neudorf und Volker Götz aus Blankenloch sind bekennende Terra-preta-Fans.

Mehr oder weniger zufällig haben sie sich kennengelernt und sich „aus Freude an der Materie“ zusammengeschlossen, wie sie sagen. Terra preta oder schwarze Erde ist ein Gemisch aus Pflanzenkohle und nährstoffreichem Kompost, das in die Erde – im Wald, auf dem Acker oder im heimischen Garten – eingearbeitet wird und dort für viele Jahre wertvolle Dienste leistet. Die Pflanzenkohle bindet Nährstoffe und Feuchtigkeit und gibt diese nach und nach ab.

Durch das Pflanzenwachstum und das damit einhergehende Bodenleben gelangen neue Nährstoffe in den Boden, die wiederum von der Pflanzenkohle gespeichert werden. „So entsteht ein Kreislauf, ein echtes Perpetuum mobile“, sagt Dick, der lange Jahre als Umweltdezernent im Rathaus Stutensee gearbeitet hat und seit ein paar Jahren in Rente ist.

Wir sind die Generation, die an den Umweltschäden schuld ist.
Reiner Dick, AG HumuStutensee

„Wir sind die Generation, die an den Umweltschäden schuld ist. Nun sollten wir versuchen, es besser zu machen – für die nachfolgenden Generationen“, beschreibt Dick seine Motivation.

Vor fünf oder sechs Jahren hat er angefangen, in Feldversuchen seine eigene Pflanzenkohle herzustellen. „Die Herstellung muss unter Ausschluss von Luft stattfinden, sonst verbrennt das Material“, erklärt Dick das Pyrolyse genannte Verfahren. Das funktioniere nicht nur mit Holz, auch getrocknete und gepresste Pflanzenreste könnten verwendet werden.

Die Nutzung der Pflanzenkohle sei in vielen Kulturen seit Jahrhunderten bekannt und gewinne nicht zuletzt deshalb wieder an Bedeutung, da sie zum einen ein sehr effektiver CO2-Speicher sei, zum anderen aber auch ein sehr effektives und nachhaltiges Mittel zur Verbesserung von Bodenfruchtbarkeit ohne den Einsatz chemischer Dünger.

Größere Mengen Pflanzenkohle können mit Ofen hergestellt werden

Inzwischen haben die drei Männer sich einen großen Brennofen angeschafft, mit dem größere Mengen Pflanzenkohle hergestellt werden können. Aus eineinhalb Ster Holz gewinnen sie so zwischen 0,5 und 0,7 Ster Pflanzenkohle, die beispielsweise auf dem Versuchsgelände im Graben-Neudorfer Gemeindewald zum Einsatz kommt.

Dort findet ein Kooperationsprojekt des Landratsamts Karlsruhe mit der Forstversuchsanstalt Freiburg, der Arbeitsgemeinschaft HumuStutensee, der Gemeinde Graben-Neudorf sowie der Umwelt- und Energieagentur (UEA) des Landkreises statt. Untersucht wird, wie der Einsatz von Terra preta die Wasserspeicherfähigkeit des Untergrunds erhöhen und damit Bäume resistenter gegen den Klimawandel machen kann.

Klaus Kaiser zeigt ein Foto aus seinem Garten: Eine zweieinhalb Meter hohe Tomatenpflanze ist zu sehen. „Da muss man Tomaten mit der Leiter ernten“, sagt er lachend.

Die Pflanzenkohle hat Lebensmittelqualität
Reiner Dick, AG HumuStutensee

Für den Brennvorgang zur Pflanzenkohle selbst braucht es lediglich ein Initialfeuer, die Gase, die dann aus dem Holz ausgetrieben werden, halten den Vorgang am Laufen. Zeitweise herrschen im Ofen Temperaturen von über 1.000 Grad Celsius. „Danach sind alle Schadstoffe weg. Die Pflanzenkohle hat Lebensmittelqualität“, erklärt Dick. Zum Beweis beißen er und Götz ein Stück Kohle ab.

Aus der Abwärme des Ofens kann Strom gewonnen oder es können weitere Öfen betrieben werden. Es wird viel experimentiert und geforscht. Weltweit gibt es etwa 7.000 Studien zu Terra preta, in Baden-Württemberg gibt es in Buchen im Odenwald eine Versuchsanlage „und wir sind inzwischen auch eine Vorzeigeanlage“, sagt Götz. Viele Besucher kämen aus der Schweiz, aber auch Gäste aus Südafrika hätten sich das Verfahren schon erklären lassen.

„Der Bedarf an Terra preta wird weiter steigen. Pflanzenkohle findet beispielsweise auch in der Autoindustrie Anwendung, wird in Kläranlagen eingesetzt oder Beton beigemischt“, sagt Dick. Außer Nährstoffen und Feuchtigkeit kann Pflanzenkohle auch Gerüche binden. Das sei sehr hilfreich etwa in der Schweinehaltung.

Dick berichtet von einem Schweinehalter aus Graben-Neudorf, der in seinen Misthaufen Pflanzenkohle gegeben und nun keine Geruchsprobleme mehr hat. In der Schweiz gibt es Versuche, Pflanzenkohle dem Futter von Kühen beizumischen. Das Ergebnis: Die Tiere produzieren bei der Verdauung weniger Methan.

Der Ofen, den sich das Trio für 30.000 Euro gekauft hat, steht bei Uwe Lengert auf dem Lindenhof bei Schloss Stutensee. Allesamt sind sie Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft HumuStutensee. Demnächst soll aus der AG ein Verein werden. „Die Statuten stehen schon, müssen noch ein wenig ausgefeilt werden“, sagt Dick. „Vielleicht schaffen wir die Gründungsversammlung noch im Juni.“

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