Skip to main content

Zwei Megawattstunden Leistung

Windrad könnte ganz Berghausen versorgen

Es dreht sich seit langem wieder - das Windrad des Fraunhofer Instituts auf dem Hummelberg, hoch über Pfinztal. Eigentlich könnte es mit seiner Leistung rund 4.000 Haushalte versorgen - also ganz Berghausen. Doch der produzierte Strom dient der Forschung nach speziellen Batterietechniken.

None
Auf dem Hummelberg, hoch über Pfinztal, dreht sich das Windrad des Fraunhofer Institutes. Bei Vollauslastung könnte es locker 4.000 Haushalte mit Energie versorgen - das entspricht dem Ortsteil Berghausen. Foto: Hora

Lange stand der Rotor still – doch seit einiger Zeit dreht sich das weithin sichtbare Windrad auf dem Hummelberg hoch über Berghausen – und erzeugt Strom. Maximal zwei Megawattstunden (MWh) leistet die Anlage, erklärt Lothar Heck, der beim Fraunhofer Institut für Chemische Technologie (ICT) für die Betreuung des Windrads zuständig ist. Das reicht, um etwa 4.000 Haushalte zu versorgen – ganz Berghausen beispielsweise.

Vom Windrad erzeugter Strom dient der Forschung

Doch der Strom, den das Windrad erzeugt, fließt in die Forschung: Einer der Schwerpunkte des ICT ist dabei die Angewandte Elektrochemie, in deren Bereich das Projekt „Redox-Flow-Batterien“ fällt, für das Peter Fischer als Gruppenleiter verantwortlich zeichnet.

„Ziel ist es, den Strom in Batterien zu speichern“, sagt Heck, „oder Überschüsse in Wärme und Wasserstoff umzuwandeln.“ Im Moment müsse man nämlich viele Windräder im Norden abstellen, weil es keine Abnehmer gebe. Wenn man stattdessen Wasserstoff erzeuge und diesen durch das riesige Erdgasnetz jage, könnten diese Überschüsse besser genutzt werden. Das Speicherverfahren werde mittelfristig günstiger als mit der Lithium-Ionen-Technik sein. Der Unterschied der „Redox-Flow“-Technik sei, erklärt Fischer, dass hier spezielle Flüssigkeiten und keine Edelmetalle zum Einsatz kommen. Nachteil: Diese Art der Batterie ist aufgrund ihrer Größe eher für stationäre Anwendungen gedacht.

None
Im "Kesselraum" der Forschungsanlage des ICT für die Redox-Flow-Batterie: Gruppenleiter Peter Fischer (links) und Windrad-Betreuer Lothar Heck. Foto: Kampf

Generell seien Batterien als Speichermedium aber sinnvoll, um den täglichen Ausgleich zwischen Zeiträumen mit wenig und mit vollem Bedarf besser zu händeln. Sie sollen im Grunde dazu dienen, über längere Zeiträume Energie zu speichern.

Noch sei, beklagen die Forscher, die Rentabilität der Batterien nicht attraktiv aufgrund der geringen Erträge für Strom. „Der Ansatz ist falsch“, findet denn auch Peter Fischer. Man müsse „den Energiemarkt völlig neu denken“. Und es sei „pervers“, dass, auch wenn die Windräder im Norden abgestellt würden, die Betreiber Geld erhielten.

Lange Geschichte der Verzögerungen und Pannen

Die Geschichte der Pannen und Verzögerungen, die möglicherweise nun ein Ende hat, war lang: Erste Pläne für die Windkraftanlage gab es 2009, fünf Jahre später sollte sie eigentlich fertiggestellt sein. Aufgrund der speziellen Technik, die für die Anbindung an die Redox-Flow-Batterie in diesem Projekt geplant gewesen ist, sei es schwierig gewesen, überhaupt einen Hersteller zu finden, erinnert sich Lothar Heck. Als es dann Probleme mit dem Lieferanten gab, habe man diesem gekündigt und andere Firmen mit der Betreibung und Wartung der Anlage betraut.

In dem Projekt wird der vom Windrad produzierte Wechselstrom in Gleichstrom umgewandelt werden. An diesem Gleichstrom wird die Batterie angebunden, bevor dieser dann wieder zu Wechselstrom umgewandelt wird. „Das Zusammenspiel von Mechanik und Elektronik hat nicht so funktioniert, wie ursprünglich angekündigt“, sagt Heck, weshalb aus zwei Tagen fast zwei Jahre geworden seien.

Forscher: Keine Gefahr für Fledermäuse und anderes Getier

Derzeit läuft das Windrad, aber nicht durchgängig auf Volllast. So muss das ICT die Anlage nachts auf 400 Kilowattstunden drosseln, lautet eine Vorgabe. Für Fledermäuse bestehe keine Gefahr, so Heck, da es sich hier um Waldfledermäuse handele, die eine Flughöhe von bis zu 20,25 Metern hätten – die Rotoren sind deutlich über 50 Meter über Grund. Weitere Erkenntnisse habe ein spezielles Forschungsprojekt geliefert, das noch vor Baubeginn gestartet sei. Auch sonst gebe es keine Beeinträchtigungen für Mensch und Tier durch die Windanlage, weiß Fischer: „Wir hatten noch kein Schlagopfer.“

Und die Lautstärke? „Ich habe testweise mal bei den Naturfreunden hier übernachtet“, erzählt Heck. „Aber ich habe nur die Autobahn gehört.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang