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Digitalisierung der Landwirtschaft

Bauer aus Weingarten steuert Traktor per Computer

Die Landwirtschaft entwickelt sich auch im Landkreis Karlsruhe weiter. So steuern Bauern dort mitunter ihre Traktoren per Computer. Doch die Voraussetzung dafür ist eine schnelle Internetverbindung.

Traktor + Landwirt
Moderner Arbeitsplatz: Im Schlepper von Landwirt Jörg Sakatsch kommt High-Tech zum Einsatz. Über Eingabe-Monitore und Joy-Stick erfolgt die Steuerung. Foto: Klaus Müller

Der Landwirt, der vorm Großrechner sitzt, und per Joystick alle wichtigen Funktionen auf seinem Hof und den Feldern steuert: Zukunftsmusik? Das Bild, das Rolf Berger, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Karlsruhe, skizziert, mag sich eher wie Science-Fiction, denn wie die „altbekannte“ Landwirtschaft anhören. Und doch: So weit weg sind solche Vorstellungen, einen landwirtschaftlichen Betrieb zu führen, am Ende gar nicht.

Seine eigene Theorie hat darüber Jungbauer Jörg Sakatsch, der einen Aussiedlerhof bei Weingarten bewirtschaftet. Allein ein Blick in seinen hochmodernen Schlepper zeigt, was heutzutage möglich ist. Sakatsch deutet auf die Monitore in dem gewaltigen Gefährt. „Über den Computer erteilte ich dem Traktor Arbeitsaufträge.“ Die werden ins System eingespeist.

Der Schlepper weiß dann genau, welchen Schlag er zu befahren hat – wie viel Dünger oder Pflanzenschutzmittel er ausbringen muss. Fast bis auf den Zentimeter und das Gramm genau arbeitet das Fahrzeug.

Digitalisierung der Landwirtschaft ist Thema im Kreistag

Voraussetzung für all das ist digitale Technik. Die hat längst auf den Höfen Einzug gehalten. Und sie ist seit geraumer Zeit Thema in der Landkreisverwaltung, im Kreistag und seinen Ausschüssen. Unter dem Arbeitstitel „Digitalisierung der Landwirtschaft“ soll das 21. Jahrhundert Einzug auf den Höfen halten. Dafür bedarf es eines schnellen Internets, also einer schnellen Breitbandverbindung.

Was das angeht, scheint sich eine Menge getan zu haben. Das betonte jüngst bei einer Ausschusssitzung des Kreistages der Leiter des Landwirtschaftsamtes im Landratsamt, Gerrit Kleemann. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch Rolf Berger vom Kreisbauernverband.

Traktor
Zeitgemäßes Arbeitsgerät: Allein die Ausmaße des „Traktors“ von Jörg Sakatsch sind beträchtlich – ganz zu schweigen von der Technik, die in dem Fahrzeug eingesetzt wird. Foto: Klaus Müller

Was aber bringt die Digitalisierung den landwirtschaftlichen Betrieben? Ohne Internet geht schon mal so gut wir gar nichts. Die aufwendigen Anträge rund um die Landwirtschaft müssen im Regelfall online gestellt werden.

Gleiches gilt für die nicht minder aufwendige Dokumentation, was genau auf dem Hof geschieht, was zu welchem Zweck eingesetzt wird. Was jeder, auch Nicht-Landwirt kennt: Bei Übertragungsraten unter zehn Megabit pro Sekunde wird es richtig zäh.

Voraussetzung: schnelle Internetverbindung auf dem Land im Kreis Karlsruhe

Gleichzeitig ist der Aufwand beträchtlich, einen Hof, weit außerhalb der örtlichen Wohnbebauung gelegen, mit Breitband zu versorgen. Aber es funktioniert, wie Kleemann sagt – auch dank des Engagements der BLK, der Breitbandkabel Landkreis Karlsruhe.

Um von den Großanbietern wie Telekom oder Vodafone unabhängig zu werden, wurde die Gesellschaft ins Leben gerufen. Nebenbei: Der Ausbau, auch mit Blick auf die Anbindung von Höfen, ist noch lange nicht abgeschlossen. „Wir kommen mit dem Ausbau aber gut voran“, so Berger und Kleemann einhellig.

Mit schnellem Internet über Glasfaseranbindung lässt sich gut auf einem Hof arbeiten. Anders die Situation auf den Feldern. „Dafür bräuchten wir ein flächendeckendes Mobilfunknetz“, betont Sakatsch. In dem Bereich gebe es noch viel Luft nach oben. Glasfaser allein könne es nicht richten. Da müsste man jedes Feld daran anbinden. Nicht machbar.

Dabei steckt im Zusammenspiel aller digitalen Möglichkeiten unglaublich viel Potential. „Der Einsatz von Dünger oder Pflanzenschutzmittel reduziert sich beträchtlich“, sagt Sakatsch und verweist in diesem Zusammenhang auf den Klima- und Umweltschutz. „Man muss die Bereitschaft haben, sich mit der Thematik und der neuen Technik auseinanderzusetzen.“

Und man müsse eine Menge Geld in die Hand nehmen. „Auch wenn es heute noch nicht existenziell ist, glaube ich, dass es Höfe ohne entsprechende Modernisierungen in einigen Jahren sehr schwer haben werden.“

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