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Flucht zu teuer

Verein Schaukelpferd aus Stutensee unterstützt Familie aus der Ukraine bei der Flucht

Eine Mutter will mit ihren drei kleinen Töchtern aus der Ukraine fliehen. Doch der Familie fehlt das Geld. Hilfe kommt vom Verein Schaukelpferd aus Stutensee.

Drei Mädchen warten auf den Bus nach Deutschland.
Traumatisiert: Sofija, Viktoria und Maria (von links) fliehen mit ihrer Mutter Hanna Lisnycha aus der Ukraine. Unterstützung erhalten sie dabei vom Verein Schaukelpferd aus Stutensee. Foto: Hanna Lisnycha

Sofija, Viktoria und Maria sind eigentlich lebensfrohe Kinder: Die 13-jährige Sofija liest gerne, ihre zehnjährige Schwester Viktoria turnt und tanzt und die achtjährige Maria zeichnet. Doch diesen Hobbys können die Schwestern aktuell nicht nachgehen. Denn die drei sind mit ihrer Mutter Hanna Lisnycha auf der Flucht.

Die kleine Familie flieht aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine. Unterstützung erhalten sie vom Verein Schaukelpferd aus Stutensee. Frank Ramstötter, Vorsitzender des Vereins, und seine Mitstreiter haben für sie eine Busfahrt nach Karlsruhe organisiert.

Flucht aus Charkiw: Familie kann sich Fahrt nach Deutschland nicht leisten

Mehr als 47 Stunden werden sie unterwegs sein, bevor sie am späten Donnerstagabend in Karlsruhe ankommen, erzählt Ramstötter. Ihre Flucht begann jedoch noch früher:

Nach Kriegsbeginn flieht Hanna mit ihren Kindern aus Charkiw nach Krywyj Rih im Osten der Ukraine – die Geburtsstadt von Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj. Dort mussten sie bereits mehrmals die Unterkunft wechseln. Zuletzt lebten sie in einer nicht beheizbaren Kellerwohnung, berichtet Ramstötter.

Porträt Frank Ramstötter
Engagiert: Frank Ramstötter ist der Vorsitzende des Vereins Schaukelpferd aus Stutensee Foto: Christel Manzey

Aus eigener Kraft kann die Familie den Weg nach Deutschland nicht bestreiten. Denn im Gegensatz zum Frühjahr müssen Bus- und Bahnfahrten nun selbst bezahlt werden. Als der Krieg ausbrach, konnten Flüchtende noch kostenlos mit der Bahn durch Polen oder mit der Deutschen Bahn in Deutschland reisen, erinnert sich Ramstötter.

380 Euro kostet die Fahrt nach Karlsruhe für Hanna und ihre drei Töchter. Geld, das die Familie nicht hat. Deshalb wendet sich Hanna an Schaukelpferd. Der Verein unterstützt insgesamt 53 Patenkinder in zwei Projekten in Bulgarien und der Ukraine. Mit einem Prüfprozess und einer Vertrauensperson in Charkiw werde sichergestellt, dass die Hilfe auch dort ankommt, wo sie wirklich gebraucht wird, erklärt Ramstötter.

Private Unterbringung von Geflüchteten ist komplizierter geworden

Nach der Ankunft in Karlsruhe werden Hanna und ihre Kinder die erste Nacht bei Frank Ramstötter und seiner Familie in Stutensee verbringen, danach sind sie vorerst im Hotel Kübler in Karlsruhe untergebracht. Das Hotel hat sein Gästehaus für ukrainische Flüchtlinge geöffnet, eine ukrainische Mitarbeiterin unterstützt bei den notwendigen Anträgen.

Es ist nicht realistisch, derzeit Geflüchtete direkt privat unterzubringen.
Frank Ramstötter, Vorsitzender des Vereins Schaukelpferd

Dass die Familie privat unterkommt und nicht in der Landeserstaufnahmestelle, sei dem Verein ein Anliegen gewesen. Dennoch habe sich die Situation rund um die private Unterbringung von Geflüchteten verkompliziert. „Es ist nicht realistisch, derzeit Geflüchtete direkt privat unterzubringen“, sagt Ramstötter.

Auch die Unterkunft im Hotel Kübler sei für Hanna und ihre Töchter keine Dauerlösung. Langfristig müssen sie eine Wohnung suchen, doch der Wohnungsmarkt ist umkämpft.

Die Leute suchen immer noch etwas, wo sie sich einbringen können.
Verena Troßbach, stellvertretende Vorsitzende des Vereins Schaukelpferd

An der Hilfsbereitschaft der Menschen im Landkreis Karlsruhe mangelt es jedoch nicht, betonen Frank Ramstötter und seine Frau Verena Troßbach. „Die Leute suchen immer noch etwas, wo sie sich einbringen können“, sagt Troßbach. „Es ist nicht absehbar, dass die Stimmung kippt.“

Für Hanna und ihre Töchter soll die Reise an diesem Freitag zunächst zu Ende sein. Im Hotel Kübler haben sie Kontakt zu weiteren ukrainischen Familien mit Kindern, sagt Ramstötter. Die Hoffnung ist, dass die Mädchen so das Trauma des Krieges verarbeiten können.

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