Mit Linux und verschlüsseltem Sicherheitsbrowser gegen den russischen Geheimdienst: Bei Alexander Stikel in Stutensee-Blankenloch sind schon ein paar Laptops für notleidende Flüchtlinge aus der Ukraine eingetroffen. Und es sollen noch mehr werden.
Der IT-Experte möchte geflüchtete Menschen wieder zur Selbstständigkeit verhelfen. Dazu hat er einen Aufruf in den sozialen Medien gestartet. Wer einen alten Laptop hat, kann ihn nach Blankenloch bringen, wo er fit gemacht wird.
Das neueste Gerät in der wachsenden Hardware-Sammlung ist ein kleines Netbook mit abnehmbarer Tastatur. Der Besitzer braucht es nicht mehr, lediglich eine Reise hat er mit dem Gerät unternommen. Stikel nimmt den kleinen Computer unter die Lupe. „Mit dem Prozessor im Rechner ist es besser, ich installiere Linux darauf. Damit sollte er ausreichend schnell laufen“, so der IT-Experte.
Der kleine Faltcomputer ist einer von einer Handvoll Rechner, die mittlerweile bei Stikels Zuhause eingetrudelt sind. Sie sind alle nicht mehr taufrisch, aber für Officeanwendungen sind sie noch gut zu gebrauchen. „Auf einigen kann ich noch Windows 10 installieren, sofern die Leistung dafür ausreicht“, sagt er.
Alles, was bisher auf den Systemen gespeichert war, wird gelöscht, versichert er. „Mit entsprechender Software werden die Festplatten mehrfach überschrieben, so dass absolut keine alten Daten mehr lesbar sind“, so Stikel.
IT-Fachmann aus Stutensee installiert Ukrainern auch den Tor-Browser
Mit dem Betriebssystem installiert Stikel noch den Tor-Browser, ein spezieller Internetbrowser, der aufgrund seiner Funktionsweise als besonders sicher gilt. Datenströme ließen sich so kaum zurückverfolgen, so Stikel. Und Internetseiten, die von der russischen Regierung gesperrt seien, ließen sich mit Umlegung der Datenströme, wie sie der Tor-Browser automatisch vornimmt, teilweise umgehen.
Die Geräte böten auch andersrum höhere Sicherheit, nicht jeder Zugriff auf eine Webseite ließe sich zurückverfolgen. „Das ist in der aktuellen Situation auch kein unwichtiger Aspekt“, betont der IT-Experte. In Russland steht das Internet unter großer Überwachung durch den Staat – Selbstschutz im Netz ist den Menschen daher wichtig.
Irgendetwas muss man doch tun.Alexander Stikel, IT-Fachman aus Stutensee
Auf die Idee zur Initiative ist Stikel durch die Bekannte seiner Frau gekommen. Die habe angefragt, ob man denn ihren alten Rechner so herrichten könnte, dass er von geflüchteten Ukrainern verwendet werden könne. „Ich habe Linux installiert und es ging“, sagt Stikel.
Gespräche mit der Flüchtlingshilfe
Auch mit der Flüchtlingshilfe Stutensee hat er bereits gesprochen. „Sobald ich ein paar mehr Geräte zusammen habe, melde ich mich und die Flüchtlingshilfe organisiert die Übergabe der Rechner.“
Die Geräte kommen im Übrigen auch mit der Spracheinstellung für die Ukraine, standardmäßig wird Englisch verwendet, aber nicht jeder der Flüchtlinge beherrscht die Sprache. Stikel berichtet auch von einem angepassten Tastaturlayout mittels aufgeklebter Zeichen. Es ist nur ein kleines Mosaiksteinchen für die Menschen. „Irgendetwas muss man doch tun.“