Zum zweiten Mal dabei
„Ich bin im zweiten Lehrjahr schon mal im Kochwettbewerb gewesen“, berichtet Jan Schlenker: „Am Wettbewerb teilzunehmen, ist eine gute Übung für die Abschlussprüfung.“ Das sieht sein junger Kollege Calvin Hofmeister genauso: „Wir haben dabei viel gelernt“, ergänzt er. Auch er war im vergangenen Jahr schon mal dabei. Die beiden jungen Männer meinen den Stadtwettbewerb des Kochclubs Baden-Baden.
Als Zweiter und Dritter platziert
Sie haben als zweit- und drittbester Jungkoch abgeschnitten und sich beim Kochwettbewerb in einer Zehnergruppe mit sehr guten, ausgewählten Auszubildenden behauptet. Beide arbeiten in Eggenstein. Dort stehen sie als Auszubildende im dritten Jahr in der Küche, Schlenker im Gasthaus zum Goldenen Anker, Hofmeister im Restaurant Garbo im Löwen.
Als Schüler nach dem Unterricht für sich gekocht
„Seit ich etwa in der siebten Klasse war, habe ich mir mittags selber was gekocht, wenn ich von der Schule heimgekommen bin“, erzählt Jan Schlenker. „Ich habe schon immer Spaß beim Kochen gehabt, und das war für mich der Anlass, mich um diese Ausbildungsstelle zu bewerben.“ Sein Weg von zuhause zur Arbeitsstelle ist nicht mehr als ein Katzensprung.
Mein Großonkel hat für US-Präsident Ronald Reagan gekocht
„Bei uns in der Familie hat Kochen und der Beruf des Kochs Tradition“, berichtet Calvin Hofmeister: „Mein Großonkel Raimund Hofmeister ist in Amerika Masterchef.“ Ein besonders erfahrener und angesehener Chefkoch. „Er hat Hotels und Restaurants aufgebaut und geführt, und er hat im Weißen Haus gekocht beim damaligen Präsidenten Ronald Reagan.“ Reagan war 40. US-Präsident in den 1980er Jahren. Sein Vater sei Koch gewesen, ein Großcousin ebenfalls, sagt Hofmeister weiter. Er habe als Jugendlicher schon gerne gekocht, und so lag es für ihn nahe, diesen Beruf zu ergreifen, erzählt der junge Mann, der im Löwen bei Marcel Kazda arbeitet.
Besondere Chance
Es ist ungewöhnlich, dass Nachwuchsköche im zweiten Lehrjahr zum Kochwettbewerb ausgewählt werden, erläutert Kazda. „Besonders gute Jungköche bekommen aber besondere Chancen.“ Beide zählt er zu dieser Kategorie. „Wir haben gesehen, wo wir Defizite haben und was wir verbessern müssen“, sagt Hofmeister. „Man erkennt, was man kann, vor allem aber, was man nicht kann.“ Das hat geholfen. Jetzt lagen sie unter den drei Besten.
Wenn man seine Schwächen kennt, spornt das an
„Es ist eine gute Erfahrung, wenn man an der einen oder anderen Anforderung scheitert“, meint Marcel Kazda, der der Jury beim Wettbewerb angehört: „Wenn man seine Schwächen kennt, spornt das an.“ Sein Küchenchef-Kollege Armin Radtke pflichtet ihm bei und merkt an: „Meine Frau und ich waren als Gäste dabei. Es war beeindruckend, was die jungen Leute auf die Teller gebracht haben.“ Es sei eine Leistung, wenn sich Auszubildende kleiner Gastronomiebetriebe in einem Kochwettbewerb gegen solche größerer Häuser durchsetzten.
Schwierige Vorgaben
Dabei waren die Anforderungen nicht einfach. „Ein Kollege hat gemeint, die Themen seien anspruchsvoller als bei einer Meisterprüfung“, sagt Kazda. Den beiden Eggensteinern hat es nicht geschadet. Sie kamen mit zweierlei Forelle, Lachsforelle, Stubenküken, Farcen und den anderen Zutaten – die für alle Teilnehmer identisch waren – sehr gut zurecht. Die Rezepte und die Menüfolge für den Kochwettbewerb haben sie selber entwickelt. „Wir haben Material und Küche zum Üben bereitgestellt“, sagt Radtke. „Calvin hatte die Ideen, und ich habe ihn bestärkt“, sagt Kazda. Wie was auf den Teller kam, haben die jungen Köche entschieden.
Vier Stunden Zeit
Vier Stunden war Zeit. In dieser Zeit muss das Menü fertig sein. „Jeder muss bei dem Kochwettbewerb vorgehen wie ein Küchenchef, den Arbeitsablauf planen, vom Einkaufen bis zum Servieren“, erklärt Kazda. Die beiden haben es geschafft. Und sind zurecht stolz darauf.
Calvin Hofmeister
Der 18-jährige Calvin Hofmeister aus Linkenheim hat an der Erich-Kästner-Realschule in Blankenloch die mittlere Reife erworben. Nach mehreren Praktika, die er vorwiegend bei Marcel Kazda, seinem Lehrmeister, in dessen früheren Restaurant gemacht hatte, hat er sich um die Ausbildungsstelle im Löwen in Eggenstein beworben. Im Juli endet sein drittes Ausbildungsjahr. Danach möchte er wenigstens den Rest des Jahres im Löwe bleiben und weiterhin kochen. Sein Ziel ist es, in die Fußstapfen seines Großonkels zu treten und in den USA zu arbeiten. Er denkt, bisher alles richtig gemacht zu haben.
Gebackene orientalische Falafel, griechischer Minzjoghurt, Fladen-Cracker
Terrine von zweierlei Schwarzwaldforelle mit Orangen-Fenchel-Salat, Basilikum-Flusskrebscocktail, Prunier-Caviar-Creme-Fraiche
Coq au vin vom Stubenküken, Edition 2020 marinierten Wurzeln, Pinot Schmorsud
Perigord-Trüffel und Kartoffel-Croissants
Azélia Nougat Eistorte mit Cylon-Tee, karamellisierten Pekannüssen und Dörrpflaumen mit flambierten Kirschen
Jan Schlenker
Der 22-jährige Jan Schlenker aus Eggenstein hat nach dem Abitur am Fichte-Gymnasium in Karlsruhe ein Jahr in einem Bistro in Neuseeland gearbeitet: „Ich habe dort alles gemacht – Organisation, Service, Küche und Hotel“, erzählt der junge Mann. Danach hat er die Lehre im Goldenen Anker begonnen, wo er als Schüler Praktika gemacht hatte. Seinen Lehrmeister Armin Radtke kannte er schon als Kind und Jugendlicher. Wenn er im Sommer seine Ausbildung beendet hat, möchte er Lebensmitteltechnologie studieren und mindestens den „Bachelor“ machen. Parallel will er weiter als Koch arbeiten – im Anker.
Mini-Quiche mit Schabzigerklee-Schmand
Praline von Ziegenfrischkäse und
Moosbeere mit geröstetem Sesam
Windbeutel mit Oliven Hummus
Terrine von der Lachsforelle und
Forelle, Flusskrebscocktail und
gepickelte Gurke
Zwei Stücke vom Stubenküken
mit Geflügeljus
Minimöhren, Sellerie, Beete und
Kartoffelflan
Haselnuss-Nougat-Eistorte