Lediglich Autowerkstätten, die als systemrelevant gelten, bleiben im zweiten Lockdown während der Corona-Pandemie geöffnet. Da trifft man auf so manche ungewöhnliche Situation: Die Verkaufsräume sind mit roten Bändern abgesperrt. Keine Kunde darf da rein. Anfassen, Probe sitzen, ausprobieren – all das ist verboten.
An den Ausstellungsstücken vorbeigehen darf man – mit Maske selbstverständlich –, um zur mit Plexiglas und Abstandshinweisschildern gespickten Serviceannahmestelle zu gelangen. „Es ist ja nicht so, dass sich in den Ausstellungsräumen gleichzeitig Hunderte von Menschen tummeln“, sagt Martin Zondler, Inhaber des gleichnamigen Autohauses in Graben-Neudorf.
„Das mit den Hygieneregeln, mit den Abständen ließe sich in den Griff bekommen.“ Bewiesen hätten das die Autohäuser nach dem ersten Lockdown, meint auch Nadine Giraud-Schwarz vom Ford-Autocenter Giraud in Stutensee.
Online-Autoverkauf ist möglich
Es hilft ja alles nichts. In der aktuellen Corona-Verordnung von Baden-Württemberg, darauf weist die juristische Zentrale des ADAC (Verbraucherrecht) hin, ist der „Betrieb des Einzelhandels“ verboten – darunter fielen eben auch Autohäuser, egal ob sie mit Gebrauchtwagen und/oder mit Neuwagen handelten.
Das bedeutet allerdings nicht, dass gar keine Autos verkauft werden dürfen. Viele Autohändler legen dabei eine gehörige Portion Kreativität aufs Verkaufsparkett. Online-Verkäufe sind schon möglich.
Was geht? Was nicht? Bei Giraud setzt man auf E-Mail-Kontakt, Telefonberatungsgespräche, auf Videos, eben auf alles, was digital möglich ist. „Das machen wir auch“, bestätigt Zondler. Die Vorgehensweise mag eine Option sein. Allerdings eine sehr dünne. „Ein Autokauf hat noch immer viel mit Emotionen zu tun. Die meisten Leute wollen die Autos sehen und fühlen“, betont auch Giraud-Schwarz. Immerhin, ganz siecht der Autohandel dank der Online-Aktivitäten dann doch nicht dahin.
Online-Handel funktioniert bei Gebrauchtwagen nun mal nicht.Achim Zimmermann, Gebrauchtwagenhändler in Eggenstein
Die Einbußen durch den Lockdown könnten damit aber nicht kompensiert werden, so der Tenor in den Autohäusern. Mitunter kommt das Geschäft fast ganz zum Erliegen. Davon kann Achim Zimmermann, Chef von Automobile Zimmermann in Eggenstein, ein mehrstrophiges Lied singen.
Er handelt mit Gebrauchtwagen: „Seit Mitte Dezember ist unser Geschäft dicht. Online-Handel funktioniert bei Gebrauchtwagen nun mal nicht“, sagt er. Trotz Verkaufseinbrüchen im hohen zweistelligen Prozentbereich zeigt er Verständnis für die Corona-Verordnungen: „Das müssen wir wohl aussitzen, auch wenn der wirtschaftliche Schaden immens ist.“
Hoffen auf das Frühlingsgeschäft
Deutlich strapazierter ist hingegen der Geduldsfaden von Zondler. „Wir müssen unsere Verkaufsräume mit allen denkbaren Auflagen wieder öffnen dürfen“, fordert er. Auf eine „Normalisierung des Tagesgeschäftes“ hofft auch Sven Morrkopf, Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses in Weingarten.
„Sollte das Frühjahrsgeschäft ausblieben, bedeutet dies nicht nur hohe Einbußen für die einzelnen Betriebe, sondern auch, dass sich der angestaute Druck nach ober verlagert – vom Händler zum Hersteller, den Zulieferern, den Importeuren...“, erklärt er.
Wenn im Frühlingsgeschäft nix passiert, endet das für viele Autohäuser in einer Vollkatastrophe.Martin Zondler, Inhaber Autohaus in Graben-Neudorf
Einiges kann wenigstens durch den jeweiligen Werkstättenbetrieb aufgefangen werden. „Wir gehen da kreative Wege. Angefangen vom Bring- und Holdienst bis hin zu Videos, um so Reparaturen zu erklären“, berichtet Giraud-Schwarz.
Jetzt bleibt die Hoffnung aufs wichtige Frühlingsgeschäft. „Wenn da nix passiert, endet das für viele Autohäuser in einer Vollkatastrophe“, meint Zondler.