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Viele Generationen Geschichte

Historie der Familie: Ein Amerikaner sucht seine Wurzeln in Stutensee-Spöck

Es hat viel Archivarbeit, Übersetzungen und akribisches Suchen gebraucht. Michael Duane Hartman hat schon immer in Nebraska gelebt – aber seine Familie kommt aus Stutensee-Spöck, wie er herausfand.

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Michael Duane Hartmans Vorfahren kommen aus Spöck. Genauer gesagt sind es die Großeltern seiner Großeltern, die im 19. Jahrhundert ein neues Leben in den USA suchten. Foto: Michael Duane Hartman

Michael Duane Hartman denkt ab und zu an Spöck – was durchaus verwunderlich ist. Der Mann lebt immerhin knapp 7.800 Kilometer vom Stutenseer Ortsteil entfernt, in Hastings im US-Bundesstaat Nebraska.

Der 63-Jährige lebt dort praktisch sein ganzes Leben. Im Herzen der Vereinigten Staaten, wo die Felder hinter den Horizont reichen, sucht Hartman nach den Wurzeln seiner Familie. Und die liegen im Badischen – viele tausend Kilometer entfernt und Generationen vor seiner eigenen Geburt.

Die Gespräche mit Michael für diesen Text laufen über Facebook ab – wegen seines Berufs ist Hartman viel unterwegs, es bleibt kaum Zeit für ein Live-Gespräch oder ein Telefonat. Er erzählt von seiner Leidenschaft, der Ahnenforschung. Das Metier ist in den USA ein kleiner Wirtschaftszweig geworden „Es gibt Millionen von Amerikanern, die online über Dienstleister nach ihren Ahnen suchen“, schreibt er.

Informationen zur Ahnenforschung waren im Internet zunächst rar

Bevor es das Internet gab, habe er sich mit Büchern, die privat verlegt worden seien, die Informationen geholt, so Hartman. Mit dem Aufkommen des Internets konnte man zwar Datenbanken durchsuchen, aber Informationen zur Ahnenforschung waren noch rar gesät. „Ich begann 1999, Informationen aus einem Familienbuch über unsere Familie in Online-Datenbanken einzutragen“, erinnert er sich.

Erst nach Jahren waren auch die Onlinequellen diesseits und jenseits des Atlantik mit genügend Daten aus vielen Archiven gespeist. Fündig wurden er und Patricia Hartman, eine andere Hobbyforscherin, unter anderem auch online im Generallandesarchiv. Patricia Hartman unterstützte den 63-Jährigen bei der Übersetzung von Dokumenten in der Kuvert-Schrift.

1868 zog es die Hartmanns von Spöck in die USA

Und was ist nun mit den Spöcker Wurzeln? „Die ersten meiner Familie waren Jakob Friedrich Hartmann und seine Frau Wilhelmina Hartmann aus Spöck, die Großeltern meines Großvaters. Sie kamen 1868 in die USA, gefolgt vom jüngeren Bruder Ludwig Theobald Hartman 1867“, schreibt er. Niedergelassene hätten sich die ehemaligen Badener zunächst in Fond Du Lac County in Wisconsin, einem der damals noch 38 Bundesstaaten. „Leopolds Frau Sophia hatte damals eine Tante, die dort lebte“, so der Ahnenforscher.

Warum, dazu kann ich nur spekulieren.
Michael Duane Hartman, Hobby-Ahnenforscher

Mehrere Cousins in der Ahnenlinie der Hartmanns hätten schon gut 35 Jahre zuvor das heimatliche Spöck verlassen. „Warum, dazu kann ich nur spekulieren“, erklärt er. Aber der Hobbyforscher hat auch dazu durchaus nachvollziehbare Gründe gefunden. Missernten über viele Jahre hinweg hätten die Menschen an den Rand der Existenz gebracht, berichtet Hartman.

Vielleicht seien es aber auch die teils gewalttätigen Auseinandersetzungen der Badischen Revolution um 1848 gewesen, die letztlich den Anstoß dazu geben, die alte Heimat zu verlassen und das Glück auf der anderen Seite des Atlantiks zu suchen – wie so viele es taten. „Den größten Antrieb dürfte aber meiner Meinung nach der aufkommende Deutsch-Französische Krieg von 1870/1871 gewesen sein“, schreibt Hartman.

Groß-Großvater von Hartman wäre eingezogen worden

In den Truppen des Großherzogs zu Baden für Preußen zu kämpfen, war nicht im Sinn vieler Badener zu jener Zeit. „Mein Groß-Großvater Karl, der älteste Sohn Friedrichs, war damals zwölf Jahre alt, als sie ihre Heimat Baden verließen“, so Hartman. Er wäre sicherlich eingezogen worden.

Es kamen Hunderte von Familien aus Karlsruhe und der Umgebung.
Michael Duane Hartman, Hobby-Ahnenforscher

Auf der anderen Seite lockten die USA mit günstigem Landbesitz. „Und in unserem Fall hatte die Familie auch schon Bekannte, die bereits in den USA waren. Der Bürgerkrieg war vorüber und die Menschen schrieben vermutlich Briefe in ihre alte Heimat über Frieden und Sicherheit“, so der Amerikaner. „Es kamen Hunderte von Familien aus Karlsruhe und der Umgebung.“

„Unsere direkten Vorfahren sind damals am Hafen in New York angekommen. Da gab es die berühmte Einwanderungsstation auf Ellis Island noch gar nicht, die wurde erst 25 Jahre später eröffnet“, schreibt Hartman. Auch die Freiheitsstatue existierte damals noch nicht, als die Badener amerikanischen Boden betraten.

„Für die Ankömmlinge aus ländlichen Gegenden muss das damalige New York ein unangenehmer Ort gewesen sein“, so Hartman. Erst ein paar Jahre später zog es die Hartmans aus Wisconsin weiter nach Westen, nach Nebraska. „Es gab nicht viele von ihnen, damals galten sie als Pioniere“, so der Nachkomme.

Mit seinen Forschungen ist Hartman noch nicht fertig. Er hat bereits Unterlagen aus der Zeit um 1670 gesichtet: „Wir haben noch viel zu entdecken, was unsere Vorfahren in Spöck anbelangt und woher diese stammen. Es ist spannend, interessant und eine wahrscheinlich nie endende Aufgabe.“

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