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Mehr junge Patienten

Nur noch drei Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit in Karlsruhe Stadt und Landkreis

Müssen Karlsruher Mediziner bald entscheiden, welchem Corona-Patienten sie helfen und welcher auf Hilfe warten muss? Mit Blick auf die freien Intensivbetten spricht der Landrat Christoph Schnaudigel bereits von einer Triage.

Ein Intensivbett mit Beatmungseinheit steht auf einer Corona-Station.
Ein Intensivbett mit Beatmungseinheit steht auf einer Corona-Station. In Karlsruhe sind davon nich mehr viele frei. Foto: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

Im Mai soll alles besser werden. Mit Blick auf die Impfzahlen. Davon geht Landrat Christoph Schnaudigel aus. Er beruft sich dabei auf die angekündigten Impfstoffmengen für Baden-Württemberg.

Im Mai und Juni sollen Hausärzte drei Millionen Dosen erhalten, Impfzentren vier Millionen und Betriebsärzte eine Million.

Die Zahlen, verbunden mit Informationen zur aktuellen Corona-Lage in der Region, stellte zuvor der Erste Landesbeamte Knut Bühler bei der Verwaltungsausschuss-Sitzung des Kreistages in Stutensee vor.

Bühlers Zwischenfazit für den April fiel eher bescheiden aus. Bislang habe man mangels Impfstoffes die Impfkapazitäten nicht auslasten können. Ganz wichtig: „Es bleibt kein Impfstoff liegen. Es geht kein Impfstoff verloren“, betonte Bühler. Mag die Impfprognose für den Mai zuversichtlicher klingen, gilt das keineswegs für die gegenwärtige Corona-Entwicklung.

Corona-Ansteckungswege ähneln einem Ping-Pong-Spiel

„Wir rechnen mit einem Anstieg der Fallzahlen“, befand Bühler. Als eine Art „Ping-Pong-Spiel“ bezeichnete er die Ansteckungswege. „Ansteckungen werden oft von einer Familie in eine andere getragen“, sagte Bühler. Erhebungen durch das Gesundheitsamt gehen davon aus, dass sich etwa 50 Prozent der Betroffenen innerhalb der Familie mit dem Virus anstecken.

Rund 20 Prozent der Ansteckungen würden in Schulen, Kindergärten, im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz erfolgen. Ein großer Teil der Ansteckungsquellen, eben 30 Prozent, sei aber unbekannt.

Wenn es so weitergeht, könnten wir bald vor einer Triage stehen.
Christoph Schnaudigel, Landrat

Äußerst besorgniserregend bewerteten Bühler und Schnaudigel die Intensiv-Kapazitäten in der Region. Bezogen auf den Stadt- und Landkreis Karlsruhe gebe es derzeit in den Krankenhäusern nur noch drei freie Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit. 101 von 104 dieser Betten seien belegt – 29 mit Covid-19-Patienten.

„Wenn es so weitergeht, könnten wir bald vor einer Triage stehen“, ließ Schnaudigel durchblicken. Triage bedeutet, dass Mediziner entscheiden müssen, wem Hilfe zukommt respektive wer darauf warten muss.

Immer mehr jüngere Patienten

Erschwerend komme hinzu, so Schnaudigel weiter, dass es immer mehr jüngere und junge Patienten gebe. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der steigenden Fallzahlen brauche niemand eine Diskussion über eine „Konkurrenzsituation“ beim Impfen zwischen Hausärzten und Impfzentren. Auch darüber herrschte Einigkeit bei der Ausschusssitzung.

„Eines haben wir im Verlauf der Pandemie gelernt: Man kann nichts tun, das auf die ungeteilte Zustimmung aller trifft“, meinte Sven Weigt (CDU/Junge Liste). Seine Zustimmung fand eine Anregung des Landkreistages, man sollte über die massiven Beschränkungen für den Einzelhandel nachdenken. Abhängig von den Inzidenzen sollte das Angebot „click&meet“ möglich sein.

Corona-Müdigkeit ist gefährlich

„Wir müssen aufpassen, dass die Bürger nicht zunehmend müde und wütend werden“, urteilte Johannes Arnold (Freie Wähler). Die Pandemie-Politik vom Bund und den Ländern, die damit verbundenen Regeln und Vorgaben, bezeichnete er als „überbürokratisch“ und gleichzeitig als „unterdigitalisiert“.

Massive Kritik äußerte Christian Eheim (SPD) an den „großen Ketten“: „Die verdienen während der Krise Milliarden und halten sich nicht an die Regeln. Und kleine Händler müssen komplett zumachen.“

Sorge bereitet Inge Ganter (Grüne) die Situation in Kindergärten: „Ein Großteil der Erzieher/innen will sich nicht impfen lassen. Für mich ist das nicht nachvollziehbar.“

Dass auch Sport im Freien eingeschränkt werde – „die Menschen müssen sich bewegen, sonst werden uns die Folgen schnell einholen“ - stieß bei Jürgen Wacker (FDP) auf Unverständnis. Und Rainer Balzer (AfD) forderte von der Politik, den Menschen die Angst vor dem Virus zu nehmen.

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