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Katholische Jugend Weingarten

50 Jahre Altpapiersammlung: „Von Kontoauszügen bis zum Playboy war alles dabei“

Der 71-jährige Bruno Grünwedel erinnert sich, wie es zur Idee der ersten Altpapiersammlung am 3. März 1973 durch die Jugendgruppe von St. Michael kam.

Menschen trennen Kartons und Altpapier vor Container
Sammler des ungehobenen Altpapierschatzes: Bruno Grünwedel (mitte) iniziierte am 3. März 1973 mit der Katholischen Jugendgruppe von St. Michael die erste Altpapiersammlung. Foto: Foto: Jürgen Hotz

Am Samstag fand keine gewöhnliche Altpapiersammlung auf dem Festplatz in Weingarten statt. Dieses Mal haben die Jugendlichen mit den grünen Westen, die das Altpapier zur säuberlichen Trennung in Karton und Papier von der Bevölkerung entgegennehmen, etwas zu feiern. Neben den beiden Großcontainern steht ein weißer Pavillon.

Es gibt belegte Brote und Getränke für die Ablieferer. Ein Banner teilt mit: „50 Jahre Altpapiersammlung der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) Weingarten“.

Vor Schautafeln mit einer Chronik und Fotos erinnert sich der 71-jährige Bruno Grünwedel, damals 22 Jahre alt und Jugendgruppenleiter, wie es zur Idee der ersten Altpapiersammlung am 3. März 1973 durch die Jugendgruppe von St. Michael kam: „Für unsere Ferienlager wollten wir einen VW-Bus restaurieren und brauchten Geld.“

Mit acht Traktoren samt Anhängern und 17 Jugendlichen hätten sie acht Bezirke abgefahren. 16 Tonnen Altpapier seien damals am Bahnhof in einen Güterwagen verladen worden. „Von Kontoauszügen bis zum Playboy war alles dabei“, sagt Grünwedel. Über die 50 Jahre seien 6.602 Tonnen Altpapier eingesammelt und verladen worden, was 13 Güterzügen mit 700 Metern Länge entspräche, so Organisator Grünwedel.

„Dann hemmer am Schluss no’mol g’schdopft un’ g’schdopft – un’ dann schnell die Tür zug’macht“, beschreibt er das Prozedere. Mit einem Wagenrücker, einer langen Eisenstange, hätten sie von Hand den Güterwagen langsam zum Rollen und aufs Abstellgleis zur Abholung gebracht. „Einen ganzen Anhänger voll mit Telefonbüchern haben wir Anfang der Achtzigerjahre vom Fernmeldezeugamt in Malsch abgeholt“, ergänzt schmunzelnd Gerhard Lampert, wie Grünwedel ein Mann der ersten Sammlung.

Monatsrekord wurde im September 1991 aufgestellt

Seit 1985 sammelten sie auf dem Festplatz, wo im September 1991 der Monatsrekord mit 83,5 Tonnen Altpapier aufgestellt worden sei. Ab 2001 sei das aktuell praktizierte Bringsystem eingeführt worden, 2008 mit 246 Tonnen Altpapier zum Rekordjahr geworden.

Nur die Einführung der „Schlauen Blauen Tonne“ im selben Jahr zusammen mit der zusätzlichen Möglichkeit der Abgabe im Bauhof sei „ein Wermutstropfen“ gewesen, so Grünwedel. Bis 2022 habe er dadurch eine Mindermenge von 202 Tonnen errechnet.

Blaue Tonne ist nur bedingt ein Problem

„Wir sind da, weil Sie da sind – und wir sind Partner“, beruhigt Matthias Gutheil, Geschäftsführer vom Entsorgungspartner Kühl, Grünwedels Sorgen und kündigt an, jede Blaue Tonne in Weingarten 1:1 der KJG zu vergüten. Bürgermeister Eric Bänziger (SPD) sagt „weiter die regelmäßige Unterstützung der Gemeinde“ zu und lobt die Nachhaltigkeit.

Die Ferienlager der KJG wollen weiter finanziert sein: „Sie sind das Herzstück unserer Jugendarbeit“, so Helferin und ehemalige Jugendleiterin Anna-Maria Kiefer.

Anja Brenk räumt ihr Altpapier aus dem Auto und fragt noch bei Nachbarn nach. Sie will die „sensationelle Jugendarbeit“ unterstützen. Winfried Britsch bringt zwei kleine Kartons Altpapier im Fahrradanhänger und braucht keine Blaue Tonne: „Notfalls fahre ich zweimal.“

Service

Die nächste Altpapiersammlung findet am Samstag, 29. April, von 9 bis 13 Uhr statt.

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