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Corona und Kunst

Die Bilder des Malers Dietmar Israel aus Stutensee-Spöck werden zu Spiegeln des Seelenlebens

Der Spöcker Maler Dietmar Israel arbeitet auch als Gestaltungstherapeut an der Jugendhilfeeinrichtung Schloss Stutensee. Er spricht über seine Erfahrungen während der Pandemie.

Bildgalerie
Der Künstler bevorzugt große Formate, malt aber auch in kleineren Größen für private Käufer Foto: Marianne Lother

Der Dachboden der Alten Schule in Spöck ist nicht nur Atelier, sondern auch Rückzugsraum und Ideenquell des Künstlers Dietmar Israel. Seit 1987 lebt und arbeitet der heute 73-Jährige im Landkreis Karlsruhe. Seinen beruflichen Lebensweg prägt eine immer wiederkehrende Verbindung von Kunst und Zuwendung zum Menschen.

Der gelernte Handwerker mit einem Gesellenbrief als Maler und Lackierer ist seit 1988 freischaffender Maler und darf heute als einer der renommiertesten Künstler der Region bezeichnet werden. Mehr als 70 Einzel- und Gruppenausstellungen sowie mehrere Preise schmücken seinen Lebenslauf.

Seit 1998 ist er Gestaltungstherapeut an der Jugendeinrichtung Schloss Stutensee. Israel lässt die straffällig gewordenen Jugendlichen malen, was sie bewegt. Die so entstandenen Bilder sind Spiegel ihres Seelenlebens. Auf diese Weise hört der Therapeut ihnen zu, ohne dass sie sprechen müssen, und baut Brücken zum Hier und Jetzt.

90 Quadratmeter Wand, das macht mir Spaß.
Dietmar Israel Maler und Gestaltungsttherapeut

Seine große Vorliebe sind großformatige Wandgemälde. An zahlreichen Gebäuden im öffentlichen Raum ist er mit Sgrafitto- und Secco-Technik präsent. „90 Quadratmeter Wand, das macht mir Spaß“, sagt er lachend. Sein derzeitiger Auftrag ist, den Baukörper der neuen Heizzentrale von Schloss Stutensee sowie das Werkgebäude gegenüber zu bemalen.

Als Motive hat er Symbole von Technik in Verbindung mit angedeuteten, spielenden Kindern gewählt. Es sei eine Herausforderung, meint er, aber er nehme sie gerne an.

Die Entwürfe belegt er mit einem Raster, das er eins zu eins vom Zeichenblock auf Papierbögen überträgt. Dann werden die Umrisse mit einer Art Schneiderrädchen durchgestochen und mit einem Rußpausbeutel auf die Wand gebracht. „So eine uralte Technik liegt mir“, sagt er fast entschuldigend.

Kunsthallen-Kurse fanden wegen Corona nicht statt

Durch die Corona-Pandemie konnten seine Kurse, die er seit Jahren an der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe gibt, nicht stattfinden. Aber er habe derzeit ausreichend gut zu tun. Anderen Kollegen gehe es wesentlich schlechter, sagt er.

Als stellvertretender Vorsitzender des Bezirksverbands Bildender Künstler Karlsruhe organisiert Israel rund zehn Ausstellungen pro Jahr, von denen die meisten zurzeit lediglich online stattfinden. „Wie soll ein Künstler da was verkaufen?“, fragt er.

Bilder müsse man in natura sehen, davor stehen, sie auf sich wirken lassen und mit dem Künstler in einen Dialog treten. Dazu fehlen lebendige Vernissagen. Das vermisse er.

In seinem Atelier reiht sich Bild an Bild an der Wand, sie sind gestapelt, aufgestellt, viele Dutzende Exemplare. Manche sind schon mehrere Jahre alt, andere etwas neuer. Sie sind Zeugen einer beruflichen Tätigkeit, die den ganzen Menschen fordert. Unabhängig von der Größe der Leinwand ist sein Stil unverkennbar: kraftvoll, aussagekräftig, abstrakt.

Vorwiegend dunkle Farben kontrastieren mit weißem Hintergrund. Wenn Figuren darin vorkommen, tragen sie keine Gesichter, sondern haben symbolische Bedeutung. Sie stehen für Lebenssituationen. „Abstrakte Bilder ohne Themen male ich am liebsten, sie sind pures Malen“, erklärt er. „Darin gehe ich gänzlich auf und arbeite völlig selbstvergessen.“

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