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Wir geben Künstlern eine Stimme

Corona bremst Trompeter Reinhold Friedrich aus Weingarten aus

Die Corona-Pandemie hat die Welt der Kunst erfasst. Viele Ausstellungen und Konzerte werden abgesagt. Auch Trompeter und Initiator der Weingartner Musiktage, Reinhold Friedrich, leidet unter der Situation.

Trompeter Reinhold Friedrich
Perspektive: Trompeter Reinhold Friedrich setzt viel Hoffnung in die Impfkampagne, so dass das die „Weingartener Musiktage“ zumindest mit aufgestellten Hygienevorschriften veranstaltet werden können. Foto: Cyrus Allyar

Ein Video-Gespräch mit Trompeter Reinhold Friedrich. Im Hintergrund ein Steinway-Flügel – Baujahr 1911. Der hatte im Krieg mal einen Granatendurchschuss abbekommen, wurde allerdings instandgesetzt, erzählt er als Anekdote am Rande. Es ist ein Gespräch darüber, wie die Pandemie das Wirken des Musikers durcheinandergewirbelt hat.

Der 62-Jährige ist Initiator und Gründer der Weingartner Musiktage Junger Künstler und deren musikalischer Leiter. Vergangenes Jahr musste das Jubiläumsfestival – die Weingartner Musiktage wurden 40 Jahre alt – wegen Corona abgesagt werden.

Dieses Jahr konnten die Sonderkonzerte von „Federspiel“ und „sistergold“, die für Ende April angesetzt waren, nicht stattfinden. Ob im Herbst das Festival stattfinden kann, werde man demnächst diskutieren. Die Planung stehe auf jeden Fall. „Wir finanzieren uns zum allergrößten Teil über die Sitzplätze“, sagt er – also über die verkauften Tickets. Und über die Sponsoren.

Hoffnung auf Impfungen

Wenn zu einem Konzert anstelle von 500 Leuten nur 70 zugelassen würden, könne man die Konzertreihe schlicht und einfach nicht stattfinden lassen. „Dann wären wir nach dem Festival bankrott“, erklärt er. Friedrich legt seine Hoffnungen in die Impfungen, sodass man das Festival unter Hygienevorschriften stattfinden lassen kann. Soweit es gehe, würde man das Programm vom vergangenen Jahr nachholen, mit kleinen Modifikationen.

Doch wie kam er darauf, die Weingartner Musiktage Junger Künstler ins Leben zu rufen? „Das Verrückte ist, dass solche Ideen nicht scheibchenweise kommen, sondern es war eine Eingebung, die einfach da war“, sagt er. Die Grundidee des Festivals sei ihm klar gewesen. Historisch gesehen sind die Musiktage eines der älteren deutschen Musikfestivals.

1980 war die erste Auflage – damals habe es bei den arrivierten deutschen Festivals überhaupt keinen Platz für junge Leute gegeben. Das sei der Grund gewesen, warum er unter anderem mit Schulfreunden aus dem Musikzug des Karlsruher Helmholtz-Gymnasiums das Festival gegründet habe.

Gesteigerter Aufnahmenbedarf

Friedrich ist Professor an der Musikhochschule Karlsruhe und unterrichtet nun vermehrt online. Eine Kamera und ein zusätzliches Mikrofon seien notwendig. Am Anfang habe er Probleme gehabt, das Medium Internet herauszufiltern und sich rein aufs Hören zu konzentrieren. Das Unterrichten, so stellt er heraus, sei aufwändiger geworden.

Und: „Wir haben an der Hochschule einen unglaublich gesteigerten Bedarf an Aufnahmen“, erklärt er. Dieser sei um den Faktor 20 gewachsen. Vor Corona sei man, um beispielsweise eine Stelle oder ein Stipendium zu bekommen, zum Probespielen vorbeigekommen oder, wenn ein Wettbewerb stattfand, sei man dort hingefahren.

Die Pandemie habe ihn „wahnsinnig ausgebremst“, sagt er. „Ich war noch nie so viel zu Hause wie im letzten Jahr“, betont er. Der Trompeter ist normalerweise viel international unterwegs. Er habe auch noch eine kleine Klasse an der Escuela Superior de Música Reina Sofía in Madrid – einer privaten Musikhochschule. Normalerweise fliege er einmal im Monat nach Spanien und unterrichte dort. Im vergangenen Jahr sei er kein einziges Mal geflogen. „Ich habe mal ausgerechnet, wie viele Flüge ich nicht gemacht habe – es waren 80“, erklärt er.

CD-Produktion über Crowdfunding

Dieses Jahr hätte er normalerweise zum 300. Jubiläum der Brandenburgischen Konzerte von Johann Sebastian Bach 25 Konzerte verteilt über Europa im ersten Halbjahr gespielt. „Die fehlen, das tut verdammt weh“, so Friedrich. Fast sein ganzes Leben habe er sich mit dem Werk auseinandergesetzt. Sein nächstes Konzert sollte in Ende April in Luxemburg stattfinden – allerdings, so wird es im Gespräch klar, stehen dahinter viele Fragezeichen.

Im Februar habe er zusammen mit den Dortmunder Philharmonikern ein Konzert gegeben, das online übertragen wurde. Es sei ein beglückender Moment gewesen, mit den Musikern auf der Bühne zu stehen. Im Schnitt spiele er im Jahr zwischen 80 und 100 Konzerte. 2020 sei das meiste weggebrochen. Während Corona hatte der 62-Jährige auch Zeit, CDs aufzunehmen, unter anderem mit dem City Light Symphony Orchestra aus Luzern mit Musik von John Williams. Finanziert wurde diese durch Crowdfunding.

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