„Man muss sich entscheiden: Entweder man fährt um 0 Uhr nach Hause – dann ist man der Erste, der die Party verlässt – oder man fährt um 6 Uhr und ist der Letzte.“ Sergen Aydogan formuliert ein Problem, das viele junge Leute aus Dettenheim kennen. Lange Partynächte sind da nicht drin. In das benachbarte Graben-Neudorf gibt es am Wochenende gar keinen öffentlichen Nahverkehr. Dem soll das neue On-Demand-Angebot „MyShuttle“ des KVV Abhilfe schaffen.
Junge Union untersuchte ÖPNV-Anbindungen
Der 24-jährige Aydogan ist Mitglied in der Jungen Union Nordhardt und hatte bereits 2018 bei einer Vorstandssitzung der Jungen Union Karlsruhe Land die Idee eines On-Demand-Verkehrs vorgestellt. Ein Arbeitskreis untersuchte unter der Leitung des Jungunionisten Jan Patrick Schumacher die ÖPNV-Anbindungen in der Region.
Dabei wurden die Ortschaften mit einem farbigen Punkt auf einer Karte markiert, je nach Anbindung gab es unterschiedliche Farben. Während Linkenheim durch die Anbindung an die Stadtbahn einen grünen Punkt erhielt, bekam Dettenheim nur einen gelben beziehungsweise orangefarbenen Punkt.
Seit Dezember 2019 gibt es dort die neuen „MyShuttle“. Am Sonntag, 2. Februar, endet die kostenlose Testphase.
Zu wenig Werbung?
Gemeinsam mit seinem Parteifreund Mike Barth hat Sergen Aydogan die neuen Shuttles auch schon ausprobiert – für ihn ein „positives Erlebnis“. Besonders die einfache Handhabung mit der App KVV.easy habe ihn überrascht, ebenso die Tatsache, dass sich die Shuttles per App in Echtzeit verfolgen lassen.
Wenn man diese Leute abholen will, muss man so kommunizieren, dass man sie auch erreicht.
Noch ist das Angebot relativ unbekannt, haben Aydogan und Barth festgestellt. Die beiden Jung-Politiker kritisieren besonders, dass man zu wenig und auf den falschen Kanälen Werbung gemacht habe.
Während Aydogan auf Facebook bereits Posts zu dem Thema entdeckt hat, hat der 17-jährige Barth laut eigener Aussage in den sozialen Netzwerken noch nichts zu dem Thema gefunden. Dabei wäre gerade für die junge Zielgruppe Instagram der passende Ort für Werbung gewesen. „Wenn man diese Leute abholen will, muss man so kommunizieren, dass man sie auch erreicht“, findet Barth.
Keine wirkliche Ergänzung
Der Schüler steht den „MyShuttles“ eher skeptisch gegenüber. Grundsätzlich sei die Idee, nach Bedarf zu fahren, nicht schlecht. Aber solange die Shuttles parallel zu bestehenden Linienbussen fahren, stelle das „verschenktes Potenzial“ dar.
Insbesondere auf der Strecke zwischen Dettenheim und Linkenheim-Hochstetten sind die Shuttles für ihn mehr „Augenwischerei“: An Wochenenden fährt der letzte Bus von der Grenzstraße um 1.20 Uhr. So seien die Shuttles, die freitags und samstags bis 2 Uhr fahren, keine wirkliche Ergänzung.
Wie auch Barth findet Aydogan die zeitliche Verfügbarkeit der Shuttles zu kurz gegriffen, gerade für junge Leute. Er plädiert für eine Erweiterung des Angebots, auch um bestehende Gewohnheiten zu ändern. Viele seiner Freunde würden weiterhin mit dem eigenen Auto fahren, statt auf die Shuttles umzusteigen. Aydogan hofft, dass sich die „MyShuttles“ dennoch halten werden.