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Energiedebatte in Weingarten

Hitzige Diskussionen um die Windenergie am Heuberg

Die Veranstaltung ist bemerkenswert: Gegner und Befürworter dreier geplanter Windkraftwerke sprechen offen miteinander. Doch die Diskussion zeigt, wie groß die Spaltung ist.

Heuberg Windkraftwerk EnbW Vortrag Natur Umweltschutz Klimawandel
Leidenschaftliche Diskussionen am Heuberg: Gut 100 Befürworter und Gegner dreier geplanter Windkraftanlagen trafen sich zwischen Weingarten und Walzbachtal. Hier will die EnBW künftig Strom erzeugen – zum Ärgernis vieler Anwohner. Foto: Holger Keller

Die Kontrahenten trafen sich am Donnerstagabend. Es gab Schnittchen, kühle Getränke und leidenschaftliche Diskussionen, um das Für und Wider der Windkraft. In der abendlichen Idylle des Heubergs auf Weingartener Gemarkung war die Veranstaltung angesetzt, organisiert von der Initiative Gegenwind.

Die Gruppe setzt sich gegen die Errichtung mehrerer Windkraftanlagen zwischen Walzbachtal und Weingarten ein. Auf der anderen Seite: die Initiative Pro-Windenergie. Zwischen den Fronten verläuft eine Kluft, die sich nur schwer überwinden lässt.

Es waren sicherlich 100 Menschen, die mit Autos, Rädern oder zu Fuß den sanften Hügel am Rande des Kraichgaus aufgesucht hatten. Die Voraussetzungen vor Ort waren optimal und die Gespräche, am Mikrofon moderiert vom Weingartener Max Barth, waren offen, wenngleich nicht immer sachlich.

Rentabler Standort für Windkraft

Die Gelegenheit für jeden Einzelnen, sich zu positionieren und mit Argumenten zu überzeugen, kam gerade recht. Das planende Unternehmen EnBW, das sich von Windkraftanlagen an Ort und Stelle ein rentables Geschäft verspricht, hatte erst jüngst den Willen zur Umsetzung bekräftigt. Mit 6,4 Metern pro Sekunde durchschnittlicher Windgeschwindigkeit sei der Standort rentabel.

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Beide Seiten hörten einander zu: Am Heuberg trafen beide Fraktionen aufeinander und diskutierten. Das an sich ist schon ein bemerkenswerter Umstand und ein Umstand, den die Organisatoren als Gewinn verbuchen konnten. Foto: Holger Keller

Das Argument wurde auch von Befürwortern der Anlagen angeführt. In der aktuellen Situation mit den geltenden Strompreisen sei die Anlage lohnenswert. Und eine Senkung der Stromtarife sei für die Zukunft auch nicht zu erwarten.

Natur müsse hohen Preis zahlen

Die Gegner der Windräder sehen darin keine überzeugende Argumentation: Zu hoch sei der Preis, den die Natur für die Errichtung der knapp 250 Meter hohen Anlagen zahlen müsse. Allein der Transport der benötigten Materialien führe unweigerlich zur Zerstörung der schützenswerten Landschaft. Ein Gutachten bestätige den großen Wert der Natur am Heuberg.

Wir müssen handeln, und zwar heute.
Ulrich Schlemmer, Sprecher der Initiatve Pro-Windenergie

„In der Region sind doch Photovoltaik und Geothermie für die Energiegewinnung viel sinnvoller als Windkraft“, unterstrich André Martin die Position der Gegenwind-Akteure. Das Potenzial für diese Arten der Energiegewinnung sei noch lange nicht ausgeschöpft.

Grundsätzlich, so die Aussage, sei man ja auch kein Gegner von Windrädern. Nur lohne sich das im Süden Deutschlands kaum – die Voraussetzungen an der Küste seien wesentlich besser dafür geeignet.

Davon ließ sich die Pro-Windenergie-Fraktion nicht beeindrucken. In leidenschaftlichen Wortbeiträgen untermauerten sie ihren Standpunkt: Die Zeit zum Handeln sei jetzt. Diskussionen um andere Formen der Energiegewinnung angesichts des herrschenden Klimawandels könne man sich nicht mehr leisten, so der Appell von Pro-Windenergie-Sprecher Ulrich Schlemmer am Mikrofon. „Wir müssen handeln, und zwar heute.“

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Argumente von beiden Seiten: Während die Anlagen-Gegner vor allem auf die ökologische Wertigkeit der Natur am Heuberg zu sprechen kamen, betonten die Befürworter, dass man für Diskussionen keine weitere Zeit habe. Der Klimawandel sei jetzt. Foto: Holger Keller

Einigkeit herrschte in einem Belang: Es sei für die umliegenden Gemeinden schon lange überfällig, einen gemeinsamen Weg in Sachen Energiewirtschaft zu beschreiten.

„Es muss endlich eine Energiegenossenschaft der Orte in der Region gegründet worden“, erklärte der Walzbachtaler Reinhold Adis in seiner Wortmeldung. Eine Forderung, der sich auch Ulrich Schlemmer vorbehaltslos anschloss.

Auch Nicolas Zippelius (CDU), Abgeordneter im Weingartener Gemeinderat und Bundestagsabgeordneter für den Bezirk Karlsruhe-Land, nahm gegen Ende der Veranstaltung das Mikrofon in die Hand. Ein Termin mit Vertretern der EnBW sei für September vereinbart worden.

Dabei wolle er sich die konkreten Daten der Windmessungen geben lassen, die vom Unternehmen am Heuberg erhoben worden sind. Das kommunizierte Durchschnittsergebnis der Windgeschwindigkeiten über zwölf Monate hinweg sei keine Basis, auf der man eine Diskussion führen könne.

Zum Schluss konnten die Organisatoren von Gegenwind zufrieden sein – auch wenn während des Abends niemand die Seiten gewechselt hatte, hatten die Menschen die Gelegenheit, zumeist sachlich die Sorgen und Befürchtungen ihrer Kontrahenten kennenzulernen.

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