Skip to main content

Warten auf den Aufritt

Theatervereine im Karlsruher Norden schmieden Pläne für die Zeit nach dem Lockdown

Darsteller, Bühnenbauer, Maskenbildner und Autoren haben bei den örtlichen Theatergruppen zur Zeit wenig zu tun. Das heißt nicht, dass alles auf Eis liegt: Die Zeit wird genutzt, um Ideen zu sammeln.

Theaterszene aus „Sindbad, der kleine Seefahrer“ gespielt von der Theaterkiste Weingarten
Schauspiel im Morgenland: Für die Weingartener Theaterkiste steckt hinter „Sindbad, der kleine Seefahrer“ viel Arbeit. Deshalb ist eine Wiederaufnahmes des Stücks nach dem Lockdown vorgesehen. Foto: Markus Kleefeld

In den Theatervereinen steht von außen betrachtet alles still. Im Inneren der Theatergruppen jedoch reifen neben den Sorgen neue Ideen sowie Projekte für die Zeit während und nach des Lockdowns.

Beim Theaterverein „StageArt“ aus Stutensee zum Beispiel liegt einiges auf Eis, aber nicht alles. Die Vorsitzende Ulrike Partik-Raupp erklärt, dass das große Projekt, den „Mord im Orientexpress“ mit eigenen Texten auszustatten und eigens zu adaptieren, eigentlich im Frühjahr 2020 hätte beginnen sollen. Das Stück ist jetzt auf nächstes Jahr verschoben.

„Es fehlt es uns allen, auf der Bühne zu stehen. Unser jetziges Projekt ist deshalb ein Film.“, sagt sie. Etwa zehn Schauspieler stehen für den 90-Minuten-Streifen vor der Kamera. Und auch die zwei Autorinnen – Partik-Raupp ist eine davon – schreiben fleißig weiter.

Auftritte für die Nach-Lockdwon-Zeit geplant

Im Film gehe es um eine Bibliothek, „in der Figuren aus den Büchern zum Leben erwachen“. Das Medium Film bedeutet für Partik-Raupp mehr Flexibilität: „Wir können kleine oder große Filmabende nach dem Lockdown machen.“

Dem Verein gehe es trotz fehlender Aufführungen wirtschaftlich gut, sagt die Vorsitzende. Die Gemeinde Stutensee stellt „StageArt“ einen eigenen Raum, in dem die Schauspieler weitere Projekte umsetzen können. „Wir planen eine Märchenlesung“, sagt sie, „Unsere Ideenfindung läuft dauerhaft.“

Wir könnten bei den Jüngeren als Hobby in die zweite Reihe rutschen.
Karlernst Hamsen, Vorsitzender Theaterkiste Weingarten

Bei der Theaterkiste in Weingarten steht der Vereinsbetrieb still. Das Stück „Sindbad, der kleine Seefahrer“, das lange vorbereitet worden war, konnte im vergangenen Jahr zwischen den Lockdowns nur einmal statt viermal gespielt werden.

Auch ein Sketche-Abend wurde abgesagt. Karlernst Hamsen, Vorsitzender des Weingartener Vereins, bereitet die lange Spielpause Sorge: „ Wir könnten bei den Jüngeren als Hobby in die zweite Reihe rutschen.“

Pläne für dieses und kommendes Jahr seien neue Auftritte mit „Sindbad“. Falls zu viele Schauspieler fehlen, nehme der Verein sich ein neues Stück vor.

Den Schauspielern fehlt die Nähe zum Publikum

Der Männergesangverein Graben-Neudorf hat eine eigene Theatergruppe, die alle zwei Jahre Stücke präsentiert. Für 2021 wäre eine Aufführung vorgesehen, momentan befindet sich der Verein im Wartemodus.

„Wir können wegen der Situation nichts planen und warten noch ein paar Wochen ab. Wir entscheiden dann, ob wir die Truppe zusammenrufen“, sagt der Vorsitzende Matthias Veit.

Auch der Theatergruppe „Grabbeschnawwl“ aus Eggenstein-Leopoldshafen fehlt das Theaterspielen. Der Vorsitzende Klaus Stadler erzählt, dass Online-Aufführungen nichts für die manchmal dreiköpfige, manchmal achtköpfige Truppe seien, weil der Kontakt und die Interaktion mit dem Publikum zu den Stücken gehöre. „Da fehlt uns die Nähe“, sagt er.

„Die Koralle“ aus Bruchsal probt online

Ein Ensemble der Theatergruppe „Die Koralle“ aus Bruchsal probt derzeit online. Für die fünf Personen sei das Üben aber auf Textarbeit begrenzt, sagt der Vorsitzende Günther Hußlik. Damit könne Körperhaltung und Sprache trainiert werden, eine Bühnenhandlung online zu proben funktioniere aber nicht.

Für den Theaterverein steht derzeit noch alles still, Ende März soll aber eine Jahreshauptversammlung in einer Halle unter Einhaltung der Hygienebestimmungen stattfinden.

Die Begabung bleibt erhalten.
Günther Hußlik, Vorsitzender „Die Koralle“

Im vergangenen Jahr, zwischen den Lockdowns, konnte mit „Fisch zu viert“ ein Stück auf die Bühne gebracht werden. Normalerweise spielt die Theatergruppe vier Stücke im Jahr.

„Jetzt sind wir zum Warten verdammt“, sagt Hußlik. Mit einer Spendenaktion, bei der Mitglieder, Angehörige, aber auch lokale Unternehmen mitmachten, konnte sich der Verein über Wasser halten, erklärt er.

Die Freude auf eine neue Saison sei groß. Denn Schauspielerei könne nicht verlernt werden, sagt er. „Die Begabung bleibt erhalten.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang