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Teurer PCR-Test hält Kunden ab

Ungeimpfte gehen zum „Privat-Haarschnitt“: Friseure im Karlsruher Norden klagen über Schwarzarbeit

Ungeimpfte brauchen einen PCR-Test für den Friseurbesuch. Doch wer zahlt die 80 Euro dafür? Friseure im Karlsruher Norden bemerken einen Rückgang der Kundschaft – und vermuten eine Abwanderung in die Schwarzarbeit.

Beauty- und Hairstylistin Ivonne Bürck aus Pfinztal-Berghaus und  Kundin
Wünscht sich die Rückkehr zum Antigen-Schnelltest: Beauty- und Hairstylistin Ivonne Bürck aus Pfinztal-Berghausen ist seit 30 Jahren im Geschäft. Die ständig neuen Regeln würden die Kunden verunsichern, sagt sie. Foto: Volker Knopf

Für den Besuch beim Friseur gilt aktuell die 3G-plus-Regel: Nur wer vollständig geimpft oder genesen ist oder einen negativen PCR-Test vorweisen kann, darf auf einen neuen Haarschnitt hoffen. Was bedeutet dies für die Coiffeure in der Hardt? „Kein Mensch bezahlt 80 Euro für einen PCR-Test, um sich für 40 Euro einen Haarschnitt machen zu lassen.

Das bedeutet: Die Menschen, die nicht geimpft sind, kommen nicht zu uns. Das ist Geld, das in der Kasse fehlt“, sagt Margarita Holmann von Hairdesign Rita in Friedrichstal. Sie vermutet zudem, dass viele Leute, die nicht geimpft sind, sich „privat“ einen neuen Schnitt verpassen lassen. „Da sind wohl etliche in der Schwarzarbeit tätig“, meint die Friseurmeisterin.

Als Geschäftsfrau findet sie die aktuelle Regelung unfair. „Auch menschlich ist das nicht okay. Eigentlich wurden wir mal als systemrelevant eingestuft“, sagt Holmann. Sie fände es besser, wenn bei Ungeimpften ein einfacher Antigen-Schnelltest genügen würde.

Na klar, Schwarzarbeit wird deutlich steigen.
Angelika Lang, Friseurin in Stutensee-Büchig

Auch Angelika Lang vom gleichnamigen Friseur-Salon in Stutensee-Büchig hat bislang noch keinen Kunden gesehen, der mit einem negativen PCR-Test in ihren Salon gekommen ist. Auch sie hält es für wahrscheinlich, dass Ungeimpfte sich in der Schattenwirtschaft die Matte stutzen lassen. „Na klar, Schwarzarbeit wird deutlich steigen“, lautet ihre Prognose. Sie beklagt ebenfalls Umsatzeinbußen durch die aktuelle Regelung, freut sich jedoch auch über einen treuen Kundenstamm.

Beim Haarstudio Braun in Leopoldshafen werden konkrete Zahlen genannt. „Ich schätze, dass wir Umsatzeinbußen von rund 20 bis 30 Prozent haben“, sagt Marcel Braun. Dass strengere Regeln bei den körpernahen Dienstleistungen das Abgleiten in die Schattenwirtschaft befördern, liege auf der Hand, glaubt auch der Friseurmeister in dritter Generation.

Anlässe für aufwendige Frisuren fallen weg

Die Corona-Phase sei wohl mit die schwierigste Zeit in der gut 60-jährigen Ära des Familienbetriebs. „Es ist ja auch so, dass immer öfter die Anlässe fehlen, sich schick zu stylen. Hochzeiten und Ähnliches fallen aus“, erklärt der 33-Jährige. Ob Senioren-Weihnachtsfeier, bei der sich die Damen zuvor die Locken wickeln lassen, oder junge Leute, die sich vor dem Club-Besuch in Karlsruhe die Seiten rasieren lassen – vieles falle der Pandemie zum Opfer.

Zudem wünscht sich Braun flexiblere, realitätsnähere Anpassungen der Corona-Soforthilfen. Er habe noch Glück, dass er mit seinem rund 100 Quadratmeter großen Salon die Abstandsregeln gut einhalten könne. Woanders müsse schon mal ein Stuhl leer bleiben, um die nötige Distanz zu wahren.

Eine haarige Angelegenheit sind Corona und ihre Folgen auch für Friseur-Meisterin Ivonne Bürck aus Pfinztal. „Es ist ziemlich frustrierend. Ich bin schon 30 Jahre im Geschäft. Da kann ich einiges ab. Wäre ich erst seit einigen Jahren auf dem Markt, hätte ich wohl die Reißleine gezogen.“ Ungeimpfte kämen schon lange nicht mehr. Aber nicht nur jene, auch die Gesamtbevölkerung ist aus ihrer Sicht verunsichert und von den ständigen Regel-Änderungen verwirrt.

Friseure plädieren für Rückkehr zu günstigeren Antigen-Tests

„Da blickt doch keiner mehr durch. Die Folge ist, dass immer weniger kommen“, sagt die Beauty- und Hairstylistin. In ihrer Kosmetik-Abteilung gehe aktuell fast nichts mehr. Auch die Berghausenerin hält eine Rückkehr zum Antigen-Schnelltest statt des teureren PCR-Tests für sinnvoll. Dafür habe sie sich eigens ausbilden lassen.

Dass ein gewisser Prozentsatz an Kunden, eben die Ungeimpften, wegbleiben, sieht auch Thilo Rothweiler, Obermeister der Friseur- und Kosmetik-Innung Karlsruhe-Bretten, so. Bei ihm seien allerdings auch schon drei, vier Kunden mit einem PCR-Test gekommen. „Sicher, das ist die absolute Ausnahme“, sagt er. Er wünscht sich mehr Kontrollen, denn Schwarzarbeit sei aktuell durchaus ein Thema in der Branche.

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