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Kommunikationsstruktur hat sich geändert

Bühnenbauer aus Weingarten: „Die Belastung durch Corona ist längst nicht überwunden“

Mehr als 80 Prozent Umsatzeinbruch hatte der Bühnenbauer Megaforce in Weingarten durch die Pandemie. Trotzdem ist der Unternehmenschef zuversichtlich.

Megaforce-Geschäftsführer Michael Brombacher - das Unternehmen in Weingarten hat sich auf Bühnenkonstruktionen bei Großevents spezialisiert.
Das Unternehmen von Michael Brombacher ist auf Bühnenkonstruktionen bei Großevents spezialisiert. Foto: Patric Kastner

Vor fast 30 Jahren hat Michael Brombacher, inzwischen 52 Jahre alt, in Weingarten seine Firma Megaforce für Technikdienstleitungen für Veranstalter gegründet.

Was quasi aus einem Hobby entstanden ist, hat sich zu einem Unternehmen entwickelt, das europaweit, gelegentlich auch im außereuropäischen Ausland, seine Dienste anbietet. Zwischenzeitlich hat sich der Betrieb auf den Bühnenbau spezialisiert, vor allem für Veranstaltungen unter freiem Himmel.

Viele namhafte Künstler haben sich von Megaforce ihre Bühnen bauen lassen. Die Corona-Pandemie hat die Aktivitäten jedoch enorm gebremst.

Wann und wie ging es nach der Pandemie wieder los?
Brombacher

In der Sommersaison 2022 haben wir wieder losgelegt. Sozusagen Neustart im Jahr eins nach Corona.

Welche Veranstaltungen waren beim Wiederbeginn die ersten?
Brombacher

Wir haben eine Bühne für die Toten Hosen auf ihrer Tournee durch Deutschland gebaut. Die erste Show, die wir bühnentechnisch vorbereitet haben, war eine für Die Ärzte in Köln. Dann ging es wieder richtig los.

Wer sind denn die wesentlichen Kunden?
Brombacher

In der Regel nehmen Veranstalter unsere Dienste in Anspruch. Die Akteure, die dann auf unseren Konstruktionen ihre Shows geben, decken die komplette Bandbreite nationaler und internationaler Künstler ab. Vorwiegend geht es um Musikveranstaltungen. Zum Beispiel Das Fest in Karlsruhe, das Southside-Festival in Neuhausen-ob-Eck bei Tuttlingen, Summer-Jam in Köln, Hurricane in Scheeßel in Norddeutschland, Pohoda-Festival in Trencin in der Slowakei und ganz viele andere. Das Clockenflap-Festival in Hongkong haben wir schon dreimal gebaut. Wir rechnen damit, dass wir da im kommenden Dezember wieder dabei sein werden.

Wie schwierig war es, die Pandemie so ganz ohne Veranstaltungen zu überstehen?
Brombacher

Corona war wie ein Sturz ins kalte Wasser, eine Situation, die uns den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Wir mussten ziemlich schnell lernen, damit umzugehen. Wir hatten beispielsweise Auszubildende in der Veranstaltungstechnik und Studenten für Event-Management, die ja ihre Ausbildung trotz Corona weiterführen mussten. Dafür haben wir uns mit Kollegen zusammengetan, um die Ausbildungsinhalte – vier Studenten bei uns, drei Auszubildende von Kollegen in Karlsruhe – zu vermitteln. Dazu haben wir bei uns auf dem Gelände unter dem Titel „Save The Summer“ eine Ausbildungsbühne geschaffen, an der praktisch gearbeitet werden konnte.

Und wie hat sich die Pandemie wirtschaftlich bei Ihnen ausgewirkt?
Brombacher

Wir hatten mehr als 80 Prozent Umsatzeinbruch, von heute auf morgen. Das muss man erst mal realisieren. Das zehrt Reserven auf. Die staatlich unterstützte Kurzarbeit war hilfreich, wir mussten niemanden von unseren etwa 40 Mitarbeitenden entlassen. Viel schwieriger war es, die Zeit und die damit verbundene Perspektivlosigkeit mental zu verarbeiten. Das Sommerprojekt hat uns dabei sehr viel geholfen. Und natürlich auch das Verständnis und die Loyalität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat sehr viel mitgetragen. Und man hat gemerkt, dass innerhalb der Branche enger zusammengerückt wurde. So waren wir – und alle anderen – eben nicht allein.

Spüren Sie heute noch Nachwirkungen der Pandemie?
Brombacher

Wir müssen zuerst einmal die finanziellen Unterstützungen, die wir bekommen haben oder uns als Kredite auf dem Markt holen mussten, wieder erwirtschaften und zurückzahlen. Das wird noch eine ganze Weile dauern. Gravierende Nachwehen aus Corona sind vor allem eine deutlich veränderte Kommunikationsstruktur, die man neu lernen musste. Die personellen Ressourcen in der ganzen Branche haben sich stark verändert. Wir selber sind davon glücklicherweise verschont geblieben. Die Belastung durch Corona ist längst nicht überwunden.

Wie ist die Perspektive im Jahr zwei nach Corona?
Brombacher

2023 hat für uns gut angefangen. Wir haben uns engagiert vorbereitet und einiges aus der Pandemie gelernt, was wir nun umsetzen werden. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir – damit auch unsere Branche – in diesem Jahr in eine Konsolidierungsphase kommen können. Klar ist mir aber auch, dass die Vor-Corona-Zeiten nicht mehr wiederkommen werden.

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