Denis Marasciulo aus Stutensee-Staffort macht morgens seinen vierjährigen Sohn und seine achtjährige Tochter fertig. Seit Frau arbeitet bereits. Er hat für die Kinder kleine Corona-Masken bestellt – Alltag in der Pandemie. Dann entdeckt er plötzlich Tränen in den Augen der Achtjährigen. „Sie findet Masken doof“, sagt er.
Den 37-Jährigen beschäftigt das, er macht sich Gedanken. Der Familienvater möchte seinen und auch anderen Kindern zeigen, dass sie nicht alleine sind und dass es allen anderen auch so geht. „Jedes Kind hat das gleiche Problem“, meint Marasciulo.
„Bei weiterführenden Schulen und Kindern ab zwölf Jahren verstehe ich die Maskenpflicht“, sagt der Vater. „Da macht das Sinn und ist notwendig.“ Aber kleine Kinder verstünden das noch nicht und müssten diese im Unterricht und auch in den Pausen tragen, fährt er fort.
Thomas Kettling, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Karlsruhe, findet hingegen, dass auch jüngere Kinder grundsätzlich Maske tragen können. Dafür gibt es Studien und auch Arbeitsschutzrichtlinien, die das bestätigen. „Bei Kindern mit einer Pollenallergie kann eine Maske die Symptome sogar lindern“, sagt er.
Marasciulo nennt ein Beispiel: An der Grundschule seiner Tochter gebe es ein sogenanntes „Relax-Fenster“. Jedes Kind dürfe sich einmal fünf Minuten ohne Maske ans Fenster stellen, muss sich aber vorher beim Lehrer dafür anmelden. Er möchte nicht wissen, was das psychisch bei den Kindern anrichte, meint Marasciulo.
Lösungen wie dieses „Relax-Fenster“ stuft Stefan Willimsky, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin in Karlsruhe, generell als etwas Gutes ein. Im Rahmen seiner Tätigkeit in seiner Corona-Schwerpunktpraxis in Karlsruhe-Knielingen und den Abstrichen an der Karlsruher Südendschule habe er durchweg positive Erfahrungen gemacht und viele disziplinierte Kinder erlebt.
Schnell entstand die Idee zu einer Sternfahrt für ein „Kinderlächeln ohne Maske“. Marasciulo erkundigte sich bei einem Freund, wie man in Zeiten von Corona eine Versammlung beantragen kann und schrieb mit seinem Vorhaben die Stadt Karlsruhe an. Das gewünschte Konzept für seine Veranstaltung und ein Zoom-Gespräch mit Ordnungsamt, Polizei, Verkehrsbetrieben und Verkehrsüberwachung folgte.
Maskenfreier Nachmittag für Kinder
Der Termin für die Sternfahrt ist nun am Karfreitag, 14 Uhr, auf dem Karlsruher Messplatz. Alles ist genehmigt.
„Kinder und Eltern sollen kommen. Aber in erster Linie mache ich das für die Kinder und möchte ihnen einen maskenfreien Nachmittag bieten“, sagt der Vater, der schon für seinen herzkranken Sohn ein Flugzeug für Behandlungen in der Klinik gebaut hat.
Damit ein Nachmittag ohne Maske mit Abstand eingehalten werden kann, wählte er den Karlsruher Messplatz als Treffpunkt. „Denn es können 30 oder 500 Menschen kommen“, sagt der Vater, der über ein großes Netzwerk verfügt und als großer Autoenthusiast normalerweise am „Carfreitag“ traditionell bei Ausfahrten mitfährt.
Der Tag sei außerdem praktisch, weil es der nächste anstehende Feiertag sei und so auch über Ostern mehr Menschen Zeit hätten.
Für Marasciulo ist es die erste Demonstration. Aber als Demonstration betrachtet er seine Aktion sowieso nicht. „Ich möchte kein negatives Aufsehen erregen und werde mich nicht systemkritisch äußern“, erklärt er. So soll es eine politisch neutrale und kindgerechte Fahrt werden.
Start um 14 Uhr mit einer Begrüßung
Um 14 Uhr ist eine Begrüßung geplant. Dann werden vorgedruckte Plakate verteilt, die die die Kinder bunt ausmalen können. „Natürlich können auch eigene Plakate mitgebracht werden“, sagt der Veranstalter. Zudem sollten Eltern eine Maske tragen und Kinder eine Maske dabeihaben, sollten die Abstände einmal nicht eingehalten werden können.
Außerdem können Fotos gemacht werden. Im Anschluss beginnt eine Stadtrundfahrt in einer Kolonne. Die Strecke verläuft voraussichtlich über über den Ostring in Richtung Wolfartsweierer Straße, Ludwig-Erhard-Allee, Kriegsstraße, Reinhold-Frank-Straße, Amalienstraße, Karlstraße, Stephanienstraße, Hans-Thoma-Straße, Willy-Brandt-Allee, Adenauerring, Durlacher Tor, Durlacher Allee und wieder zurück zum Messplatz. Das Ende des Zuges ist gegen 16 Uhr geplant.
Die Veranstaltung ist zunächst als einmaliges Event gedacht. Wenn sie gut ankommt und gesittet abläuft, kann sich der 37-Jährige allerdings auch eine Wiederholung vorstellen. „Neben guter Laune und eigenen Plakaten sollten die Teilnehmer auch eine Warnweste mitbringen, um sich als Teilnehmer des Zuges zu kennzeichnen“, sagt Marasciulo.